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Mindelheim steht zusammen: Spendenaktion für die tapfere Zoey

Für ihre Töchter Zoey (rechts) und Mia ist Michaela Meyer über ihren Schatten gesprungen und nimmt die Hilfe an.
Foto: Sandra Baumberger
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Zoey ist schwer krank – nun bekommt ihre Familie Hilfe von einem „Engel“

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    Wenn Zoey mit ihrer kleinen Schwester Mia zur Tür hereinstürmt, die Oma im Schlepptau, ist ihr nicht anzumerken, wie schwer sie es mit ihren bald sieben Jahren schon hatte. Wie oft ihr Leben schon am seidenen Faden hing und sich ihre Mama Michaela Meyer fragte, ob sie sich dieses Mal für immer von ihrer älteren Tochter verabschieden muss. Beide strahlen Stärke und eine ansteckende Zuversicht aus, sie sind Kämpferinnen – und unheimlich dankbar, dass Franz Langenmaier aus Obergessertshausen mit seiner jährlichen Spendenaktion heuer unter anderem sie bedenkt, um ihnen ihren täglichen Kampf ein wenig zu erleichtern.

    Zoey war wie hier vor ein paar Jahren schon sehr oft im Krankenhaus. Mit Schienen an den Beinen kann sie laufen, längere Strecken legt sie im Rollstuhl zurück.
    Zoey war wie hier vor ein paar Jahren schon sehr oft im Krankenhaus. Mit Schienen an den Beinen kann sie laufen, längere Strecken legt sie im Rollstuhl zurück. Foto: Michaela Meyer

    Dass sie ihn würden führen müssen, war nicht absehbar: Nichts deutete in der Schwangerschaft darauf hin, dass Zoey mit einem schweren Herzfehler und einem offenen Rücken zur Welt kommen würde. Die Haut war zwar geschlossen, an ihrer Lendenwirbelsäule trat aber eine große Blase hervor, in der sich Teile des Rückenmarks, der Rückenmarkshäute und Nerven befanden. Für die junge Mutter aus Mindelheim war das ein Schock: Sie war nicht darauf vorbereitet, dass ihre Tochter so schwer krank sein könnte und hat lange mit dieser Behinderung gehadert. „Ich hab‘ immer überlegt, was ich falsch gemacht habe.“ Hätte sie bereits in der Schwangerschaft geahnt, was auf sie zukommt, „dann hätte ich wahrscheinlich abgetrieben“, gibt die 29-Jährige offen zu. Heute ist sie froh, dass sie es nicht wusste: „Es gibt ganz viele Tränen und es ist bestimmt nie leicht, aber ich bin so froh, dass ich Zoey habe. Ich liebe sie über alles.“

    Nach zahlreichen Komplikationen liegt Zoey 52 Tage im künstlichen Koma

    Als Zoey zum ersten Mal operiert wird, ist sie erst eineinhalb Wochen alt. Ihr erstes Weihnachten verbringt die Familie im Krankenhaus. Mit eineinhalb Jahren steht Zoey die nächste OP bevor: Die Blase an ihrem Rücken wird entfernt und der Rücken geschlossen. Leider ist das längst nicht so einfach, wie es klingt. Aus den geplanten wenigen Tagen im Krankenhaus werden aufgrund zahlreicher Komplikationen fast sechs Monate. Mehrmals muss Zoeys Rücken geöffnet werden, weil die Wunde nicht heilt, sie bekommt eine Hirnhautentzündung und liegt 52 Tage im künstlichen Koma.

    Von Mia (links) hat sich Zoey in den vergangenen Jahren vieles abgeschaut. Die beiden sind ein tolles Team.
    Von Mia (links) hat sich Zoey in den vergangenen Jahren vieles abgeschaut. Die beiden sind ein tolles Team. Foto: Michaela Meyer

    Wegen der Medikamente verliert sie damals ihre Haare, sie ist aufgedunsen, ihre Haut vom Liegen wund. Das sonst so fröhliche Mädchen ist kaum wiederzuerkennen. Für ihre Mutter ist das eine schwere Zeit. Sie ist mit Mia schwanger, die zur Welt kommt, während ihre große Schwester im Koma liegt. Später wird die Jüngere oft die Große sein, von der sich Zoey vieles abschaut. „Mia kann jetzt schon ohne Stützräder Fahrrad fahren“, erzählt die Sechsjährige stolz. „Bei mir geht das ja nicht.“ Sie fährt ein dreirädriges Fahrrad, da kann man die hinteren Räder nicht einfach abmachen. Die Sechsjährige kann mit Schienen an den Beinen laufen, längere Strecken legt sie im Rollstuhl zurück. Im vergangenen Jahr wurden ihre Hüften operiert, jetzt stehen noch eine Klump- und eine Sichelfuß-OP an – und im schlimmsten Fall eine weitere am Rücken. „Da habe ich wahnsinnig Angst davor“, sagt ihre Mutter.

    Für die alleinerziehende Mutter ist es oft schwer, alle Ausgaben zu stemmen

    Von Zoeys und Mias Vater hat sie sich getrennt, als Mia ein halbes Jahr alt war. „Allein ist es nicht einfach, aber es ist besser so“, sagt sie – auch wenn sie sich trotz der Hilfe ihrer Familie und ihrer besten Freundin manchmal maßlos überfordert fühlt. Denn dass ihre Tochter so schwer krank ist, ist eine riesige Herausforderung – für die Alleinerziehende oft auch eine finanzielle. Die Inkontinenzunterwäsche, die Zoey braucht, zahlt die Krankenkasse nicht, und auch nicht den Wochenend-Kurs für 400 Euro, in dem Zoey gelernt hat, sich selbst einen Katheter zu legen. Pro Jahr übernimmt die Kasse einen Teil der Kosten für zwei Paar der teuren Spezialschuhe, die die Sechsjährige wegen ihrer Schienen braucht. Aber seit sie in die Schule geht, reicht das hinten und vorne nicht: Sie benötigt Haus- und Turnschuhe für die Schule, außerdem Sandalen, Halbschuhe, Gummi- und warme Winterstiefel. Von ihrem Gehalt als Supermarkt-Kassiererin kann Michaela Meyer diese Ausgaben kaum stemmen, und schon gar nicht die für ein Therapiegerät, mit dem Zoey Muskeln aufbauen könnte. Das würde zwischen 5000 und 6000 Euro kosten, eine Aufstiegshilfe für die Toilette oder ein Handbike für den Rollstuhl insgesamt weitere rund 6000 Euro.

    Zuletzt wurden Zoeys Hüften operiert. Trotz der Fixierung ist sie bester Laune.
    Zuletzt wurden Zoeys Hüften operiert. Trotz der Fixierung ist sie bester Laune. Foto: Michaela Meyer

    Und dann gibt es da noch etwas, was Zoey sehr wichtig ist: „Lady“, das Therapiepferd, auf dem sie manchmal reiten darf. Momentan ist das aber nicht drin, der Schulstart war zu teuer, um die Reitstunden weiterzubezahlen. Kein Wunder also, dass Michaela Meyer erst einmal in Freudentränen ausgebrochen ist, als Franz Langenmaier ankündigte, mit seiner diesjährigen Spendenaktion ihr und Zoey helfen zu wollen. Schon seit vielen Jahren unterstützt er Menschen in der Region, die Hilfe gebrauchen können. Der ehrenamtliche Schiedsrichter hat ein Spendenkonto eingerichtet, sammelt am Rande von Fußballspielen Geld und verkauft vom 30. November bis 24. Dezember in Obergessertshausen wieder Christbäume. Pro verkauftem Baum fließt ein Euro in die Spendenaktion. Von der hat im vergangenen Jahr eine Familie mit einem ebenfalls behinderten Mädchen in Zaisertshofen profitiert. Dieses Jahr ist das Geld für Familie Meyer und zwei Rettungshundeführer der Wasserwacht bestimmt, die für die Ausbildung und Ausrüstung ihrer Hunde sonst komplett allein aufkommen müssten.

    Michaela Meyer musste sich überwinden, die Hilfe anzunehmen

    „Franz Langenmaier ist ein Engel“, findet Michaela Meyer. Trotzdem mussten sie Freunde und Familie letztlich überreden, die Hilfe anzunehmen. „Es gibt bestimmt Familien, denen es schlechter geht“, sagt sie. „Wir haben ja eine Wohnung und ein Auto und ich hab' Arbeit.“ Doch für ihre beiden Mädchen ist sie über ihren Schatten gesprungen. Als sie und ihr damaliger Partner einen Namen für ihr erstes Kind gesucht hatten, hatte ihnen Zoey einfach gut gefallen. Inzwischen weiß sie, dass Zoey „Leben“ bedeutet, und ist sich sicher, dass das kein Zufall ist.

    Info: Franz Langenmaier verkauft die Christbäume von 30. November bis 24. Dezember täglich von 9.30 bis 18 Uhr am Kirchplatz in Obergessertshausen. Familie Meyer und die beiden Rettungshundeführer sind am Sonntag, 15. Dezember, ab 14.45 Uhr vor Ort. Dazu lassen es die Böllerschützen aus Aichen krachen und die Musikvereinigung Obergessertshausen spielt ein Ständchen. Spenden kann man unter dem Kenntwort „Hilfe für Zoey und Wasserrettungshunde“ auf das Konto bei der Raiffeisenbank Balzhausen mit der IBAN: DE 17 7206 9235 1802 6309 40. Nähere Informationen gibt Franz Langemaier unter den Telefonnummer 08262/1705 und 0151/70187519.

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