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Mindelheim: Größter Arbeitgeber im Ort: Wie Mindelheim von der Firma Grob profitiert

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Größter Arbeitgeber im Ort: Wie Mindelheim von der Firma Grob profitiert

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    Ein Blick von Süden auf die Unterallgäuer Kreisstadt Mindelheim: Das Maschinenbauunternehmen Grob dominiert mit der Konzernzentrale und den Werkhallen das Bild.
    Ein Blick von Süden auf die Unterallgäuer Kreisstadt Mindelheim: Das Maschinenbauunternehmen Grob dominiert mit der Konzernzentrale und den Werkhallen das Bild. Foto: Ulrich Wagner

    Seit gut zehn Jahren geht es für Mindelheim nur in eine Richtung: nach oben. Es läuft wirtschaftlich gut in der Unterallgäuer Kreisstadt für die Betriebe und ihre Beschäftigten, und auch durch die Corona-Krise sind die meisten Betriebe bisher gut gekommen. Mehr als 12.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gibt es in Mindelheim, das knapp 15.000 Einwohner zählt. Allein die Grob-Werke, der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Stadt, steuern dazu 4750 Arbeitsplätze bei.

    Die Kreisstadt auf die Grob-Werke zu reduzieren, wäre allerdings falsch. Es gibt eine ganze Reihe von familiengeführten Unternehmen mit langer Tradition und tiefer Verwurzelung in der Region. Als Beispiele sei die Firma Kleiner mit über 500 Beschäftigten genannt. Das Unternehmen hat eine Bad- und Wellnesssparte, rüstet Bau- und Handwerksfirmen aus, hat ein Energiezentrum und eine Stahlabteilung. Überregionale Bedeutung hat auch die Bauunternehmung Glass mit mehreren hundert Beschäftigten in Mindelheim.

    Kreisstadt Mindelheim hängt nicht am Tropf des Maschinenbauunternehmens Grob

    Die Kreisstadt hängt also nicht am Tropf des familiengeführten Maschinenbauunternehmens Grob, das Werke auch in China, Brasilien und den USA unterhält. Die Bedeutung für das Wohlergehen der Stadt und ihre Menschen ist allerdings immens.

    Dass Mindelheim besonders in der Ära des derzeit amtierenden Bürgermeisters Stephan Winter (CSU) Jahr für Jahr Millionenbeträge in die Infrastruktur pumpen kann, ist der kräftig sprudelnden Gewerbesteuer zu verdanken, aber auch der Vollbeschäftigung und damit der Einkommenssteuer. Bis auf 16 Millionen Euro im Jahr war die Gewerbesteuer bereits angestiegen, und einen gehörigen Brocken steuert Grob bei. In der Kurstadt Bad Wörishofen sieht man neidvoll auf solche Zahlen des Nachbarn Mindelheim.

    Wenn Grob allerdings weniger Steuern überweist, spürt das die Stadt sofort. Schon im Vorjahr überwies Grob ein paar Millionen Euro weniger an den Kämmerer der Stadt. Das aber ist vor allem den millionenschweren Investitionen in alternative Antriebstechniken geschuldet. Grob hängt in besonderem Maße von der Automobilindustrie ab. Deshalb hat sich das Unternehmen vor ein paar Jahren zusätzliche Kompetenzen im Bereich Elektromobilität aufgebaut, insbesondere durch den Zukauf der italienischen Firma DMG meccanica. Diese Investitionen freilich schmälern die Gewinne und damit gehen auch die Steuerzahlungen an die Stadt Mindelheim zurück.

    Mindelheim profitiert von der sprudelnden Steuerquelle

    Im Stadtrat von Mindelheim muss dank Grob schon seit vielen Jahren nicht wie bei den meisten anderen Kommunen jeder Cent zweimal umgedreht werden. Die Stadt konnte es sich leisten, die gesamte Prachtstraße Maximilianstraße samt Marienplatz seit 2006 zu erneuern. Im Zweifel entschied sich die Stadt für schönere und teurere Pflaster. Das Geld war vorhanden. Trotz dieser Millionensummen steht die Stadt weitgehend ohne Schulden da.

    Auch andere Projekte konnte Mindelheim dank der sprudelnden Steuerquellen umsetzen. Das Hallenbad wurde für Millionen saniert. Das Freibad wird derzeit für rund acht Millionen Euro ertüchtigt. Gebaut wurden auch mehrere Kindertageseinrichtungen, sodass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Mindelheim gut ermöglicht ist.

    Die Familie Grob wirkt aber nicht nur über Steuergelder und Arbeitsplätze positiv in die Stadt hinein. Die neue Technikerschule in Mindelheim hat der inzwischen verstorbene Firmenchef Burkhart Grob mit einer privaten Millionenspende auf den Weg gebracht. Das war das Signal für die Politik, die Schule im Eiltempo zu bauen. Und dass das Klinikum in Mindelheim einen Magnetresonanztomografen für seine Patienten nutzen kann, ist einer Zwei-Millionen-Euro-Spende von Grob zu verdanken. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich andere familiengeführte Unternehmen ebenfalls sehr stark in der Region sozial engagieren.

