Kaum eine Berufsgruppe hat es so häufig mit immer wiederkehrenden Vorurteilen zu tun wie Lehrer. Pädagoginnen und Pädagogen seien teuer bezahlt für einen angeblichen Halbtagsjob und obendrein hätten sie ständig Ferien – das sind nur einige der Stammtischparolen. Der Mindelheimer Staatsminister a. D. Franz Josef Pschierer und Präsident des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes ASM war im Frühjahr 2021 auf dieser Welle geritten und hatte hinausposaunt: „Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigsten Lehrer.“
Nach heftigem Gegenwind hat sich Pschierer später halbherzig entschuldigt – bei den Lehrkräften, die beim ASM ehrenamtlich arbeiten. Karin Dobrindt ärgert sich grundsätzlich über solches Gerede. Lehrer kämen oft nicht gut weg in der Öffentlichkeit, beklagt die neue stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums am Maristenkolleg Mindelheim. „Das hat die Lehrerschaft nicht verdient!“, betont sie. Die allermeisten Lehrerinnen und Lehrer seien sehr fleißig und versuchten, Kindern und Jugendlichen nicht nur Wissen zu vermitteln, damit sie später einmal einen guten Beruf ergreifen können.
Die Stellvertreterin am Maristenkolleg unterrichtet Deutsch und Französisch
Sie selbst ist Lehrerin aus Überzeugung geworden. „Ich möchte junge Menschen, die sich in einer sehr ungünstigen Lebensphase befinden, befähigen, gute Menschen zu werden.“ Fachunterricht gehört dazu. In ihrem Fall sind das die Fächer Deutsch und Französisch. Aber Schule ist mehr. Die 51-Jährige spricht von Herzensbildung, von Schule als stabilem Raum, der Kindern und Jugendlichen Halt gibt und sie starkmacht.
Seit August ist Karin Dobrindt neue stellvertretende Schulleiterin am Gymnasium des Maristenkollegs. Sie ist Brigitte Luther nachgefolgt, die ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten hat. Dobrindt ist nun also die rechte Hand von Schulleiterin Beate Merkel. Dobrindt und Merkel – zwei Politgrößen der Union – da muss auch die neue Vizeschulleiterin schmunzeln. Auch sie können gut miteinander. Weil beide aus dem Raum Bobingen stammen und dort auch leben, bilden sie, wann immer es geht, eine Fahrgemeinschaft nach Mindelheim.
So gerne sie unterrichtet, zu den Aufgaben von Karin Dobrindt gehört viel Organisation in einer Schule, die mehr als 650 Schülerinnen und Schüler besuchen. Deshalb waren die Sommerferien für sie auch sehr kurz ausgefallen.
Was Dobrindt an der kirchlichen Schule in Mindelheim schätzt
An ihrer neuen Schule sei sie sehr freundlich aufgenommen worden, schwärmt sie. Besonders beeindruckt sie, wie sich die Lehrkräfte gegenseitig unterstützen. Von kirchlichen Schulen hat sie den Eindruck, hier werde mehr auf Werte wert gelegt. Diese Erfahrung hat sie schon in Ursberg gemacht, wo sie vor Jahren am Gymnasium unterrichtet hat.
Dobrindt war zuletzt Lehrerin an einem staatlichen Gymnasium in Schwabmünchen. Auch schwabenweit setzt sie sich als Moderatorin für die Schulentwicklung ein. Sie lebt mit Mann und zwei Töchtern in Untermeitingen. Dort ist sie auch politisch beim CSU-Ortsverband als Stellvertreterin engagiert.
Weil sie an ihrer alten Schule vor Jahren mal eine schwierige Situation zu meistern hatte, ließ sie sich zur Notfallseelsorgerin ausbilden. Wenn jemand eine Todesnachricht von einem nahe stehenden Menschen erfährt, „darf man nicht alleingelassen werden“, sagt sie. Das gilt natürlich besonders für Kinder. Im Landkreis Augsburg leistet sie ehrenamtliche Dienste in der Notfallseelsorge. Auch am Maristenkolleg steht sie bei Krisen mit ihrem Spezialwissen bereit.
Ein Traditionsbewusstsein wie am Maristenkolleg Mindelheim kannte sie noch nicht
Überrascht hat sie an ihrer neuen Schule, welche Bedeutung diese in Mindelheim hat. „Der ganze Ort nimmt Anteil an der Schule.“ Dieses Traditionsbewusstsein kannte sie so noch nicht. Dem komme auch das Schulwerk der Diözese nach und unterstütze die Schule sehr.
Lehrerin sein ist für Karin Dobrindt Berufung. „Wenn man vor 30 Kindern steht, ist das nicht zu trennen von den Menschen“, sagt sie. Da gehe es um grundsätzliche Fragen wie: Wie gehen wir miteinander um? Wie respektvoll ist das Miteinander? Und so fragt sie Kinder auch regelmäßig, um deren Blick fürs Positive zu schärfen, welche nette Begegnung sie denn heute schon hatten. Die Leistung muss auch immer stimmen.
Kraft tankt Karin Dobrindt in der Natur. Sie liest gerne Krimis und fährt auch Motorrad. Im Urlaub ist mit ihrer Familie begeisterte Camperin – am liebsten im Norden Europas. Wobei sich da meist die Kinder durchsetzen. Sie bevorzugen das wärmere Italien.