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Warum Altisried seit zweieinhalb Jahren kein sauberes Trinkwasser hat

Unterallgäu

Warum eine ganze Ortschaft seit zweieinhalb Jahren kein sauberes Trinkwasser hat

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    Im Markt Rettenbacher Ortsteil Altisried muss seit langem das Trinkwasser abgekocht werden.
    Im Markt Rettenbacher Ortsteil Altisried muss seit langem das Trinkwasser abgekocht werden. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolbild)

    Was andernorts nur in Ausnahmefällen nötig ist, gehört für die Menschen in Altisried seit Jahren zum Alltag: Die Einwohner des Markt Rettenbacher Ortsteils müssen ihr Trinkwasser abkochen, weil Keime festgestellt wurden. Die Anordnung gilt seit Mitte 2022. Zuvor gab es seit Dezember 2018 vorsichtshalber bereits eine Abkoch-Empfehlung. Jetzt ist eine Lösung des Problems absehbar, wie Bürgermeister Martin Hatzelmann auf Nachfrage unserer Redaktion berichtet. Demnach soll im Frühjahr mit dem Bau einer neuen Wasserleitung zwischen den Ortsteilen Kapelle und Altisried begonnen werden. Mit der Fertigstellung der etwa 1,5 Kilometer langen Leitung soll das Wasser dann wieder einwandfrei sein. Die Baukosten beziffert Hatzelmann auf knapp 860.000 Euro netto.

    Bleibt die Frage: Warum konnte das Wasserproblem nicht früher gelöst werden? Laut Bürgermeister Hatzelmann hat die Gemeinde in den vergangenen Jahren bereits einige Maßnahmen in die Wege geleitet. Allerdings hätten die Planungen ihre Zeit gebraucht. Zurzeit stehen noch acht Einzelprojekte zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in der Marktgemeinde an. Als Erstes wird nun der Bau der Wasserleitung nach Altisried in Angriff genommen. „Denn das ist die dringlichste Maßnahme“, betont Hatzelmann.

    So nahm das Wasser-Problem in Altisried seinen Anfang

    Um die Trinkwasser-Situation in den Markt Rettenbacher Ortsteilen besser verstehen zu können, lohnt ein Blick zurück: Die beiden Ortsteile Kapelle und Altisried hatten ursprünglich eine eigene Wassergemeinschaft. Die viele Jahrzehnte alte Quellfassung liegt oberflächennah, sodass immer wieder Keime ins Wasser gelangen konnten. Um der Sache Herr zu werden, wurde im Jahr 1992 eine UV-Desinfektionsanlage eingebaut. Um Wasser keimfrei zu machen, gibt es die Möglichkeit einer Bestrahlung mit UV-Licht. Diese Strahlung hat im Vergleich zu Licht im sichtbaren Spektrum eine höhere Energie. Dadurch ist UV-Strahlung zur Desinfektion von Trinkwasser geeignet – zum Beispiel anstelle von Chlor.

    Mit dem Einbau der UV-Anlage war dann erst einmal Ruhe. Allerdings wurden 2018 Keime im Quellwasser im Bereich der UV-Anlage festgestellt. Hinter der Desinfektionsanlage waren die Wasserproben dagegen unauffällig. Aber weil die UV-Anlage schon so alt war, wurde vorsichtshalber eine Abkochempfehlung vom Gesundheitsamt ausgesprochen. Diese Empfehlung wurde schließlich im Sommer 2022 von einer Abkochanordnung für die 75 Haushalte in den beiden Ortsteilen abgelöst, weil dann auch hinter der UV-Anlage Keime nachgewiesen wurden.

    Markt Rettenbach wartet auf Förderbescheid

    Um das Problem zu lösen, wurde die Wassergemeinschaft Kapelle-Altisried schließlich an die Quelle der Marktgemeinde angeschlossen und zugleich eine neue UV-Anlage bei Kapelle installiert. Seither ist die Wasserqualität in Kapelle wieder einwandfrei. Allerdings wird das Wasser auf dem Weg von Kapelle nach Altisried immer wieder verunreinigt, weil die Leitung eben recht marode ist. Daher soll mit dem Bau einer neuen Leitung so früh wie möglich im kommenden Jahr begonnen werden. „Den entsprechenden Förderbescheid werden wir voraussichtlich im Januar bekommen“, blickt Hatzelmann nach vorn. Die reine Bauzeit für das Verlegen der Leitung schätzt der Rathauschef auf drei bis vier Monate.

    So viel kosten die geplanten Baumaßnahmen

    Neben diesem Projekt wird es laut Hatzelmann im Wasserleitungsnetz der Marktgemeinde weitere Verbesserungen geben. Auf der Agenda stehen insgesamt acht Maßnahmen – unter anderem die Verbundleitung von Engetried zum Hochbehälter von Markt Rettenbach sowie verschiedene Versorgungsleitungen. Die Gesamtkosten werden auf gut vier Millionen Euro geschätzt. Mindestens 40 Prozent davon sollen über Zuschüsse abgedeckt werden. Die letzte der acht Maßnahmen wird voraussichtlich in vier Jahren abgeschlossen sein.

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    1 Kommentar
    Franz Xanter

    Interessant und bestätigend ist doch diese Aussage: "Allerdings hätten die Planungen ihre Zeit gebraucht. " Bestätigend für die überbordende Bürokratie in Deutschland!

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