Die Alte Mühle in Kirchdorf gehört zu den historisch bedeutsamsten Baudenkmälern im Unterallgäu. Für das Gebäude gibt es nun große Pläne. Mit den neuen Eigentümern kehrt wieder Leben in das Anwesen ein - in dem diese unverhofft ein Stück Familiengeschichte entdeckten.
Die Alte Mühle von Kirchdorf ist weit über die Grenzen Bad Wörishofens hinaus von Bedeutung. Zum Jahresbeginn war sie das wertvollste Objekt der Denkmal-Börse des Freistaats Bayern. Die Einrichtung der Staatsregierung hat ungewöhnliche und geschichtsträchtige Gebäude zu bieten. Wolfgang Hahn und seine Ehefrau Christiane Waschkies-Hahn waren schon länger auf der Suche nach einem neuen Zuhause, als Wolfgang Hahn auf die Mühle in Kirchdorf aufmerksam wurde. Seine Frau war zunächst wenig begeistert von der Idee, dieses Anwesen zu kaufen, doch der anfänglichen Skepsis ist mittlerweile großer Begeisterung gewichen, die sie mit ihrem Mann teilt.
Im Bienenhaus entdeckten die neuen Eigentümer der Kirchdorfer Mühle Teile des historischen Müller-Stehpults
Seit Anfang September wohnen die beiden mit ihren Kindern in Kirchdorf; viel Arbeit wartet seitdem in Haus und Hof. Obwohl das Haus innen in einem sehr guten Zustand ist, gibt es viel zu tun. Böden wurden abgeschliffen, Sanitäranlagen erneuert, die Einliegerwohnung – die ehemalige Müllerwohnung – hergerichtet. Mit viel Liebe zum Detail verbindet das Ehepaar historische und moderne Elemente.
Beim Rundgang durch das Haus macht die Familie immer wieder auf kleine Besonderheiten aufmerksam, wie zum Beispiel das alte Fachwerk, die Fensterchen, durch die man von einem Raum in den anderen schauen kann, das alte Stehpult des Müllers, von dem sie Teile im alten Bienenhaus entdeckten oder der große Mühlstein mit dem Wappen der Müller, der im Eingangsbereich eingelassen wurde.
Besondere Weihnachtshütten sollen der Mittelpunkt des Weihnachtsmarktes der Mühle Kirchdorf werden
Im Außenbereich wartet vor allem mit dem Nebengebäude eine große Aufgabe auf den gelernten Schreiner Wolfgang Hahn. Hier soll das Herzstück eines Gastronomiebetriebes entstehen, der zusammen mit dem Innenhof schon am ersten und zweiten Adventswochenende die ersten Besucher beim Weihnachtsmarkt empfangen wird. Besonders stolz sind die Hahns auf die Weihnachtshütten, die der Vater von Wolfgang Hahn in Handarbeit gefertigt hat und die – schön geschmückt – das Herzstück des Weihnachtsmarktes bilden werden. Ab dem Frühjahr soll dann die Biergartensaison im Innenhof eröffnet werden. Der nächste Schritt soll dann ein Hofcafé sein, ein Holzbackofen mit eigenem Brotverkauf steht ebenso noch auf der Wunschliste wie eine Oldtimerausstellung, ein eigener Gemüsegarten und das Herrichten der alten Hütte am Mühlenteich.
Schritt für Schritt will das Ehepaar seinen Traum und seine Visionen verwirklichen. Das Wasserrecht, das seit Jahrhunderten mit der Mühle verbunden ist, ist die Grundlage für die autarke Stromerzeugung. Das Mühlrad treibt eine kleine Turbine an, die den Stromverbrauch deckt. Zur Mühle gehören außerdem ein Hund, zwei Katzen und drei Gänse, weiterer tierischer Zuwachs ist nicht ausgeschlossen.
Plötzlich stießen die neuen Eigentümer in Kirchdorf auf die eigene Familiengeschichte
Wolfgang Hahn hat sich intensiv mit der Geschichte der Mühle beschäftigt und ist dabei unerwartet auf ein Stück seiner eigenen Familiengeschichte gestoßen. Erstmalig erwähnt wurde die Mühle in Kirchdorf im Jahre 1080, das Mühlenhaus , so wie es heute noch steht, wurde 1628, während des 30-jährigen Krieges, errichtet. Die Vorbesitzer hatten mit Hilfe der Radiokarbonmethode das exakte Alter der Dachbalken errechnen lassen. Damit ließ sich nicht nur das Jahr ermitteln, in dem die Bäume geschlagen wurden, sondern auch, wann diese eingebaut wurden.
Im Jahr 1827 wurde die Mühle an Johann Müller verkauft, dieser ist ein direkter Vorfahr von Wolfgang Hahn, sogar ein Foto seines Ururgroßvaters ist noch vorhanden. „Damit hat die Mühle noch eine ganz andere Bedeutung für mich bekommen, sie ist quasi wieder in Familienbesitz gekommen.“ Übrigens nicht der erste Zufall dieser Art. Auch die Familie des Vorbesitzers trug den gleichen Namen wie der erste urkundlich erwähnte Eigentümer, wie im Buch „Geschichte der Alten Mühle in Kirchdorf“ von Holger Schulten und Rüdiger Marquardt zu lesen ist. Ob hier ein verwandtschaftliches Verhältnis bestand, ist historisch jedoch nicht belegt.