Das Personal in den Kliniken Mindelheim und Ottobeuren ist am Ende der Kräfte. Dabei geht es den Menschen nicht anders als den Beschäftigten in nahezu allen Kliniken zwischen Flensburg und Oberstdorf. Die Belegschaft sei erschöpft, frustriert und andauernd überlastet, teilen die Geschäftsführer der Allgäuer Kliniken, Andreas Ruland und Florian Glück, mit. Hier sei die Klinik Mindelheim kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die Lage der Kliniken in Deutschland, die bereits seit zweieinhalb Jahren unter der Corona-Krise leiden.
Dies sei auf unbesetzte Stellen, aber auch auf massiv gestiegene Krankmeldungen zurückzuführen. Die medizinische Rund-um-die-Uhr-Versorgung müsse ständig von den verbliebenen Mitarbeitern gestemmt werden. Auch belastet das Personal die rund zehn Corona-Fälle, die auf den Stationen zu versorgen sind.
So stehen die Personalplanungen aus: Die Klinik will mehr Beschäftigte einstellen
Der Klinikverbund Allgäu möchte die Mitarbeiter in den Kliniken halten und neue gewinnen. Daher wurden und werden die Aktivitäten in Ausbildung und Weiterbildung aber auch in die Integration von ausländischen Fachkräften ständig intensiviert. „Momentan würden wir gerne bei insgesamt rund 400 Mitarbeitern am Standort Mindelheim uns um 25 Mitarbeiter verstärken. Im Oktober werden elf Absolventen des Krankenpflegeausbildung übernommen. Weitere Verstärkungen zeichnen sich für den Herbst ab.“
Im vorigen Sommer habe es diese Überlastung nicht gegeben. Damals konnten die Beschäftigten wenigstens für ein paar Wochen durchatmen und erlebten halbwegs einen Normalbetrieb. In diesem Sommer dagegen sind die Corona-Zahlen hoch. Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen belasten das Personal. Nicht dringliche Operationen und Eingriffe müssen daher verschoben werden. Generell beklagen Ruland und Glück, dass die Kliniken von der Bundespolitik allein gelassen würden.
Die geplanten 24,4 Millionen Euro für den Neubau in Mindelheim sind wohl nicht mehr zu halten
Allerdings gilt dies wohl nicht für die Fördermittelzusagen des Landes Bayern für den Neubau des Mindelheimer Krankenhauses am bestehenden Standort. Da sieht es weiterhin gut aus. Im Bayerischem Staatsanzeiger sind die Bauvorhaben für Krankenhäuser für 2022 veröffentlicht. Hier ist der Neubau des Funktionstraktes für die Kreisklinik Mindelheim mit 24,4 Millionen Euro aufgeführt. Dies entspricht der Abstimmung mit der Regierung von Schwaben, teilen Ruland und Glück weiter mit. Tatsächlich dürfte dieser Betrag nicht mehr ausreichen, denn die Zahl stammt vom November 2018.
Im Vertrag aus dem Vorjahr, in dem sich die Kliniken Ottobeuren und Mindelheim dem Allgäuer Klinikverbund angeschlossen haben, wurde ein Betrag von 29,5 Millionen Euro für den Funktionsbau eins der Klinik Mindelheim genannt.
In der Differenz zwischen 24,4 und 29,5 Millionen in Höhe von 5,1 Millionen sind die Baukostensteigerungen berücksichtigt. Insgesamt wird das Fördervolumen aller Baumaßnahmen für beide Klinikstandorte Mindelheim und Ottobeuren rund 50 Millionen Euro umfassen.
Das Management will in „nicht mehr allzu weiter Zukunft“ die Klinik Mindelheim zum Klinik-Campus machen. Damit soll ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für die Gesundheitsversorgung in der Region geschaffen werden.
Ein wichtiger Eckpfeiler für den Klinik-Campus sei der Neubau des Funktionsgebäudes. In diesem werden zukünftig Operationsbereich, Endoskopie, Herzkathterlabor und Radiologie sowie die Notaufnahme mit kurzen Wegen in einem Gebäude zusammengefasst. Das Ziel sind einfachere und schonendere Arbeits- und Versorgungsprozesse für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Patientinnen und Patienten.
So steht es um das Großprojekt in Mindelheim
Die Planungen zu diesem Großprojekt laufen auf Hochtouren. Zurzeit arbeiten die Verantwortlichen, gemeinsam mit einem Städteplaner und der Stadt Mindelheim, an einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Dieser soll spätestens Anfang 2023 fertig sein. Damit ist dann Baurecht geschaffen. Mit der Baugenehmigung können dann die Bagger rollen.
Die Modernisierung der Klinik Mindelheim findet auch im „Kleinen“ statt.
So konnten die Bauarbeiten zur Einrichtung eines eignen Aufwach- und Überwachungsbereichs in der Endoskopie kürzlich abgeschlossen werden.
In den neuen Räumen können die Patientinnen und Patienten nach einem endoskopischen Eingriff in Ruhe aufwachen und überwacht werden. Neben der Endoskopie wurden auch die Kapazitäten auf der Intensivstation sowie im Aufwachraum des Operationsbereiches erweitert.
Als ein weiterer Teil des Klinik-Campus ist der Neubau eines eigenständigen Ärztehauses auf dem Klinikgelände geplant. Allerdings liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht genügend verbindliche Interessenten für die Auslastung eines separaten Ärztehauses vor.
Für die bisherigen Interessenten ist im Klinikneubau ein zusätzliches Stockwerk vorgesehen, in dem Praxisräumlichkeiten bereitgestellt werden können. Im neuen Funktionsgebäude soll zudem ein für ambulante Operationen speziell konzipierter OP-Saal errichtet werden.
Nächster Schritt zur Vernetzung wird ab Oktober der Umzug der neurochirurgischen, chirurgischen und gynäkologischen Praxis des Medizinischen Versorgungszentrums MVZ aus der Teckstraße ans Klinikum sein. Die Praxen kommen im vierten Stock unter. Mit der Nähe zur Radiologie und zum Kreißsaal und verkürzen sich den Patientinnen und Patienten und den Ärzten die Wege deutlich.
Die Kinderarztpraxis in der Teckstraße kann dann ihre Räumlichkeiten deutlich vergrößern und ist dann zukünftig sowohl im Erdgeschoss als auch im zweiten Obergeschoss zu finden.