In den heimischen Fließgewässern spielt sich ein Drama ab. Die ersten Bäche sind trocken gefallen mit schlimmen Folgen für die Fischwelt, sagt Dr. Oliver Born von der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben. In der Mindel in
Mehrere hundert Forellen sind verendet. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Born gegenüber dieser Redaktion. Den meisten Menschen sei nicht bewusst, welche schlimmen Auswirkungen die Klimakatastrophe bereits auf die heimischen Gewässer und das Grundwasser hat. Beim Grundwasser sinken die Pegel, „und das wird weitergehen“, so Born. Der Tiefstand werde gegen Ende des Jahres erwartet.
In den Bächen und Flüssen in der Region kommt es zu einem Fischsterben
An den meisten Messstellen werde niedriger bis sehr niedriger Wasserstand gemessen. Zaisertshofen zum Beispiel meldet sehr niedrigen Grundwasserpegel. Born bittet daher darum, sehr sparsam mit Wasser umzugehen.
Auch die Pegelstände der großen schwäbischen Flüsse Donau und Iller sinken bedenklich. Lech, Wertach und Günz haben niedrigen bis sehr niedrigen Wasserstand. In den Bächen und Flüssen kommt es zu „flächigem Fischsterben“. Kälteliebende Fischarten wie Bachforelle oder Koppe seien davon besonders betroffen. „In unseren Gewässern vollzieht sich der Klimawandel aktuell noch dramatischer und schneller als an Land. Wir schlittern hier in eine Katastrophe“, betont Oliver Born.
Experte Born rechnet damit, dass weitere Bäche trockenfallen
Mindelheims Bürgermeister Stephan Winter sagt, die Mindel drohe trockenzufallen. Aus dem Oberlauf der Mindel komme einfach zu wenig Wasser. Deshalb gebe es auch keine Möglichkeit, durch eine veränderte Wehrsteuerung mehr Wasser in die Mindel zu bekommen. Für die nächsten Tage hofft Winter, dass die Wassermengen noch gerade so ausreichen, um sowohl die Mindel als auch den Mindelkanal mit ausreichend Wasser zu speisen.
Die Stadtverwaltung sei in ständigem Austausch mit der Fischereifachberatung des Bezirks. Oliver Born spricht von „grausamen Bildern“, die ihn von verschiedenen Bächen und Flüssen aus der Region erreicht haben. Sollte die große Trockenheit nächster Zeit anhalten, wovon Born ausgeht, werden weitere Bäche trockenfallen. Kleinere Wildbäche hat dieses Schicksal bereits ereilt. Der Hungerbach gehört zu den Kandidaten, auch der Wörthbach.
Warum die Mindel am 21. Juli trocken gefallen ist, sei noch nicht geklärt. Es habe bei Dirlewang einen „nicht erklärbaren Wasserschwund“ gegeben. Deshalb sind einige hundert Fische in der Mindel verendet. Neben der zu geringen Wassermenge ist es auch die hohe Wassertemperatur und der zu geringe Sauerstoffgehalt im Wasser, mit denen manche Fischarten nicht zurechtkommen.
Born sagt, er wisse nicht, ob es gelingen kann, beide Arme der Mindel zu retten. Derzeit werden beide noch mit gerade ausreichenden Wassermengen versorgt. Ziel sei, das Sterben von Fischen so gering wie möglich zu halten. Born schließt aber nicht mehr aus, dass der Mindelmühlbach aufgegeben werden muss.
Zu warmes Wasser, aber auch Badende setzen den Fischen zu
Die Temperatur der schwäbischen Gewässer steigt seit Jahren an. Innerhalb von zehn Jahren stieg sie um drei Grad Celsius – das Doppelte des weltweiten 1,5-Grad-Ziels. Das Problem: Wärmeres Wasser kann weniger Sauerstoff aufnehmen – was für Arten wie Huchen oder Bachforelle tödlich sein kann.
Badende können die Fische zusätzlich unter Druck setzen. „Arten wie der Huchen haben sich in die tieferen Gewässerbereiche zurückgezogen. Werden sie aufgeschreckt, fliehen sie in sauerstoff-ärmere Zonen und verenden“, erklärt Born. Bürgerinnen und Bürger sollten darauf verzichten, den Garten mit Wasser aus dem benachbarten Fluss oder Bach zu gießen. Die Fischereifachberatung empfiehlt, Gärten möglichst mit Regenwasser zu bewässern. Wer Wasser für den landwirtschaftlichen Betrieb entnehmen will, kann dies nur nach wasserrechtlicher Genehmigung durch das Landratsamt tun.