    Die Dominanz von Grob in Mindelheim hat auch Kehrseiten

    Auch nach innen hat sich das Unternehmen immer als besonders sozial gezeigt. In der neuen Firmenzentrale wurde eine der modernsten Großküchen in Europa überhaupt untergebracht. Die Qualität des Essens wird als herausragend auf Sterne-Niveau gelobt. Wer gute Mitarbeiter halten will, muss ihnen Besonderes bieten, so das Credo von Grob.

    Das Unternehmen hat auch schon schwierige Zeiten erlebt. Die Flugzeugsparte musste auf Druck der Banken abgegeben werden. Auch in dieser Zeit hat die Familie an seinen Mitarbeitern festgehalten. Diesen Zusammenhalt betont das Unternehmen immer wieder, etwa bei den Mitarbeiterfeiern. Vor allem die langjährigen Mitarbeiter bei Grob zeichnet ein Stolz aus, dieser Firma angehören zu dürfen. Und Firmenchef Christian Grob betont, dass das Unternehmen in guten wie schlechten Zeiten zu seinen Leuten steht.

    Die Dominanz von Grob in Mindelheim freilich hat auch Kehrseiten. Vor allem das Handwerk musste über Jahre erleben, wie Grob geradezu wie ein Magnet auf Mitarbeiter wirkt. Mit der Bezahlung von Grob konnten viele nicht mithalten. Grob hat immer gut bezahlt, wobei die Metallbranche ohnehin höhere Löhne zahlt.

    Folgen hatte der rasante Aufstieg des Unternehmens auch für den Wohnungsmarkt, der zeitweise völlig überhitzt ist. Die Preise zogen spürbar an. Auf der anderen Seite sorgte die stete Nachfrage nach Wohnraum auch zu reger Bautätigkeit. Im Mindelheimer Norden entsteht derzeit ein neues Baugebiet. So manches Haus wird von einem Grob-Mitarbeiter gebaut. Das schafft wieder Arbeit bei Baufirmen.

    Das Unternehmen Grob ist in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsen

    Das Rathaus hält angesichts der Bedeutung des größten Arbeitgebers engen Kontakt zur Firmenleitung. Wünsche von Grob werden in der Regel als Eil-Auftrag verstanden. Beim Neubau der neuen Firmenzentrale, die im Süden von Mindelheim 49 Meter in den Himmel ragt, ließ die Stadt vor wenigen Jahren sogar eine öffentliche Straße umwidmen. Sie gehört jetzt zum Grob-Gelände.

    Weil das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren immens gewachsen ist, nahm auch die Zahl der Mitarbeiter stark zu. Weil die meisten mit dem Auto anreisen, nahm in Mindelheim auch die Verkehrsbelastung zu. So manche Nebenstrecke wurde zum Schleichweg für Grob-Mitarbeiter – sehr zum Ärger von Anwohnern.

    Und dann ist da noch der leidige Flächenverbrauch, den Naturschützer und Bauern beklagen. Hektar um Hektar wertvoller Ackerboden sind über die Jahre zugebaut worden. Neue Werkhallen wurden errichtet, aber auch hunderte von Parkplätzen für die Einpendler. Manchmal wird Mindelheim auch als „Grob-City“ bezeichnet. Wer die Stadt von Süden her von der Autobahn her anfährt, weiß, was gemeint ist.

    Der Stadt ist es bisher nicht gelungen, die Firma Grob davon überzeugen, ein Parkhaus oder eine Tiefgarage zu bauen. In Aussicht gestellt hat die Firmenleitung das aber schon. Auch die Anregungen, auf den Flachdächern der Produktionshallen doch Photovoltaikanlagen zu montieren, hat Grob bisher nicht als vorrangig erachtet.

    Firmenchef Christian Grob weiß, was er an den Schwaben hat

    Dennoch wäre es unfair, Grob pauschal vorzuwerfen, zu wenig auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen. Schon aus Kostengründen sind die Abläufe in den Werkhallen optimiert. Und in einem Punkt kann sich Grob mit all den Ansiedlungen mehr als messen, die in den vergangenen Jahren entlang der Autobahn A96 entstanden sind: Die Zahl der gut bezahlten Arbeitsplätze je verbrauchter Fläche ist ungleich höher als bei so mancher Logistikfirma, die teilweise nur eine Handvoll Leute in ihren großen Hallen beschäftigt.

    Der Aufsichtsratsvorsitzende der Grob-Werke, Christian Grob.
    Der Aufsichtsratsvorsitzende der Grob-Werke, Christian Grob. Foto: Grob

    Als die Firma Grob vor ein paar Jahren entschied, die weltweite Firmenzentrale in Mindelheim zu errichten, war die Freude darüber groß in Mindelheim. Dieses Bekenntnis von Grob zu Mindelheim, das sahen Kommunalpolitiker sehr deutlich, ist in Zeiten globalisierter Wirtschaft keine Selbstverständlichkeit. Beim Neujahrsempfang jedes Jahr ist auch Firmenchef Christian Grob gern gesehener Gast, der gerne kommt und Kontakt zur Stadtgesellschaft pflegt. Und Grob weiß, was er an den Schwaben hat, die für ihren Fleiß und ihre Zuverlässigkeit bekannt sind.

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