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Mindelheim: Kolping gibt das Maria-Ward-Internat in Mindelheim auf

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Kolping gibt das Maria-Ward-Internat in Mindelheim auf

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    Idyllisch liegt das Maria-Ward-Internat an der Fuggerstraße in der Mindelheimer Altstadt. Das Internat soll in wenigen Wochen aufgegeben werden.
    Idyllisch liegt das Maria-Ward-Internat an der Fuggerstraße in der Mindelheimer Altstadt. Das Internat soll in wenigen Wochen aufgegeben werden.

    Ziemlich genau auf den Tag vor einem Jahr haben die letzten sieben Schwestern des Maria-Ward-Ordens mit Oberin Schwester Esther Mayr Mindelheim verlassen. (Hier dazu mehr: Die Maria-Ward-Schwestern verlassen Mindelheim) Damit ging in der Unterallgäuer Kreisstadt eine mehr als 300 Jahre lange Geschichte des Ordens zu Ende. Inzwischen ist das historische Gebäude an der Maximilianstraße an die Firma Pro Secur aus Köln verkauft worden. Nun geht ein weiteres Kapitel der langen und für die Stadt segensreichen Geschichte des Ordens in Mindelheim zu Ende. Zum Ende des laufenden Schuljahres 2019/20 schließt das Maria-Ward-Internat seine Pforten – und das für immer.

    Das Maristenkolleg hat sein Internat schon vor Jahren dichtgemacht. Jetzt gibt es in der Kreisstadt nur noch ein Internat für Berufsschüler, das neu auf dem Gelände der Maristen gebaut wurde.

    Vom Ende des Internats in Mindelheim erfuhren die Eltern per Brief

    Die Briefe an die Eltern der Bewohnerinnen des Maria-Ward-Internats wurden dieser Tage verschickt. Die Entscheidung, das Internat aufzugeben, hat Kolping in den Pfingstferien relativ kurzfristig getroffen. Das sagte auf Anfrage Internatsleiter Martin Ruf, der das Haus seit 2013 zusammen mit seiner Frau Christina führt. Kolping hat das Internat für Mädchen vor sieben Jahren übernommen.

    Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das Internat zum zweiten Zuhause geworden. Entsprechend traurig seien sie, dass die Einrichtung nun aufgegeben wird. Sie sollen von Kolping übernommen werden. Keiner werde arbeitslos, versicherte Martin Ruf.

    Das Internat wird von Montag bis Freitag von neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Tagesheim geführt. 18 Mädchen aus Bayern und dem angrenzenden Baden-Württemberg haben hier ein Zuhause gefunden. Sie gehen in die Mittelschule, die Realschule und aufs Gymnasium. Auch eine Grundschülerin lebte schon mal in dieser Einrichtung. Es stehen nicht selten schwere Schicksale dahinter. Bei einem Mädchen zum Beispiel waren beide Eltern gestorben. Andere wiederum erhoffen sich besondere Förderung in der Ganztagesbetreuung.

    Corona hat auch das Maria-Ward-Internat in Mindelheim betroffen

    Die Corona-Pandemie hat die Einrichtung allerdings zuletzt massiv betroffen, wie Martin Ruf berichtet. Weil die Kinder und Jugendlichen nur zeitweise in die Schule durften, lebten auch im Internat über Wochen hinweg nur noch etwa die Hälfte der Mädchen. Ein Flur war gar nicht mehr bewohnt. Das hatte Folgen für die Einnahmen, die entsprechend zurückgegangen sind.

    Martin Ruf leitet das Mindelheimer Internat seit 2013.
    Martin Ruf leitet das Mindelheimer Internat seit 2013.

    Die Perspektive für das Haus sei aber auch schon vor Corona nicht die beste gewesen, deutet Ruf an. Die goldenen Zeiten, als sogar 30 Mädchen in dem Kloster lebten, sind schon seit Jahren vorbei. Kolping sei aber immer bereit gewesen, das Internat weiter am Leben zu halten.

    Die Bauarbeiten für die Tiefgarage im Klostergarten würde Eltern abschrecken

    Mit dem Eigentümerwechsel hat sich eine neue Situation ergeben. Wenn im Klostergarten der Bau einer Tiefgarage geplant ist, „wie sollen wir da Eltern für uns gewinnen?“, fragt der Internatsleiter. Die Bauarbeiten würden abschreckend wirken. Der Geschäftsführer von Pro Secur, Ralf Olbrück, ist von der Aufgabe des Internats überrascht worden. Die Nachricht erreichte ihn über eine Presseanfrage der Mindelheimer Zeitung im Urlaub. Olbrück sagte, es habe ein Gespräch mit der Kolping-Akademie in Augsburg gegeben. „Da war aber nicht die Rede davon, dass Kolping etwas verändern will.“ Im Inneren des Gebäudes steht ein Umbau an, da es nicht mehr die Funktion eines Klosters erfüllt. In dem Gespräch habe Pro Secur auch einen höheren Mietpreis angesprochen, der notwendig werde. Bisher werden 2,60 Euro pro Quadratmeter bezahlt. Martin Ruf betont aber, der Mietpreis habe nicht die entscheidende Rolle gespielt. Es seien mehrere Dinge zusammengekommen. Den letzten Ausschlag hat offenbar die Corona-Krise gemacht.

    Der Investor aus Köln will auf jeden Fall eine Tiefgarage bauen

    Mit der Stadt Mindelheim steht Pro Secur in engem Austausch, vor allem wegen der geplanten Tiefgarage. Dabei ist es für den Investor aus Köln weniger wichtig, zusammen mit der Stadt ein solches Projekt zu stemmen. „Wir bauen in jedem Fall eine Tiefgarage“, betont Olbrück. Aber ob es auch einen öffentlich zugänglichen Teil geben wird, sei derzeit noch nicht entschieden.

    Im Stadtrat hatte Bürgermeister Stephan Winter gesagt, Pro Secur werde vor den Stadträten in öffentlicher Sitzung seine Pläne erläutern. Das wird nun aber noch eine Weile dauern. Vor der Sommerpause wird das laut Olbrück nicht geschehen. Noch gebe es verschiedene Planungsvarianten. Vorgestellt werden soll dann im Herbst jene, auf die man sich verständigt habe. Vor allem mit dem Denkmalschutz gibt es noch Gesprächsbedarf.

    Die geplante Tiefgarage in Mindelheim und ihre Zufahrt ist umstritten. Hier erfahren Sie mehr darüber:

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