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Interview: Der Weg zum Weltstar

Interview

Der Weg zum Weltstar

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    Julia Fischer blickt bereits auf eine große Karriere zurück. Sie begann in Bad Wörishofen und führte auf die großen Bühnen der Klassik-Welt.
    Julia Fischer blickt bereits auf eine große Karriere zurück. Sie begann in Bad Wörishofen und führte auf die großen Bühnen der Klassik-Welt. Foto: DECCA/Felix Broede

    Frau Fischer, Sie sind für viele Menschen das Gesicht, welches das Festival der Nationen und seine Intention verkörpert: Sie hatten 1996, mit gerade einmal 13 Jahren, Ihren ersten Auftritt dort. Heute spielen Sie auf internationalen Bühnen. Und Sie kommen immer wieder nach Bad Wörishofen zurück. Was schätzen Sie besonders an diesem Festival?

    Julia Fischer: Zunächst einmal schätze ich Winfried Roch. Ich finde es fantastisch, was er da auf die Beine stellt. Außerdem glaube ich, dass Musik für alle da ist. Nur in die großen Musikzentren der Welt zu gehen, ist nicht meine Vorstellung. Das bedeutet nicht, dass ich nicht gerne in München spiele, aber ich finde es sehr wichtig, dass Musik ein Teil des Lebens von jedem Menschen ist und dass man auch bei sich zuhause, in kleineren Orten, die Möglichkeit hat, gute Konzerte zu hören. Ich selbst spiele an jedem Ort gerne, wenn das Publikum dort begeisterungsfähig ist.

    Der von Ihnen angesprochene Intendant Winfried Roch hat in einem Interview vor ein paar Jahren gesagt, Sie hätten ihn bei Ihrem ersten Auftritt besonders beeindruckt. Erinnern Sie sich selbst noch, wie Sie damals 1996 zum ersten Mal in Bad Wörishofen auf der Bühne standen?

    Fischer: An den Auftritt erinnere ich mich sehr gut. Ich habe damals das Beethoven-Konzert gespielt, und Beethoven mit 13 Jahren ist so ein bisschen Mount Everest. Yehudi Menuhin (Geigenvirtuose, Anm. d. Red.) hatte das bei meiner Lehrerin angeregt und mir ist es sehr, sehr schwer gefallen. Das Konzert in Bad Wörishofen damals war mit der Philharmonie der Nationen und Dirigent Justus Frantz. Die Probe war ursprünglich für elf Uhr früh angesetzt, das Orchester kam aber nicht, weil der Bus verschollen war. Es war also ein bisschen chaotisch, wir konnten erst kurz vor dem Auftritt proben. Beethoven zu spielen war für mich wie gesagt sehr anstrengend, auch von der Kondition her, und

    Sie haben sehr früh, mit drei Jahren, mit dem Instrumentalunterricht begonnen. Was hat Sie damals als Kind fasziniert am Musik machen?

    Fischer: Es gab kein Aha-Erlebnis in diesem Sinne. Meine Mutter ist Pianistin, sie hat schon damals viel unterrichtet. Für mich war es deshalb quasi das natürlichste der Welt, dass ich auch anfange, Klavier zu spielen. Meine Mutter hat mich dann allerdings zu einem Geigenlehrer gebracht. Bei der Geige hat mich dann schon die Möglichkeit fasziniert, mit anderen Kindern zusammenzuspielen.

    Wie kann man umgekehrt als Eltern oder Lehrer Kinder für Musik, gerade für klassische Musik, begeistern?

