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Kaufbeuren: Kaufbeurer OB: "Größte Demonstration seit ich im Amt bin"

Kaufbeuren

Kaufbeurer OB: "Größte Demonstration seit ich im Amt bin"

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    Rund 2.000 Menschen haben am Samstag in Kaufbeuren gegen Rechtsextremismus demonstriert. Mit Plakaten und in Redebeiträgen wollten sie für die Demokratie und für ein buntes, friedliches Miteinander werben.
    Rund 2.000 Menschen haben am Samstag in Kaufbeuren gegen Rechtsextremismus demonstriert. Mit Plakaten und in Redebeiträgen wollten sie für die Demokratie und für ein buntes, friedliches Miteinander werben. Foto: Harald Langer

    "Es ist die größte Demonstration in Kaufbeuren seit ich im Amt bin, also seit etwa 20 Jahren", sagte der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse bei der Abschlusskundgebung.

    Protestzug vom Berliner Platz zum Rathaus

    Zuvor waren am Samstagnachmittag zahlreiche Kaufbeurerinnen und Kaufbeurer sowie Menschen aus dem Umland vom Berliner Platz durch die Innenstadt gezogen. Sie hatten Banner und Plakate dabei, auf denen sie ihren Widerstand gegen Verfassungsfeinde zum Ausdruck bringen, für die Demokratie und für ein buntes, friedliches Miteinander werben wollten. Seit Wochen gehen bundesweit Tausende Menschen gegen Verfassungsfeindlichkeit und Rechtsextremismus auf die Straße. Auslöser der Proteste waren Berichte über Treffen - auch in Bayern - bei denen sich die Teilnehmer über Pläne ausgetauscht hatten, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland auszuweisen. Die Veranstaltung in Kaufbeuren verlief nach Polizeiangaben friedlich und störungsfrei. 

    Auch in Türkheim waren am Samstag Hunderte auf der Straße. In Mindelheim gibt es am Sonntag eine Demonstration gegen Rechtsextremismus. Sie beginnt um 14 Uhr auf dem Marienplatz.

    Polizei bestätigt den großen Zulauf

    Dazu eingeladen hatten die erst vor zwei Wochen gegründete Kaufbeurer Gruppe der "Omas gegen Rechts" und das Aktionsbündnis "Kaufbeuren gegen Rechts". "So voll ist es sonst nie in der Kaufbeurer Altstadt. Schon gar nicht an einem Samstagnachmittag", sagte ein Demo-Teilnehmer zu seiner Begleiterin. Auch die Polizei bestätigt den großen Zulauf. Wie Einsatzleiter Markus Holste von der

    Zwar sei es dadurch kurzzeitig zu Einschränkungen und Wartezeiten auf den betroffenen Straßen gekommen, die Verkehrsteilnehmer hätten jedoch gelassen reagiert. "Soweit mir bekannt ist, gab es keine Beschwerden. Die Auswirkungen waren aber ohnehin sehr überschaubar. Insgesamt war es eine absolut friedliche Veranstaltung ohne Zwischenfälle", ist Holste nach dem Einsatz zufrieden.

    Oberbürgermeister ist "stolz, dass Kaufbeuren Flagge zeigt"

    Bosse zeigte sich "stolz, dass Kaufbeuren Flagge zeigt", wie er in seiner Rede vor dem Kaufbeurer Rathaus betonte. Immer mehr Menschen in Deutschland hätten Angst und seien in Sorge um die Demokratie. "Ich teile diese Sorge und fühle vieles, was auf den Schildern steht, die Sie heute mitgebracht haben", so der OB. Verfassungsfeinde bekämen immer mehr Zulauf.

    Orientierungslosigkeit der Menschen wird ausgenutzt

    Sie nutzten die Überforderung der Bevölkerung durch die Krisen der letzten Jahre - Corona, Kriege, Migration - und eine damit einhergehende Orientierungslosigkeit vieler Menschen aus. Sie schürten Hass, auch in Städten wie Kaufbeuren, wo Menschen unterschiedlichster Herkunft friedlich zusammenleben. "Deshalb müssen wir auf die Straße gehen und aus auf das besinnen, was uns verbindet: Die freiheitlich demokratische Grundordnung, die auf der Unantastbarkeit der Menschenwürde basiert. Wir müssen gegen die Spaltung unserer Stadtgesellschaft eintreten", so Bosses Appell.

    Meinungsfreiheit gilt nicht für Nazi-Parolen

    Auch Nathan Lüders vom Aktionsbündnis „Kaufbeuren gegen Rechts“ freute sich, dass so viele Menschen dem Aufruf zur Demo gefolgt waren: "Ich wünschte, es wäre selbstverständlich, gegen rechte Hetze aufzustehen, immer, auch im Alltag." Es gebe seiner Meinung nach keine Ausreden für Zustimmung zu rechtsextreme Positionen. Das Publikum bat er darum, sich weiterhin zu engagieren. Meinungsfreiheit bedeute nicht, dass Nazi-Parolen akzeptiert werden sollen. "Wir müssen uns diesen Strömungen jetzt entgegenstellen, bevor sie nicht mehr aufzuhalten sind."

    Lebenshilfe-Chef sieht Gefahr für Menschen mit Behinderung

    Ans Mikrofon trat auch Wolfgang Neumayer, Vorsitzender der Lebenshilfe Ostallgäu. Es sei "schön, in so viele Gesichter anständiger Menschen zu blicken", sagte er vom Rednerpult aus. Die Lebenshilfe stehe für Offenheit und Toleranz, denn nur damit sei die Teilhabe für Menschen mit Behinderung in einer Gesellschaft überhaupt möglich. Es sei normal, dass Menschen verschieden sind, unterschiedliche Hautfarben, Herkunftsländer, sexuelle Orientierungen, körperliche Voraussetzungen haben. Rechtsradikale lehnten Unterschiedlichkeit und damit die Freiheit ab.

    Besondere Verantwortung in Kaufbeuren

    "Gerade hier in Kaufbeuren haben wir eine besondere Verantwortung, hier haben die Nazianalsozialisten tausende Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten umgebracht", sagte Neumayer. Die heutigen Rechtsextremisten würden Vielfalt in der Gesellschaft ebenfalls ablehnen, "deshalb müssen wir ihnen im Alltag, wo immer es notwendig ist, ein Stoppschild entgegenhalten." Er rief die Zuhörerinnen und Zuhörer außerdem dazu auf, von ihrem "schärfsten Schwert" gegen

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