Startseite
Icon Pfeil nach unten
Mindelheim
Icon Pfeil nach unten

Mindelheim: In der Katharinenkapelle hängt die Mindelheimer Prominenz an der Decke

Mindelheim

In der Katharinenkapelle hängt die Mindelheimer Prominenz an der Decke

    • |
    Eigentlich müssten die Katharinenkapelle und der kleine Anbau, der sich in Privatbesitz befindet, gemeinsam saniert werden.
    Eigentlich müssten die Katharinenkapelle und der kleine Anbau, der sich in Privatbesitz befindet, gemeinsam saniert werden.

    Ein Besucher kritisierte jüngst in einem Brief an die Kirchenstiftung St. Stephan den „jämmerlichen Zustand“ der Katharinenkapelle und des mit dem Gotteshaus verbundenen kleinen Anbaus, der im Besitz einer Erbengemeinschaft ist. Der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren an dem schlichten Achtecksbau mit Zeltdach hinterlassen, den Maria Gräfin von Schwarzenberg, die Gemahlin des Freiherrn Christoph Fugger von Kirchberg-Weißenhorn zu Ehren der Heiligen Katharina 1606 auf eigene Kosten auf dem Sattel des einstigen Siechen-Kreuzbergs errichten ließ. Mit einer schnellen Sanierung ist nicht zu rechnen, obwohl die Kapelle einige Besonderheiten aufweist.

    Historiker halten das Mindelheimer Gotteshaus für ein Schatzkästchen

    Doch was bei der teilweise eingerüsteten Innenausstattung auf den ersten Blick recht ruinös anmutet, werten Kunsthistoriker und Restauratoren bei näherem Hinsehen als prächtiges Schatzkästchen. Die Kunstrichtungen Barock und Rokoko sind nicht zu übersehen. Da schwärmt auch Markus Fischer über den großen Prunk. In der Kirchenverwaltung St. Stephan ist er zuständig für die Restaurierung und Sanierung der Jesuiten- und Katharinenkirche.

    Das zentrale Deckengemälde zeigt die heilige Katharina am Hofe von Maxentius. Der Künstler Max Behringer verewigte in dem Werk 1948 auch zahlreiche Mindelheimer Prominente.
    Das zentrale Deckengemälde zeigt die heilige Katharina am Hofe von Maxentius. Der Künstler Max Behringer verewigte in dem Werk 1948 auch zahlreiche Mindelheimer Prominente.

    Damit meint er unter anderem den goldenen marmorierten Hochaltar, die Kanzel, die Bänke, wie auch im Kirchendepot eingelagerte großformatige Ölgemälde und Marien-Figuren. „An diese Schätze hat noch nie ein Restaurator Hand anlegen müssen“, bemerkt Fischer und weist auf das Highlight der Kapelle hin: es ist das vom Mindelheimer Künstler Max Behringer im Jahre 1948 weitgehend erneuerte und neu komponierte mittlere Deckengemälde. Das Werk zeigt die Heilige Katharina von Alexandrien im Streitgespräch mit 50 Gelehrten vor Kaiser Maxentius. Und was weitgehend unbekannt ist: Behringer hat sich dabei der Porträts prominenter Mindelheimer Bürger bedient. Da erweisen unter anderem Franz Krach, der frühere Stadtpfarrer Martin Schorer, Dr. Friedrich Zöpfl, Dr. Peter Dörfler, Maria Haider, Adolf Hundegger, wie auch Erwin und Ernst Holzbaur dem Kaiser ihre Referenz.

    Die Geschichte der Katharinenkapelle wäre unvollständig, würde man nicht erwähnen, dass sie am 13. Mai im Jahre 1607 vom Konstanzer Bischof Jakob Fugger geweiht wurde. „Damals ein nicht alltägliches Ereignis“, bemerkt Museumsleiter Fischer. Während die Kapelle auf dem Katharinenberg im 17. Jahrhundert ein beliebtes Ziel von Wallfahrern war und die Mindelheimer jeweils am Ulrichstag einen Bittgang zur Abwendung von Mäuseplagen unternahmen, ist es heute um die kleine Kirche recht ruhig geworden. Und auch der mit der Kapelle unmittelbar verbundene Anbau verfällt immer mehr.

    Früher diente das Gebäude als Mesnerhaus und erfreute sich auch als Gaststätte mit Biergarten großer Beliebtheit bei Pilgern und Ausflüglern.

    Sanierungspläne liegen in Mindelheim bereits in der Schublade

    Die Kirchenstiftung St. Stephan ist sich durchaus bewusst, dass der Zustand der Katharinenkapelle zu wünschen übrig lässt. „Pläne für eine Sanierung liegen bereits in der Schublade“, informiert Dekan Andreas Straub und erklärt: „Wir würden damit sofort loslegen, aber es fehlen uns die nötigen Eigenmittel und Rücklagen.“ Zudem, so Straub, habe die Pfarreiengemeinschaft St. Stephan 50 Kirchen und Kapellen zu betreuen. Da hätten bei anstehenden Restaurierungen Pfarr- und Filialkirchen erste Priorität. Doch der Dekan sieht auch Licht am Ende des Tunnels. „Wenn wir über den erforderlichen Grundstock von 60 bis 70 Prozent der veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 400.000 Euro aus Spenden und Zuschüssen verfügen können, sind wir der Restaurierung der Katharinenkapelle einen gewaltigen Schritt näher.

    Aber einschränkend erklärt Straub: „Eigentlich macht eine umfassende Sanierung der Kapelle nur Sinn, wenn die Eigentümer des maroden Anbaues sich über dessen weitere Nutzung einig sind und man in einem Zug restaurieren kann.“

    Die Notsicherung der Kanzel in der Kapelle hat 10.000 Euro gekostet

    Für eine Notsicherung der Kanzel (Einrüstung) hat die Kirchenstiftung bereits 10.000 Euro ausgegeben. Eine Begasung der Innenausstattung gegen Holzwurmbefall im Jahre 2020 hat 12.000 Euro gekostet.

    Durch großzügige spenden konnte die Kanzel in der Kapelle schon gesichert werden, um sie vor dem Absturz zu bewahren.
    Durch großzügige spenden konnte die Kanzel in der Kapelle schon gesichert werden, um sie vor dem Absturz zu bewahren.

    Und was der Kirchenstiftung St. Stephan noch Kopfzerbrechen bereitet: „Es gibt in und um die Katharinenkapelle kein Wasser, keinen Strom, keine Orgel und auch keinen Mesner.“

    Lesen Sie auch: Kerze, Blumen und „Klagemauer“ erinnern an die Corona-Toten im Unterallgäu

    Fastenzeit in Mindelheim: Kehr aus, kehr ein, kehr um!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden