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Mindelheim: Betagte Schönheiten beim Oldtimer-Treffen

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Betagte Schönheiten beim Oldtimer-Treffen

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    Andreas Götz aus Untermeitingen kam mit einem „Morris“ Baujahr 1935 und seinem Maskottchen als Beifahrer namens Morris. Er sagt: "Der Affe darf nur mitfahren, wenn meine Frau nicht mitfährt. Er ist kein Ersatz für sie, dazu ist sie zu hübsch und nicht so behaart!"
    Andreas Götz aus Untermeitingen kam mit einem „Morris“ Baujahr 1935 und seinem Maskottchen als Beifahrer namens Morris. Er sagt: "Der Affe darf nur mitfahren, wenn meine Frau nicht mitfährt. Er ist kein Ersatz für sie, dazu ist sie zu hübsch und nicht so behaart!" Foto: Franz Issing

    Dröhnende Motoren, glitzernde Kühlergrills und stolze Fahrzeugbesitzer. Beim 36. Pfingsttreffen der „Freunde alter Motorfahrzeuge“ bildete sich in der Mindelheimer Maximilianstraße der schönste Stau im Unterallgäu. Zudem wurde der Marienplatz, die „gute Stube“ der Stadt, zum Freilichtmuseum. Mehrere tausend Liebhaber nostalgischer Karossen strahlten mit der Sonne um die Wette und drängten sich zwischen den mehr als 300 fahrbaren Untersätzen auf zwei oder vier Rädern. Zu diesen Veteranen gesellten sich noch Traktoren und Nutzfahrzeuge von anno dazumal.

    Die Fans wollten den „Chromjuwelen“ einmal ganz nahe sein und deren technisches Innenleben erkunden. Da wurde gefachsimpelt und viel „Benzin“ geredet. Überdies staunten die Besucher, welch schicke Flitzer schon vor 60 und mehr Jahren Asphalt unter ihren Rädern spürten. Die traditionelle Sonderschau beim Oldie-Treffen stand diesmal ganz im Zeichen der ursprünglich englischen Marke Triumph, die von dem deutschen Fahrrad-Exporteur Siegfried Bettmann gegründet wurde. Das erste Aluminium-Auto dieses Typs wurde 1919 gebaut und rollte erst 1921 auf die Straße.

    Jede Stunde präsentierte ein Besitzer seinen Oldtimer auf der Mindelheimer Bühne

    Jede volle Stunde wurde auf der großen Bühne ein sehenswertes Fahrzeug vorgestellt und sein Besitzer von Hermann Jäckle interviewt. Da erfuhren die Besucher viel Wissenswertes. So auch, dass Triumph-Fahrzeuge bei Rallyes in Monte Carlo sehr erfolgreich waren. Anton Ruf aus Zaisertshofen kann da ein Wort mitreden. Er punktete mit seinen auf Hochglanz polierten Wagen „Triumph TR4A IRS“ des Baujahres 1967. Als Star glänzte auf der Mindelheimer „Automeile“ ein Bentley 4,5 Liter, der im Jahr 1931 das Licht der Welt erblickte und Eigentum eines Unternehmers aus Augsburg ist. Von diesem Schmuckstück existieren weltweit nur noch 31 Exemplare. Die Fahrer werden „Bentley-Boys“ gerufen. Wer so einen Wagen erwerben will, muss tief in die Tasche greifen und einen siebenstelligen Betrag hinblättern.

    Brauereibesitzer Hans Roth aus Pfaffenhausen kam mit einer Isetta nach Mindelheim

    Hans Roth aus Pfaffenhausen mag es etwas kleiner. Er rollte mit einer Isetta 250 des Baujahres 1960 an. „Mit meiner Knutschkugel unternehme ich an den Wochenenden Spazierfahrten zur Entschleunigung“, verrät der Brauereibesitzer. Mit einem „Morris“ aus dem Jahr 1935 kreuzte Andreas Götz aus Untermeitingen auf. Als Sozius hatte er zum Pfingsttreffen in Mindelheim einen Gorilla aus Plüsch mitgebracht. „Der Affe ist ein beliebtes Objekt für Selfie-Fans und darf nur mit, wenn meine Frau verhindert ist“, scherzte er.

    Und während Michael Nick aus Friesenried mit dem Nachbau eines Jaguar- C-Type der Baujahre 1953 bis 1955 und 200 Pferdestärken für Furore sorgte, präsentierte Johannes Hölzle, Vorsitzender der „Freunde alter Motorfahrzeuge“ ein 1934 gebautes „Triumph-Motorrad, das unter dem Namen „Moto-SACOCHF“ verkauft wurde. Von diesen „Bikes“ wurden nur 200 produziert und weltweit sind noch drei unterwegs.

    Mit Komplimenten für sein „tolles Fahrzeug“ , einen „Citroen BL 11“ überschüttet wurde auch Georg Priem aus Bad Grönenbach. Besonders interessierte bei dieser „Gangster-Limousine“ der Geigenkasten am Heck, in dem die schweren Jungs Revolver und Gewehre versteckten. Viel machte auch ein 1942 gebautes Motorrad der Wehrmacht mit Beiwagen vom Typ R 75 her, das schon beim Rommel-Feldzug in Afrika im Einsatz war. Alfred Müller aus Lautrach fuhr mit dieser Rarität vor.

    "Cremeschnittchen" und "Butterklumpen" beim Oldtimer-Treffen in Mindelheim

    Im Besitz eines echten Hinguckers, eines Lanz-Bulldogs aus dem Jahre 1941, wusste sich auch Reinhold Pfister. Und was die Herzen der Oldie-Freaks noch hoch schlagen ließ, war der erste VW-Käfer der Franzosen, ein „Renault 4 CV“ des Baujahres 1953 mit 20 PS, in dem Wolfgang Schuh aus Friesenried anrollte. Einst mit den Überresten deutscher für Afrika bestimmter Panzerfarben lackiert, handelt sich dieses Auto in Frankreich den Spitznamen „Butterklumpen“ ein, während es im Saarland als „Cremeschnittchen“ durchging. Museumsreife Löschfahrzeuge stellten die Floriansjünger aus Kaufbeuren vor und erstmals waren auf einem Sonderparkplatz auch etwa 150 Youngtimer zu bewundern.

    Mit Vizebürgermeister Hans Georg Wawra und der stellvertretenden Landrätin Marlene Preißinger waren sich die Besucher am Ende einig: „Das Pfingsttreffen der Freunde alter Motorfahrzeuge hat ein Stück Automobilgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar gemacht.“

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