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Fasching - jetzt erst recht!: Satire: Bad Wörishofen gönnt sich den "Kneipp-Tower"

Fasching - jetzt erst recht!

Satire: Bad Wörishofen gönnt sich den "Kneipp-Tower"

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    An dieser Statue soll sich der geplante Kneipp-Tower orientieren.
    An dieser Statue soll sich der geplante Kneipp-Tower orientieren. Foto: Polzer

    Architekturbegeisterten ist Bad Wörishofen schon seit Langem ein Begriff: Immerhin sucht die Kombination aus maroden Kurheimen mit ihrem morbiden Charme und den geschmackvoll-verspielten Neubauten im Zuckerbäckerstil deutschlandweit ihresgleichen. Mit ihrem neuesten Plan könnte die Stadt nun jedoch weltweite Bekanntheit erzielen.

    Um Pfarrer Sebastian Kneipp zu seinem 200. Geburtstag zu würdigen und seine Lehre im Wortsinn erlebbar zu machen, soll im Zentrum eine bewohnbare Statue entstehen. Als Standort sind das Gelände des Rathauses oder auch das des Kursaals im Gespräch, die wie berichtet beide baufällig sind und nach Überzeugung der Stadträte abgerissen werden könnten.

    30 Stockwerke mit fließend kaltem Wasser

    Vorbild für das Vorhaben ist die Freiheitsstatue in New York, die allerdings nur begangen und nicht bewohnt werden kann. Das soll bei Kneipp anders sein: Die Pläne, die das Bauunternehmen Glass nun dem Stadtrat präsentierte, sehen auf 30 Stockwerken 45 Wohnungen im Premium-, aber auch im Sozialbau-Segment vor. Dem Pflegepersonal für die Bewohner der Penthouse-Wohnungen oberhalb von Kneipps Gürtellinie, soll so – gewissermaßen als Fußvolk – arbeitsplatznahes Wohnen ermöglicht werden.

    Gemäß Kneipps Wassertherapie wird die Statue in einer gigantischen und auch als solche nutzbaren Tretanlage stehen. Der beim Wassertreten übliche Storchengang könne bei der Statue aus statischen Gründen jedoch leider nur angedeutet werden, so der Architekt. In den Wohnungen wird es ferner ausschließlich kaltes Wasser geben, die Schlauchanschlüsse für Gesichts- und Beingüsse sowie ein Armbecken gehören zur Grundausstattung.

    Bewegung wird im Kneipp-Tower groß geschrieben

    Verzichten müssen die Bewohner dagegen auf einen Aufzug. Im Falle der geplanten 30 Stockwerke spart das zum einen Kosten, die mit rund 162 Millionen Euro dem Ruf Bad Wörishofens als teuerstem Pflaster der Republik durchaus gerecht werden. Vor allem aber bringt es eine weitere der fünf Säulen Kneipps täglich ins Bewusstsein, nämlich die oft vernachlässigte und gerade für ältere Menschen so wichtige Bewegung.

    Dieser können die Bewohner auch bei der Gartenarbeit auf den Balkonen frönen – auch wenn der Fantasie durch einen detaillierten Bepflanzungsplan enge Grenzen gesetzt sind: Ganz im Sinne von Kneipps Phytotherapie dürfen ausschließlich Kräuter angebaut werden. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Ernährung: Sensoren in den Kühlschränken und Speisekammern lösen bei der Stadt als Vermieterin einen Alarm aus, wenn die Bewohner kulinarisch über die Stränge schlagen. Dies kann die fristlose Kündigung rechtfertigen.

    Große Wohnfläche dank Kneipps Leibesfülle

    Dass Kneipp selbst seine diesbezüglichen Regeln nicht allzu strikt eingehalten zu haben scheint, ist dem Architekten zufolge jedoch ein Segen: Denn in einem ausgehungerten Asketen wären bei gleicher Höhe niemals so viele Wohnungen unterzubringen gewesen. Die Leibesfülle des Geistlichen lässt dagegen so viel Spielraum, dass in jeder Wohnung auf Wunsch auch ein persönliches Wassertretbecken problemlos unterzubringen ist.

    Ursprünglich sollte der Bau in Rekordzeit errichtet werden und bereits zu Kneipps Geburtstag im Mai fertig sein. Nachdem die chinesischen Subunternehmer den Auftrag coronabedingt jedoch storniert haben, könnte das Bad Wörishofer Sommer-Bauverbot dazu führen, dass die Statue frühestens zu Kneipps Todestag in sechs Jahren oder sogar erst zu seinem nächsten runden Geburtstag eingeweiht wird. (coco)

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