In Oberkammlach hat die Sanierung der denkmalgeschützten Reichsbrücke begonnen, über die in den vergangenen Jahren immer wieder diskutiert worden war. Voraussichtlich bis Oktober ist die rund 300 Jahre alte Brücke deshalb nicht befahrbar.
Für die Arbeiten sind Kosten in Höhe von 380.000 Euro veranschlagt. Abzüglich der Zuschüsse des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (210.000 Euro), des Bezirks Schwaben (6960 Euro) und des Landkreises (15.000 Euro) muss die Gemeinde 160.000 Euro selbst tragen.
Manche Gemeinderäte hätten die Kammlacher Reichsbrücke lieber abgerissen, als sie zu sanieren
Aus Sicht mancher Gemeinderäte ist das aber nach wie vor zu viel. Sie argumentieren damit, dass die Brücke schon jetzt nur noch über wenige Originalteile verfügt und sie – wenn in den kommenden Jahren weitere Steine ersetzt werden müssen – bald keine historische Bausubstanz mehr aufweist. Ein Abriss und ein Neubau in gleicher Bauweise wäre ihrer Meinung nach wirtschaftlicher gewesen. Das hatte das Landesamt für Denkmalpflege aber ausgeschlossen. Eine Sanierung sei möglich und der Gemeinde durch die zugesagten Fördermittel auch finanziell zuzumuten.
Zunächst wird die Brücke gereinigt und der Bewuchs entfernt, der sich in den Mauerritzen breitgemacht hat. Dann werden lose Ziegel entfernt, Risse verpresst und die Brüstungen mit den alten Steinen neu aufgemauert. Ausbrüche am Sockel der Brücke werden wieder mit Beton gefüllt. Die kaputte Asphaltschicht und der Beton darunter werden abgetragen. Anschließend wird sie neu abgedichtet, mit einer Stahlbetonplatte versehen und wie von den Denkmalschutz-Experten empfohlen neu asphaltiert - auch wenn Gemeinderat Johannes Weber sogar bereit gewesen wäre, sich an den Mehrkosten für ein Pflaster zu beteiligen, das in seinen Augen schöner wäre und besser zu der Brücke passen würde.
Nach der Sanierung wird die Brücke voraussichtlich nur noch im Einbahnbetrieb und mit maximal 30 Stundenkilometern befahrbar sein. Um sie zu entlasten und langfristig zu erhalten, könnte die Tonnage von bislang 9 auf dann 3,5 Tonnen beschränkt werden. Für den Verkehr ist das insofern unproblematisch, als es in unmittelbarer Nähe schon seit Jahren eine neue Brücke gibt, die auch schwerere Fahrzeuge befahren dürfen.
Deshalb steht die Kammlacher Reichsbrücke unter Denkmalschutz
Die Reichsbrücke in Kammlach steht seit 1979 unter Denkmalschutz. Grund ist laut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege ihre hohe ortsgeschichtliche Bedeutung: "In der Schlacht von Kammlach am 13. August 1796, bei der sich 42.000 französische Soldaten der Königstreuen und der Republikaner gegenüberstanden, war die Brücke stark umkämpft. Als Zeugnis der historischen Infrastruktur und örtlichen Wegeführung ist die Brücke von wichtiger Bedeutung für die Geschichte des Ortes Oberkammlach und die Entwicklung der Region im 18. Jahrhundert." Daneben sei die aus Nagelfluh- und Tuffsteinquadern errichtete Bogenbrücke, die im 18. Jahrhundert wohl ein Teil der früheren Fernstraße Mindelheim-Memmingen war, "ein wichtiger Bestandteil der historischen Kulturlandschaft".