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Neben den Mitarbeitern der Krankenhausküchen in Mindelheim und Ottobeuren sollen auch deren Kollegen aus der Zentralen Reinigung, der Bettenzentrale und der Hauswirtschaft künftig in Tochterfirmen arbeiten.

Mindelheim
08.05.2021

Klinik-Mitarbeiter in Mindelheim und Ottobeuren sind tief enttäuscht

Von Johann Stoll

Seit die Geschäftsführung der Allgäu Kliniken bekannt gegeben hat, dass Abteilungen ausgelagert werden, sind die Befürchtungen bei Beschäftigten groß.

Die Enttäuschung sitzt tief bei vielen der 34 Betroffenen, seit ihnen die Geschäftsleitung der Allgäu Kliniken vorige Woche eröffnet hat, dass ihre Arbeitsplätze an den Klinikstandorten Mindelheim und Ottobeuren von August an ausgelagert werden. Dass ausgerechnet jetzt in der für alle anstrengenden Corona-Zeit ein solches Signal von der Geschäftsführung kommt, hat die Mitarbeiter schwer getroffen.

Wie berichtet, werden die Bereiche Zentrale Reinigung, Bettenzentrale, Hauswirtschaft und Küche an den Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren in Tochterfirmen ausgelagert. Bisher sind die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst beschäftigt und quasi direkt bei den Krankenhäusern angestellt.

Für langjährige Mitarbeiter ist das Krankenhaus wie eine zweite Heimat

Von August an sollen die 34 Mitarbeiter in die AKS Klinik-Service GmbH und die OKS Klinik-Service GmbH wechseln. Diese Beschäftigten sind zum Teil schon 30 bis 42 Jahre für die Kliniken tätig. Eine von ihnen sagt, das Krankenhaus sei für sie zweite Heimat, dem man sich eng verbunden fühle. Umso mehr schmerzt nun, künftig nicht mehr Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen.

Einige stehen kurz vor der Rente. Die Tochtergesellschaften des Klinikverbunds erbringen die Leistungen zur Reinigung, in der Küche, in Hauswirtschaft und Bettenzentrale seit vielen Jahren und die dort bereits angestellten Mitarbeiter werden nach Haustarifen vergütet, die mit der Gewerkschaft Verdi ausgehandelt wurden. Sie liegen über den Tarifen der Branchen Nahrung-Genuss-Gaststätten und Gebäudereinigung, aber unter jenen des Öffentlichen Dienstes.

Langjährige Mitarbeiter im Krankenhaus würden vor den Kopf gestoßen

Die Betroffenen in Mindelheim und Ottobeuren fürchten spürbare Einbußen. Was genau auf sie zukommt, ist derzeit noch nicht abschließend klar. Die Beschäftigten fürchten: „Es geht um unsere Besitzstände.“ Einige der Betroffenen seien Alleinerziehende, die jeden Euro dringend bräuchten. Sie jedenfalls haben den Eindruck, es werde immer bei den Sparten gespart, die ohnehin schon wenig verdienten. Noch kurz vor dem Jahreswechsel habe es auf einer Betriebsversammlung geheißen, „momentan sind keine Auslagerungen geplant“. Die Nachricht jetzt habe das Vertrauen nicht befördert, sagte eine Betroffene. Gerade in der Corona-Zeit komme es darauf an, dass alle zusammenhielten. Die Arbeitsbelastung aufgrund der Pandemie sei in allen Abteilungen groß. Der Hygiene und Reinigung käme dabei eine hohe Bedeutung zu. Stattdessen würden langjährige Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen.

Der Geschäftsführer der Allgäu Kliniken, Andreas Ruland, sagte, im Dezember habe man das noch nicht kommunizieren können, „weil das gut vorbereitet sein muss“. Der Aufsichtsrat übrigens hat im Dezember den Plänen bereits zugestimmt. Das sei Teil des Wirtschaftsplanes gewesen, der im Jahr 2021 umgesetzt werden soll. Nach MZ-Informationen soll die Entscheidung einstimmig gefallen sein. Die Informationsveranstaltung vorige Woche hat einige Mitarbeiter offenbar schwer mitgenommen.

Die Klinik-Mitarbeiter fragen sich: Was wird als Nächstes ausgelagert?

Sie seien alle sehr betroffen und könnten die Vorgehensweise nicht verstehen. Ihnen gehe es nicht darum, bei Feierlichkeiten mit am Tisch zu sitzen. „Das größte Problem ist, dass sie nach so langer Betriebszugehörigkeit um ihre Besitzstände kämpfen müssen.“ Einige fragen sich nun, welche Bereiche und Abteilungen wohl als Nächstes ausgelagert werden. Das sei nicht geplant, betonte Ruland. „Es wird keine weiteren Auslagerungen geben“, stelle er klar.

Wie geht es nun weiter? Am Montag, 10. Mai, wollen sich Geschäftsführung, Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi an einen Tisch setzen und über die Details der Auslagerung verhandeln. Ruland hofft auf eine schnelle Einigung. Die Arbeitnehmerseite setzt darauf, möglichst viele der bestehenden Konditionen in die neuen Beschäftigungsverhältnisse herüberzuretten.

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