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Jahr der Wälder: Selbst ist der Waldbauer

Jahr der Wälder

Selbst ist der Waldbauer

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    Fest verwurzelt wie sein „Denkmalbaum“ links im Bild ist Alois Rappold in seinem Wald. Er liebt die harte Arbeit und sorgt mit Eigeninitiative dafür, dass diese sich noch lohnt.
    Fest verwurzelt wie sein „Denkmalbaum“ links im Bild ist Alois Rappold in seinem Wald. Er liebt die harte Arbeit und sorgt mit Eigeninitiative dafür, dass diese sich noch lohnt. Foto: Foto: Reinhard Stegen

    Schlingen Alois Rappold ist Landwirt in Schlingen, Vater von drei Kindern, Waldbesitzer – und einer, der weiterdenkt. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund. Das fängt bei so einfachen Dingen wie seinem Alter an: „Ich gehöre zum ersten Jahrgang, der mit 67 in Rente geht, und das ist 2032“, so beantwortet er neugierige Fragen mit einer hintersinnigen Rechenaufgabe.

    Man müsse selbst die Initiative ergreifen

    Vorausdenken gehört für ihn zum Geschäft, das in den Augen so manchen Vertreters seines Berufsstandes oft gar keins mehr ist. Doch das „Daran-ist-nichts-mehr-verdient“ lässt er so einfach nicht gelten. „Man muss was machen“, sagt er dazu, will heißen: Man muss selbst die Initiative ergreifen.

    Beispiel: Holzverkauf. Wir fahren zum westlich angrenzenden Waldrand, wo bis vor wenigen Tagen noch eine große Menge Holz lagerte. Das sei Holz gewesen, das beim Ausdünnen eines seiner Waldstücke angefallen sei. Insgesamt bewirtschaftet Alois Rappold knapp sieben Hektar.

    Sechs Wochen – von Anfang Januar bis Mitte Februar – habe er in diesem Fall zum Durchforsten gebraucht, weil es zu seinem Waldgrundstück von hier noch ein weiter Weg sei. Wenn man die Stämme dann mit dem Traktor bis hier heraus gezogen habe, sei jedoch die eigentliche Arbeit gemacht. Dann gehe es um den Verkauf.

    Mehrere Holzverwerter mit Häcksler hätten sich den Stapel angesehen und 200 bis 300 Euro geboten, nach dem Motto: „Du brauchst dich um nichts mehr zu kümmern“ – für Rappold ein völlig indiskutables Angebot. Also machte er sich selbst auf die Suche nach einem Abnehmer und fand ihn im Heizkraftwerk des Klinikums Kaufbeuren. Da war dann nach Abzug der Kosten für den Häcksler, den er zwei Stunden mieten musste, immer noch knapp das Zehnfache drin; und der Käufer schien sehr zufrieden mit dem Preis und der trockenen Qualität des Holzes. Achtzig Tonnen mit 30 bis 40 Prozent Feuchtigkeitsgehalt seien das gewesen. Was Rappold von „professionellen“ Holzaufkäufern und -verwertern hält, ist nicht unbedingt druckreif. 10 bis 15 Euro die Stunde möchte er bei der schweren Arbeit im Wald schon verdienen, eine Arbeit, die er im Übrigen liebt: „Ich war den ganzen Winter nicht krank, und habe nicht zugenommen, wie sonst, wenn der Bauer es sich um diese Jahreszeit in der Stube gut gehen lässt.“

    Grüne Baumkronen und Stabilität sind das Ziel

    Im bevorstehenden Winter will er sich ein weiteres Stück seines Waldes vorknöpfen, nach der Devise „Licht ins Dunkel“, die er von Förster Marcel Lychik übernommen hat. Der hat die Waldarbeit von Rappold begutachtet und sie „für einen privaten Waldbesitzer als vorbildlich“ eingestuft. Diese Waldpflege ist förderungsfähig: Bis zu 600 Euro pro Hektar kann man dafür beantragen. Grüne Baumkronen in nicht selten allzu dichten Fichtenjungwald und Stabilität sind das Ziel.

    Knapp zwanzig Jahre stehen die Bäume jetzt hier seit den großen Stürmen zu Beginn der 1990er Jahre. Bis auf den ein oder anderen Baumstumpf, aus dem nun Pilze sprießen, ließen sie nichts stehen – einen „Denkmalbaum“, wie Rappold ihn nennt, nicht zu vergessen. Der steht am Rand eines anderen damals neu bepflanzten Grundstücks, das er von einem Waldbesitzer übernommen habe, der altersbedingt aufhören musste. Ein wenig gleicht Rappold dem Baum: Einfügen oder gar unterordnen sind nicht seine Sache.

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