Ein neues Fenster in die digitale Literaturwelt steht nun allen offen, die sich dafür interessieren, was seit dem Mittelalter im Unterallgäu gedruckt oder als Handschrift erschienen ist: Der Digitale Literaturatlas von Bayerisch-Schwaben (DigiLABS) wurde um das Kapitel Unterallgäu erweitert. Die Idee hinter DigiLABS ist, Personen, Orte und Institutionen, die im Regierungsbezirk Schwaben mit Literatur zu tun haben, sichtbar zu machen. Unabhängig von den großen Bibliotheken, nämlich im Internet und damit mit Zugriff von fast überall. Nach dem Ost- und dem Oberallgäu ist jetzt mit dem Unterallgäu der dritte Landkreis erfasst. Die Freischaltung wurde mit einem Festakt vor zahlreichen Gästen aus Politik, Gesellschaft und dem Kulturleben im Abt-Rupert-Ness-Saal des Ottobeurer Klosters gefeiert.
Kunstminister Markus Blume: „Google Maps der Literatur“
„Das ist so etwas wie Google Maps der Literatur“, brachte Kunstminister Dr. Markus Blume den Digitalen Literaturatlas in einer Videobotschaft auf den Punkt. In dem bundesweit bisher einmaligen Langzeitprojekt, das vom Bezirk Schwaben gefördert wird und seit gut fünf Jahren läuft, sind Kapitel über alle zehn Landkreise und die vier kreisfreien Städte im Regierungsbezirk Schwaben geplant. Dass die ersten drei kartierten Landkreise im Allgäu liegen, zeuge von den einzigartigen Schätzen und der literarischen Vielfalt dieser Region, sagte Blume. Bestes Beispiel sei das Kloster Ottobeuren, in dem Buchkultur schon seit dem 8. Jahrhundert gelebt wird. Mehrere Redner unterstrichen die wissenschaftliche, aber auch kultur- und identitätsstiftende Bedeutung dieses Projekts. Eine Autorenlesung von Antonie Schneider sowie die musikalische Umrahmung durch Violinistin Johanna Rothärmel und dem Ottobeurer Musikschullehrer Michael Swiatkowski rundeten die Feierstunde ab.
Literatur für alle Menschen zugänglich machen
Initiator des Digitalen Literaturatlas ist Professor Dr. Klaus Wolf, Literaturdozent an der Universität Augsburg und Vorsitzender des Vereins Literaturschloss Edelstetten, das neben dem Archiv und der Forschungsstelle für Literatur aus Schwaben sowie der Bayerischen Staatsbibliothek in München Kooperationspartner des Projekts ist. Für ihn entsteht gerade eine Art Allgäuer Literaturgeschichte. Bezirkstagspräsident Alfons Weber hob den praktischen Nutzen für die breite Bevölkerung hervor: „Wir machen Literatur für alle Menschen zugänglich“, sagte er. Mit einem Klick könne man nun wie in einem Atlas digital schmökern, dabei auch Anekdoten und Kuriositäten ausfindig machen und mit der Heimat in Verbindung treten.
Diese Informationen sind mit den Namen hinterlegt
Denn erfasst sind neben klassischen literarischen Werken auch Sagen, Legenden, Theaterstücke oder Gedichte in Hochsprache und Mundart. Auch Hörproben und Videos sind hinterlegt. Auf einer digitalen Karte verzeichnet finden sich die Wirkungsorte von rund 170 Unterallgäuer Autorinnen und Autoren, ebenso wie literarische Gedenkstätten und Orte, Literaturwege, Institutionen, Verlage, Reihen oder Festivals. Wer einen Namen anklickt, findet als Herzstück ein Autorenporträt, dazu einen Steckbrief und Informationen etwa über Nachlässe oder verwandte Einträge auf dem Literaturportal. Links führen zum Beispiel zu Museen, die Nachlässe aufbewahren, zu multimedialen Angeboten oder Hörproben.
Manchmal halfen Todesanzeigen weiter
Mit großer Sorgfalt und viel Mühe zusammengetragen hat das alles Sprachwissenschaftlerin Rosmarie Mair, die bereits für das Ober- und Ostallgäu recherchiert hatte. Sie hat dafür Internet, Archive und Bibliotheken durchforstet, alle Unterallgäuer Bürgermeister kontaktiert sowie regionale Verlage, Kreisheimatpfleger, Archivare und Personen, die sich im Kulturleben auskennen. Manchmal habe sie Angehörige von Autoren auch über Todesanzeigen ausfindig gemacht, erzählte sie. Entstanden ist eine vielfältige Unterallgäuer Literaturlandschaft, mit Werken von der mittelalterlichen Handschrift über Auswandererbriefe bis hin zum aktuellen Regionalkrimi. Viel Lyrik sei darunter, berichtete Mair, oft seien bei diesen Dichtern und Dichterinnen Verse für bestimmte Anlässe der Anfang gewesen. Sie erwähnte aber auch, dass die wenigsten Unterallgäuer Gegenwartsautoren ihren Lebensunterhalt davon bestreiten könnten.
Der Digitale Literaturatlas Bayerisch-Schwaben ist ein weiterer Baustein des Literaturportals Bayern der Bayerischen Staatsbibliothek, das seit 2012 online ist: www.literaturportal-bayern.de
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