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„Aus Leid hat sich etwas Positives entwickelt“

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„Aus Leid hat sich etwas Positives entwickelt“

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    Zaisertshofen Seit 1973 sind Luise Jall und ihr Mann Bernhard verheiratet. Und so wie die Beiden noch heute turteln, sich necken, mit- und übereinander lachen können, erhält man unweigerlich den Eindruck: äußerst glücklich verheiratet. Wer die mittlerweile 60-jährige Volksschullehrerin und ihren Mann heute erlebt, würde wohl kaum auf die Idee kommen, dass ihre Ehe damals vor gut 35 Jahren mit einer schrecklichen Tragödie begann.

    1974 kam ihr erster Sohn, Markus, zur Welt. Die Schwangerschaft sei völlig normal verlaufen, erzählt Luise Jall und so habe man den Kleinen damals schnell und bei scheinbar bester Gesundheit mit nach Hause nehmen dürfen. Doch der Schein trog. „Zwei Wochen nach der Geburt ist Markus zu Hause in meinen Armen gestorben“, nennt Luise Jall das schreckliche Ereignis beim Namen. Die Ärzte erklärten einen damals nicht-diagnostizierbaren Herzfehler zur wahrscheinlichsten Ursache des Dramas.

    Luise Jall hadert nicht mit dem Schicksal

    All das erzählt Luise Jall zwar sichtbar traurig, aber frei von Zorn und Bitterkeit. Weder hadert sie mit der Ungerechtigkeit des Schicksals, noch sucht sie nach Schuldigen. Man hat den Eindruck, sie spricht gern von Markus, kann heute offen damit umgehen. Auch damit, wie furchtbar der Tod des Kindes für sie war. „Überall um mich herum bekamen die Leute Kinder und meines war tot“, beschreibt sie ihre damalige verzweifelte Situation und fügt hinzu: „Ein Kind zu verlieren, das ist schon etwas Ungeheuerliches.“

    Doch bei aller Trauer und allem Leid, so erklärt Luise Jall, sei Markus’ Tod auch ein Schlüsselerlebnis gewesen, das etwas sehr Gutes und Schönes in Gang gesetzt habe. In gewisser Weise habe sich damals für sie eine Tür geöffnet. Der Verlust habe ihr vor Augen geführt, wie wichtig ihr Kinder seien. „Vor Markus war der Wunsch nach Kindern gar nicht so groß, das kam erst danach“, erinnert sie sich zurück und nach einer kurzen Pause fährt sie fort: „Wenn das erste Kind nicht gestorben wäre, weiß ich nicht, ob ich noch so viele weitere bekommen hätte. Aus Leid hat sich etwas sehr Positives entwickelt.“

    Stolze fünf sind es schließlich geworden. Fünf Kinder die Luise Jall alles bedeuten und ihr Leben zu einem glücklichen und erfüllten machen. Insgesamt elf Jahre hat sie im Beruf ausgesetzt, um für die zwei Töchter und drei Söhne da sein zu können, hat die Familie immer über Wohlstand und Karriere gestellt. Heute ist sie überzeugt: „Diese elf Jahre waren genau richtig investiert.“ Und wer sie dabei herzlich lachen sieht, glaubt ihr das sofort.

    Markus hat im Wohnzimmer einen Ehrenplatz

    Mittlerweile sind die fünf Kinder der Jalls zwischen 22 und 34 Jahren alt. Drei von ihnen wohnen immer noch im elterlichen Haus in Zaisertshofen. Zu Besuch kommen auch die anderen ebenso wie Freunde und Bekannte der Familie gerne. Und so ist es mehr die Regel als die Ausnahme, dass sich im gemütlichen Wohnzimmer der Jalls zehn Besucher oder mehr tummeln. Am Sonntag seien sogar eher 20 die Norm, stellt Bernhard Jall schmunzelnd richtig.

    Es ist also immer eine Menge los im Hause Jall. Und Frohsinn, Lebensfreude und Geselligkeit kommen dabei nicht zu kurz. Der kleine Markus ist dabei immer mit von der Partie. Sein Bild hat im Wohnzimmer der Familie seit jeher einen Ehrenplatz.

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