    Fischer: Man muss dem Kind von Anfang an Erfolgserlebnisse verschaffen – nicht Erfolg im Sinne von Applaus, sondern Erfolg im Sinne von „Ich schaffe es, dieses Stück jetzt durchzuspielen“. Und das Blöde an den Erfolgserlebnissen ist, dass sie nicht von selber kommen, sondern nur mit der vorangegangenen Arbeit. Das ist letztendlich auch der pädagogische Wert daran, ein Instrument zu lernen: Das Kind lernt, ich muss mich überwinden, ich muss mich anstrengen, aber davon habe ich zum Schluss auch das Ergebnis, dass ich das Stück spielen kann, anderen vorspielen kann und ihnen damit auch eine Freude machen kann. Es ist absolut unmöglich, ein Kind für Musik zu begeistern, wenn es diesen Prozess nicht erleben kann. Ein Kind ist erst dann motiviert, wenn es was kann. Diesen Weg müssen die Eltern am Anfang unterstützen, das kann auch der Lehrer nicht abnehmen. Dann kommt die Begeisterung von ganz allein.

    Sie sind eine der wenigen Musikerinnen, die mit zwei verschiedenen Instrumenten auftreten. Wenn man Sie nachts aufweckt und auffordert zu spielen, greifen Sie zur Geige oder setzen Sie sich ans Klavier?

    Fischer: Auf jeden Fall ans Klavier! Geige uneingespielt geht gar nicht, da ist der Weg vom Aufwachen zum Spielen wesentlich weiter.

    Auch in Bad Wörishofen sind Sie heuer gleich zweimal zu erleben, an der Violine am 27. September mit Nils Mönkemeyer und dem Franz Liszt Kammerorchester und am 28. September bei „Julia Fischer and Friends“ am Klavier. Worin liegt die besondere Schönheit des Zusammenspielens mit Freunden oder engen Kollegen?

    Fischer: Die Kommunikation spielt in der Musik einfach eine große Rolle. Und die Kommunikation unter Freunden ist immer eine besondere. Das ist wie im wirklichen Leben: Natürlich kann auch ein Gespräch mit einem Fremden sehr interessant sein, aber ein Gespräch mit einem Freund beginnt immer schon auf einer anderen Ebene. Mit Nils Mönkemeyer zum Beispiel habe ich an der Hochschule für Musik und Theater in München studiert, Daniel Müller-Schott kenne ich, seit ich 13 bin, Benjamin Nyffenegger kenne ich seit dem Studium - wenn wir uns dann treffen, ist das wie eine Riesenparty, wie eine musikalische Party. (lacht)

    Muss man sich denn noch einspielen, wenn man sich so gut kennt?

    Fischer: Einspielen kann man das nicht wirklich nennen. Wir haben das Programm alles schonmal gemeinsam gespielt. Es ist eher so, dass man sich wieder trifft und sieht, wer was mit dem Werk in der Zwischenzeit erlebt hat, wer wie beeinflusst wurde und welche Ideen er jetzt mitbringt. Das Spannendste für einen Musiker besteht ja eigentlich in der Arbeit davor, nicht im Konzert selber.

    Worauf freuen Sie sich am meisten beim Festival der Nationen?

    Fischer: Auf Mozarts Sinfonia concertante in Es-Dur mit Nils Mönkemeyer. Nils und ich kennen uns jetzt seit 15 Jahren und haben sehr viel miteinander gespielt, umso absurder ist es, dass wir die Sinfonia concertante noch nie zusammen gespielt haben. Wir haben das jahrelang versucht und es hat nie geklappt. Jetzt ist endlich der Moment, wo wir diese Sinfonie miteinander spielen dürfen. Ich glaube, das ist für uns beide nach so vielen Jahren etwas ganz Besonderes.

    Interview: Irmengard Gnau

    Festival für die ganze Familie Gestern Abend begann das Festival der Nationen mit einem Konzert von Sabine Meyer und Emmanuel Pahud. Am heutigen Samstag wird Fazil Say im Kursaal mit Beethoven zu hören sein (20 Uhr). Der Sonntag beginnt dann mit der öffentlichen Generalprobe von David Garrett mit Kindern (keine Karten mehr erhältlich). Von 12.30 Uhr bis 16 Uhr geht es dann mit dem Musikfest „Klassik für Alle“ weiter. Der Eintritt ist frei, wenn der Tölzer Knabenchor singt. Außerdem werden kostenlose Workshops angeboten, es geht um Gershwin. Am Sonntag (19 Uhr) und am Montag (20 Uhr) gibt es Galakonzerte mit

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