Hermann Albrecht, Martina Kögel und Irmgard Hafner verbindet die Freude am Wandern. Das war wohl der Grund dafür, dass sie sich in Ettringen an der Mittelschule abends trafen, um eine „Vollmondwanderung“ zu machen, diesmal „Rund um den Herbstteil“ – es war schon die dritte Wanderung dieser Art. Fast zeitgleich fand an diesem Sonntag das Fußballspiel Deutschland gegen die Schweiz statt, was sicher viele vor den Fernseher zog.
Stimmungsvoll sonnig begann die Vollmondwanderung des TSV Ettringen
Eine Vollmondwanderung wurde es zu dieser Mittsommernachtszeit nicht wirklich: Zuerst war es noch stimmungsvoll sonnig, danach zogen dunkle Wolken auf und verbargen den Mond. Die Teilnehmer waren sich dennoch einig: Es war schön! Von der Schule aus ging es rechts am Langweidbach entlang auf dem Radweg Richtung Siebnach. Hier zeigten sich noch Reste der Schäden des Hochwassers. Auf der Baustelle auf dem Gelände der früheren Gärtnerei Pelzl war die Baugrube gefüllt wie ein Swimmingpool, so witzelten die Wanderer beim Vorbeigehen. Außerhalb des Ortes säumten Birken den Weg, die Stämme strahlend weiß, wie frisch geputzt. Nach einer großen, neu gebauten Landwirtschaft mit Stallungen ging es links weiter. Getreidefelder säumten den Weg und Martina Kögel und Irmgard Hafner freuten sich über kräftig rot blühende Mohnblumen.
Martina Kögel erzählte, dass sie in Etappen den Jakobsweg innerhalb von zehn Jahren bewältigt hatte und dies von Ettringen über Frankreich bis nach Spanien. Sehr nette Menschen habe sie dabei kennengelernt und ihre alten Wanderschuhe stehen jetzt mit Erde befüllt und mit einer spanischen Hauswurz bepflanzt im Garten, geschmückt mit einer Jakobsmuschel. Auch Irmgard Hafner wandert gerne, besonders Wallfahrten haben es ihr angetan.
Hermann Albrecht, der Organisator der Vollmondwanderungen, hat 24-Stunden-Wanderungen für sich entdeckt. So plant er, mit einer Gruppe aus Türkheim nach Augsburg zu laufen und dort vom Dom zur Basilika St. Ulrich und Afra. Letzteres ist Bestandteil der großen Männerwallfahrt in der Ulrichswoche. So waren für die drei die zuletzt etwa sechseinhalb Kilometer ein Klacks im Vergleich zu ihren sonstigen Wanderprojekten.
Doch zurück auf den Weg: Entlang eines Entwässerungsgrabens ging es links weiter. Eine prägnante Gruppe von Bäumen am Waldrand fiel ins Auge und Hermann Albrecht erklärte: „Hier stand einmal ein Schloss, doch der Erzählung nach versank dieses im moorigen Untergrund, weshalb der Ort jetzt 'Versunkenes Schloss' heißt.“ Ein Stück weiter stand eine alte knorrige Eiche. Albrecht wusste, dass dort während des Zweiten Weltkrieges Gegner der Naziherrschaft aufgehängt wurden, ein Galgenbaum sozusagen.
Die Mariengrotte bei Ettringen ist ein friedlicher Ort
Beim Überqueren der Straße von Tussenhausen nach Ettringen wies ein Holzschild auf die nahe Mariengrotte hin. Auf dem Parkplatz standen zwei Autos und Irmgard Hafner meinte, dass „man hier immer jemanden trifft“. Das zeigten auch die vielen Kerzen, die die Marienstatue säumten. Ein friedlicher Ort an diesem Abend im Dämmerlicht, Vogelgezwitscher trotz der späten Stunde. Am ersten Sonntag im August findet hier bei schönem Wetter immer eine Messe statt, umrahmt von Musik, gefolgt von Frühschoppen und Mittagstisch. Nach einer kurzen Pause ging die Wandergruppe wieder zurück nach Ettringen zum Ausgangspunkt an der Schule, Fledermäuse sausten durch die laue Luft und Hermann Albrecht wollte noch ins Eisstadion zum Public Viewing, um zu sehen, wie die Deutschen gespielt hatten.
Bei der ersten Vollmondwanderung waren etwa 15 Wanderer gekommen, bei der zweiten lief Albrecht die Runde alleine, es war das Wochenende mit Starkregen und Hochwasser. Der nächste Termin wird bei Vollmond im Juli sein, danach geht es im Oktober wieder weiter, so Albrechts Plan. Interessierte Wanderer sind willkommen.