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Flüchtlingsunterkunft in Türkheim-Bahnhof: Anwohner protestieren

Türkheim

Anwohner protestieren gegen Flüchtlingsunterkunft in Türkheim-Bahnhof

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    In Türkheim soll eine Unterkunft für Geflüchtete entstehen. Geplant ist ein Thermozelt, wie es sie in anderen Gemeinden bereits gibt.
    In Türkheim soll eine Unterkunft für Geflüchtete entstehen. Geplant ist ein Thermozelt, wie es sie in anderen Gemeinden bereits gibt. Foto: Erik Perrey (Archivbild)

    In einer weitgehendst sachlich geführten Diskussion sprachen sich die Anwohner von Türkheim-Bahnhof gegen den geplanten Standort einer Flüchtlingsunterkunft am Bahnhof aus. Schon am Freitag danach gab es aber überraschende Neuigkeiten zu dieser Angelegenheit.

    Wie groß das Interesse an der Infoveranstaltung zu der geplanten Flüchtlingsunterkunft in Türkheim war, zeigte sich daran, dass ein Teil der gut 80 Bürgerinnen und Bürger im Gang vor der Gaststube des Blitzschwab stehen musste, da der kleine Raum völlig überfüllt war. Für sehr große Verärgerung und Unverständnis bei den Anwesenden hatte die Tatsache gesorgt, dass sie erst aus der Mindelheimer Zeitung über die geplante Unterkunft erfuhren. Wie in unsere Redaktion berichtete, hatte die Marktgemeinde dem Landkreis ein Grundstück am Bahnhof, nördlich der Gleisanlagen und östlich des Parkplatzes für die Unterbringung von Flüchtlingen angeboten. „Wir fühlen uns hier völlig überfahren, die Unterbringung von 80 Flüchtlingen gegenüber 260 Einwohnern des Ortsteiles entspricht einer Quote von 31 Prozent“, monierte Udo Schweiger. Türkheim Bahnhof werde einmal mehr wie ein „Glasscherbenviertel“ behandelt.“ 

    Das Landratsamt hat nun einen anderen Standort für die Flüchtlingsunterkunft in Türkheim im Auge. Es geht um dieses Grundstück im Bereich Ettringerstraße/Angerstraße.
    Das Landratsamt hat nun einen anderen Standort für die Flüchtlingsunterkunft in Türkheim im Auge. Es geht um dieses Grundstück im Bereich Ettringerstraße/Angerstraße. Foto: Gemeinde Türkheim

    Türkheims Bürgermeister Christian Kähler wehrt sich gegen den Vorwurf der Ungleichbehandlung

    Bürgermeister Christian Kähler verwahrte sich gegen diesen Vorwurf und erklärte, dass er Türkheim mit seinen Ortsteilen als Einheit betrachte. Er selbst werde vor vollendete Tatsachen gestellt, da dass Landratsamt die Flüchtlinge einfach zuweise. Vor drei Wochen habe er innerhalb von 24 Stunden 15 Geflüchtete unterbringen müssen. „Bevor wir Turnhallen belegen müssen, hat der Marktrat geprüft, ob man dem Landratsamt nicht gemeindeeigene erschlossene oder leicht erschließbare Flächen zur Verfügung stellen kann.“ Der zweite mögliche Standort befinde sich im Bereich Ettringerstraße/Angerstraße, wo der neue Bauhof entstehen soll. 

    „Im Landkreis kommen jede Woche 50 Geflüchtete an, die untergebracht werden müssen.“ Man habe auch gegenüber den anderen Kommunen, vor allem Mindelheim und Bad Wörishofen, die teilweise kurz vor dem Kollaps stünden, Verantwortung zu zeigen, forderte die dritte Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider. Auf Nachfrage erklärte Kähler, dass die Nutzungsverträge immer für ein halbes Jahr abgeschlossen würden, aktuell sei ein Thermozelt mit entsprechenden Versorgungscontainern für 100 Geflüchtete geplant. Wie lange das Zelt stehen bleibe, könne er nicht sagen. Wenn es an dem Standort aber zu Problemen kommen würde, könne man den Vertrag kündigen. Die einzelnen, teilweise emotionalen Wortmeldungen machten deutlich, dass die große Anzahl der Geflüchteten bei den Anwohnern Angst und Unsicherheit auslöste. 

    Flüchtlingsunterkunft: In der Versammlung in Türkheim werden Sicherheitsbedenken laut

    Es wurde immer wieder betont, dass man nicht ausländerfeindlich sei, aber die Security ja nur innerhalb der Unterkunft zuständig sei. Ein Bahnhof sei von Haus aus ein sozialer Brennpunkt, diesen noch zu verstärken, vermutlich durch vorwiegend junge Männer, ging den Anwesenden entschieden zu weit. „Am Bahnhof befindet sich die Bushaltestelle für unsere Kinder, die wir dann nicht mehr allein zur Bushaltestelle gehen lassen können“, befürchtete ein Bürger. „Auch wir Erwachsenen haben ein mulmiges Gefühl, wenn wir im Dunklen noch auf die Straße gehen.“ Doch die Bedenken galten auch den Asylsuchenden. Der vorgesehene Platz liege zwischen Gleisen und Straßen – „wo sollen sich die Asylsuchenden denn aufhalten? Wollen wir die Schlagzeile lesen, dass ein Flüchtlingskind vom Zug überfahren wurde?“ Integration könne an diesem Ort nicht gelingen. 

    Landratsamt hat sich bereits für einen Standort in Türkheim entschieden

    Christine Frommelt gab zu bedenken, dass dann viele Pendlerparkplätze wegfallen würden. „Wo sollen die dann parken? Sind dann wieder unsere ganzen Straßen zugeparkt?“ Der befürchtete Wertverlust der Immobilien rund um Türkheim-Bahnhof wurde ebenso angesprochen wie die Ansicht, dass eine Zeltstadt am Bahnhof ein schlechtes Aushängeschild für ankommende Reisende sei. Die Anwesenden appellierten eindringlich an Kähler, die Bedenken bei den Beratungen mit einfließen zu lassen und nach einem anderen Standort zu suchen. Eine Liste mit 74 Unterschriften, die sich gegen den geplanten Standort richten, wurde Kähler übergeben. Den Vorschlag eines Bürgers, man könne doch zwei Standorte belegen und so die Anzahl pro Unterkunft reduzieren, musste Kähler zurückweisen. „Das Landratsamt wird die Logistik nur für einen Standort aufbauen.“ Nach der Versammlung gab es dann Neuigkeiten. Wie Kähler unserer Redaktion am Freitag mitteilte, habe sich das Landratsamt inzwischen für den Standort Ettringerstraße/Angerstraße ausgesprochen. „Die endgültige Entscheidung liegt aber beim Gemeinderat“, betont Kähler. Diese soll in der Sitzung am 13. Dezember getroffen werden. 

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