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Irsingen: Diese Zufälle führten zur Lourdes-Grotte von Irsingen

Irsingen

Diese Zufälle führten zur Lourdes-Grotte von Irsingen

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    Marlies Santjohanser aus Irsingen neben der Grotte, gegenüber der Eisstockbahn.
    Marlies Santjohanser aus Irsingen neben der Grotte, gegenüber der Eisstockbahn. Foto: Sabine Schaa-schilbach

    Nach der Irsinger Kirchensanierung vor zwei Jahren wurde der Dachboden wieder ausgeräumt. Dort war vieles an Inventar während der Renovierung zwischen- und ausgelagert worden. Dabei wurde die Figur einer Lourdes-Madonna gefunden, stark beschädigt und an den Kanten abgestoßen, eingestaubt durch jahrelange Lagerung. Sie stammte wohl nicht aus der Kirche selbst, weil sich niemand an sie erinnern konnte. „Soll sie weg?“ stellte sich die Frage. 

    Marlies Santjohanser aus Irsingen brachte das nicht übers Herz und nahm sie mit nach Hause, ließ sie später dann restaurieren. Doch: wo sollte sie jetzt hin? In der Pfarrkirche war kein Platz. So entstand, zusammen mit dem Pfarrgemeinderat, die Idee einer eigenen Grotte für die Madonna. Diese Grotte ist jetzt im Entstehen. Aber warum nun letztendlich eine andere Lourdes-Madonna dort ihren Platz finden wird, ist eine weitere Geschichte in dieser Reihung der „Zufälle“.

    Die Lourdes-Grotte bei Irsingen als Zeichen der Volksfrömmigkeit

    Als Zeichen für Volksfrömmigkeit sind Lourdes-Grotten bei uns gar nicht so selten zu finden. Es gibt welche bei Ettringen, bei Bürgle in den Stauden und bei Schlingen. Sie laden ein zum Gebet, zur Besinnung und sind ein Ziel für Kranke, die Stärkung suchen. Auch werden sie von Menschen besucht, die mit der Amtskirche nicht mehr verbunden sind. Diese Mariengrotten sind Nachbildungen einer Grotte bei Lourdes in Südfrankreich. Dort ist 1858 dem Bauernmädchen Bernadette die Muttergottes mehrere Male erschienen. 

    Marlies Santjohanser erzählt, wie es nach dem Fund der etwa 90 Zentimeter großen Madonnenfigur auf dem Dachboden der sanierten Kirche in Irsingen weiterging. Vielleicht könne man sie ja wieder herrichten? Das fragte sich auch die Kirchenpflegerin. Marlies Santjohanser: „Ich hab sie dann zu mir mitgenommen, hab erst mal den groben Staub runter gebürstet, dann die Figur in der Dusche abgebraust, sie abgetrocknet und in eine Ecke gestellt.“ Sie muss ihr ans Herz gewachsen sein, denn im Winter 2021/22 ließ Marlies Santjohanser sie vom Stockheimer Kirchenrestaurator Isidor Hefele richten, auf eigene Initiative und Kosten. Die Kanten wurden ausgebessert, die Beschädigung am Hals verschlossen, die Farben wiederhergestellt.

    Jetzt stand sie der Kirche wieder zur Verfügung. Aber dort gab es keinen Platz für sie. Also könnte man sie vielleicht für Prozessionen und Andachten verwenden. Die Idee, der Madonna ein eigenes „Haus“ zu bauen, kam schließlich vom Pfarrer der Türkheimer Pfarreiengemeinschaft, Martin Skalitzky. Das war die Geburtsstunde der Grotte. Der Pfarrgemeinderat stimmte zu, ebenso die Kirchenverwaltung. „Und das ganze Dorf unterstützt die Initiative“, sagt Marlies Santjohanser.

    Ein idealer Ort für die Lourdes-Grotte von Irsingen konnte gefunden werden

    Die erste Idee eines Standortes bei der Kneipp-Anlage am Brunnenweg beim Wasserwerk wurde verworfen: zu unruhig. Doch in unmittelbarer Nähe wurde ein gut geeigneter Platz für eine Grotte gefunden, gegenüber dem Eisstockplatz. Dort gab es Baumbestand und einen Hügel, an den man die Grotte anlehnen konnte. Der Grund gehört der Verwaltungsgemeinschaft Türkheim, ein Parkplatz befindet sich direkt davor. Ideal am Ortsrand und zu Fuß erreichbar: ein Ort der Ruhe. Und eine günstige Lage für Unterhalt und Pflege.

    „Kannst Du eine Lourdes-Grotte bauen?“ wurde der Türkheimer Steinmetzmeister und Bildhauer Thomas Pius Schröder gefragt. Er konnte, und machte sich auch gleich an den Entwurf. Alte und gebrauchte Tuffsteine wurden geliefert, da neue nicht mehr abgebaut werden dürfen. Im Frühsommer 2023 war Baubeginn. Das Fundament wurde zementiert. Am Hügel dahinter wurde etwas Erdreich abgetragen. Später soll dort eine stützende Betonmauer hinkommen, damit der Hügel nicht abrutschen kann. Der wird, wenn alles fertig ist, mit dem vorab entnommenen Erdreich „renaturiert“. Die unregelmäßigen Natur-Tuffsteine für Wände und Kuppel liegen über- und ineinander, wurden wie in einem Puzzle zusammengesetzt und mit Mörtel verklebt. Der Bogen der Kuppel wurde mit Hilfe von Baustahl geschaffen. „Wir Frauen sind eher so auf der seelischen Seite“, sagt Marlies Santjohanser zum Fortgang der Arbeiten, „die Männer dagegen sind auf der Macher-Seite.“ 

    Die Lourdes-Madonna aus der Irsinger Pfarrkircher St. Margareta nach ihrer Restaurierung
    Die Lourdes-Madonna aus der Irsinger Pfarrkircher St. Margareta nach ihrer Restaurierung Foto: Sabine Schaa-schilbach

    Soweit war alles geplant, doch dann ergab sich ein Hindernis: war die schön restaurierte Lourdes-Madonna für den Außenbereich überhaupt geeignet? War sie nicht! weil aus Gips. Sollte man nun eine Neue irgendwo kaufen? Hier kam eine weitere Fügung ins Spiel. Eine Irsinger Familie hält sich gerade in Lourdes auf: „Wir suchen euch eine schöne Madonna aus!“ Die ist dann geweiht und stammt direkt aus dem Gnadenort. Marlies Santjohanser hat schon ein Foto von ihr und erwartet ihre Ankunft in den nächsten Tagen. 

    Sie schildert, wie es in der fertigen Grotte aussehen soll: Da gibt es eine Nische für die Madonna und eine für die Figur der Heiligen Bernadette. Eine sichere Stellmöglichkeit für Kerzen, Raum für Pflanzen und Blumenschmuck, dann auch für Votivbilder. Für später sind eine Begrünung im Außenbereich und Sitzmöglichkeiten angedacht. „Ich hoffe, dass unsere Lourdes-Grotte dann gerne besucht wird, als ein Ort der Ruhe und der Besinnung“, wünscht sich Marlies Santjohanser. Die Einweihung ist für Mitte/Ende Oktober geplant, je nach Fortschritt der Bauarbeiten: „Weil der Oktober ein Rosenkranz-Monat ist.“ Die ursprüngliche Lourdes-Madonna aus dem Irsinger Kirchendachboden hat einen guten Platz bei Familie Santjohanser im Eingangsbereich ihres Hauses gefunden, natürlich wettergeschützt. 

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