Eigentlich war es anders geplant: Gemeinsam mit seinem Freund Franz Höchstötter wollte Peter Fraefel Anfang Dezember die Ausstellung „färbende Flüsse“ im Salon des Mindelheimer Kunstvereins eröffnen. Es war nur eines von mehreren künstlerischen Projekten, die die beiden gemeinsam umsetzen wollten, im August jedoch ist Franz Höchstötter verstorben. „Das Leben ist gekennzeichnet durch Veränderungen, ohne Veränderungen gibt es keine Zukunft“, sagt Fraefel, den der Verlust hart getroffen hat und der diese Ausstellung nun seinem Freund widmete. Zu sehen sind zwei und dreidimensionale Werke der beiden Künstler, eine bewegende Reise durch zwei Künstlerwelten, die nicht nur für die Dauer dieser Ausstellung im Salon ineinanderlaufen und ein gemeinsames Zuhause haben.
Fünf Bilder zeigen die Eindrücke der letzten Reise, die Höchstötter nach Venedig unternommen hat. Diese Bilder spiegeln nicht nur seine Vorliebe für das besondere Licht südlicher Länder, sie zeichnen auch seinen Weg als Künstler durch die Umgebung, die sich ihm präsentiert, seine Freude an Farben und dem fantasievollen Spiel damit.
Franz Höchstötter lebte auch für seine Kunst und seine Farben
„Franz lebte für seine Familie, seine Kunst und seine Farben“, erzählt Fraefel. Die Impressionen von Landschaften und Stadtansichten, die Höchstötter auf Leinwand festhielt, zeugen einerseits von seiner künstlerischen Freiheit und Malfreude und verweisen gleichzeitig auch auf die Idee dahinter: Sein Bedürfnis, mit seinen Impressionen ein Gefühl bei der Betrachtung zu wecken, ja, der einfachen Abbildung eine färbende oder vergoldende Sicht des Künstlers an die Seite zu stellen. Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters, das gilt eben schon beim künstlerischen Prozess.
Höchstötters Bilder treffen so gesehen zuallererst eine Aussage über ihn, über seinen wohlwollenden, einer farbenfrohen optimistischen Interpretation versprochenen Blick auf die Welt. Zu einem Bild vom Dogenpalast fügt sich dabei ein Objekt aus Lapislazuli, der „blaue Spitz“ von Fraefel, dessen Arbeiten immer auch die Geschichte der Materialien erzählen, aus denen sie entstehen und doch weisen sie über das Kunstobjekt hinaus. So erzählen die Baumskulpturen die Bedeutung der Bäume für den Menschen und finden ihre Entsprechung in einem die Zeit überdauernden Material. Dabei gelingt es dem Künstler, sowohl das Filigrane als auch das Zerbrechliche der Bäume in unserer Gegenwart im Stein abzubilden, etwa in dem Marmorbaum „Binntree auf Schwarzenbach-Dolomit“. Hier entsteht eine wunderbare Einheit aus der Struktur des Materials, den Lebenslinien des Baumes und diese wird zu einer Hoffnung, dass auch die Bäume resilient sein mögen.
Peter Fraefel legt besonderen Wert auf das Material seiner Werke
Für Fraefel ist die Arbeit mit den Steinen, die er in aller Welt entdeckt, eine Berufung. Er bezeichnet sich als Materialiensammler, der Natur und künstlerische Betrachtung eng verknüpft sehen will. „Meine Stein-Bilder erinnern uns an eine Gabe des Menschen seit Urzeiten. Wir sehen Strukturen im Stein, Körper, Augen, Köpfe und Tiere.“ Spannend auch sein Gemälde „Am seidenen Faden“, eine Verarbeitung der unruhigen Zeiten, die unsere Gegenwart bestimmen. Es gehe darum, auch künstlerisch etwas in die Waagschale zu werfen, um wachzurütteln, da nicht mehr viel Zeit dafür bleibe, so Fraefel, der aus diesem Grund auch den Titel „Am seidenen Faden“ gewählt hat.
Die Ausstellung kann noch bis zum 29. Dezember, jeweils mittwochs von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr, besucht werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden