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Mindelheim: Der Salon des Mindelheimer Kunstvereins wird in diesem Monat zum Wald

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Der Salon des Mindelheimer Kunstvereins wird in diesem Monat zum Wald

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    "Von Bäumen und Menschen" heißt die Ausstellung von Markus Brinker (links) und Michael Bahr im Salon des Mindelheimer Kunstvereins.
    "Von Bäumen und Menschen" heißt die Ausstellung von Markus Brinker (links) und Michael Bahr im Salon des Mindelheimer Kunstvereins. Foto: Tina Schlegel

    Es war eine kurzfristige Angelegenheit für Michael Bahr, da eine andere Künstlerin die gemeinsame Ausstellung mit Markus Brinker im Salon des Mindelheimer Kunstvereins abgesagt hatte und er eingesprungen ist. Gleichwohl ist hier eine Ausstellung entstanden, die wie etwas lange Gewachsenes wirkt. Und das ist umso schöner, als es tatsächlich um Wachsen und Werden geht: „Von Bäumen und Menschen“ lautet der Titel der Ausstellung, die den Bäumen die Hauptrolle einräumt und den Raum des Kunstvereins Mindelheim auch optisch zu einem „Wald“ werden lässt. Gesellschaftswirksame Kunst, Bilder und Skulpturen von einer nachhaltigen Kraft, Werke, die die ganze Schönheit der Natur in sich tragen und gleichzeitig aufzeigen: Seht her, wir sind lebensnotwendig. Appellativ sind die Werke, ohne plakativen Zeigefinger. Sie überzeugen allein durch den ästhetischen Ausdruck. Beide Künstler sind Autodidakten, beide wissen um die Bedeutung der Bäume für unser Leben, um die Notwendigkeit, den Bäumen, der Natur mehr Aufmerksamkeit zu widmen, beide setzen diese Haltung in ihren Werken um und beiden Künstlern gelingt dies in einer ungeheuren Sensibilität sowie Nähe zu ihren Objekten. 

    Der Betrachter des Bildes fühlt sich fast wie ein Eindringling

    Trotz der Kürze der Zeit hat Michael Bahr vier neue Bilder gemalt, eines davon zeigt einen Abschnitt an der Mindel an einem Sommernachmittag. Ein stiller, sonnenbeschienener kleiner Ausschnitt, eine winzige Lebensinsel, ein intimer Einblick in die unberührte Natur. Beinahe fühlt man sich wie ein Eindringling, tritt womöglich erst einen Schritt näher, um einzutauchen in die Idylle und dann doch intuitiv wieder einen Schritt zurück, um den Frieden nicht zu stören. Auch das Bild eines Baumes, dem Bahr eine rote Kugel an die Seite gegeben hat, ist betörend schön, verwirrt gleichzeitig und fesselt doch den Blick. Nicht der Kugel wegen, die sich dort ins Bild geschmuggelt hat, sondern des Baumes wegen, der magisch der Absurdität trotzt, kühn und erhaben. Bahr versteht nicht nur die realistische Darstellung seiner Motive, seine Leistung liegt vor allem in seinem Blick auf das Verborgene, auf das Licht zwischen den Blättern, auf die Kraft, aber auch Einsamkeit des Baumes, der die Landschaft prägt – gerade in seiner Einsamkeit. 

    Holzskulpturen von Markus Brinker sind im Mindelheimer Salon zu sehen

    Markus Brinker ist als Holzkünstler von Beginn an im Dialog mit dem Baum, dessen natürliche Gegebenheiten er für seine Arbeiten nützt. Es geht ihm nicht darum, das Holz in eine bestimmte Form zu zwingen, vielmehr spürt er den bestehenden Lebenslinien nach, den Maserungen, dem Wuchs. Es sind jene Erinnerungsspuren des Baumes, die unter seinen Händen zur Kunst werden. Elementar für ihn ist die Tatsache, dass er nur mit Hölzern arbeitet, die ohnehin gefällt wurden. Mit seiner Kunst gibt er diesen eine Bedeutung zurück. Ein Dutzend Skulpturen sind in der aktuellen Ausstellung zu sehen, zehn davon sind neu. Alle setzen sie sich mit Blättern auseinander, sind Ausdruck des Werdens und des Vergehens und bilden die Formen der Natur ab. Es ist eine Ästhetik im doppelten Sinne: Das Holz an sich und das in Holz gebannte Blatt, dessen filigranen Lebenslinien oder auch wuchtigen Auswüchse – ein Spiel aus Natur und Form, aus Einfangen und Abbilden. Einen Überblick über die Arbeiten von Markus Brinker findet man unter www.art-markus-brinker.com.

    Die Ausstellung ist vom 5. bis einschließlich 26. Juni 2024 jeweils mittwochs von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr geöffnet. 

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