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Ettringen/Markt Wald: Ein „Ehestreit“ mit harten Bandagen um die Ettringer Mittelschule

Ettringen/Markt Wald

Ein „Ehestreit“ mit harten Bandagen um die Ettringer Mittelschule

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    Die Albert-Schweizer-Schule in Ettringen kämpft weiter um ihre Zukunft. Jetzt sollten die Siebstklässler nach Türkheim und Bad Wörishofen aufgeteilt werden. Doch dagegen stemmten sich die Bürgermeister aus Ettringen und Markt Wald.
    Die Albert-Schweizer-Schule in Ettringen kämpft weiter um ihre Zukunft. Jetzt sollten die Siebstklässler nach Türkheim und Bad Wörishofen aufgeteilt werden. Doch dagegen stemmten sich die Bürgermeister aus Ettringen und Markt Wald. Foto: Reinhard Stegen (Archivbild)

    Sitzungen eines Schulverbandes sind in aller Regel weder vergnügungssteuerpflichtig noch öffentlichkeitswirksam: Vertreter des Schulamtes, Schulleitung und Vertreter der beteiligten Gemeinden setzen sich zusammen, stellen in weitgehender Übereinstimmung die finanziellen und organisatorischen Weichen und verabschieden sich bis zur nächsten routinemäßigen Sitzung. Die jüngste Sitzung des Schulverbandes der Partnerschulen aus Ettringen, Türkheim und Bad Wörishofen verlief da ganz anders. 

    Nach hitziger Diskussion um die bestmögliche Aufteilung der Schülerinnen und Schüler aus Markt Wald auf die jeweiligen Schulen kam es fast zu einem Eklat, als die Bürgermeister Robert Sturm (Ettringen) und Christian Demmler (Markt Wald) demonstrativ die Sitzung beendeten und den Raum verließen. Wie sich zeigen sollte, hinterließ dieses Signal bei den Verantwortlichen der beteiligten Mittelschulen Spuren – was die Rathauschefs wohl auch durchaus so gewollt hatten.

    Ettringens Bürgermeister Sturm kämpft seit Jahren um die Mittelschule

    Es war nicht zum ersten Mal, dass im Schulverband um die Verteilung der Schüler auf die jeweiligen Mittelschulen in Ettringen, Türkheim und Bad Wörishofen diskutiert und gerungen wurde. Und es wird wohl auch nicht das letzte Mal gewesen sein, denn gerade die Zukunft der Mittelschule in Ettringen steht seit Jahren auf der Kippe. Geradezu „überlebensnotwendig“ für die Albert-Schweizer-Mittelschule sind daher die Schülerinnen und Schüler aus Markt Wald, die nach der Grundschule auf die fünfte, sechste, siebte und achte Klasse der Ettringer Mittelschule wechseln. Jetzt stand die siebte Klasse in Ettringen zur Diskussion, die nach den Vorstellungen der Schulleitungen auf die Partnerschulen in Türkheim und Bad Wörishofen verteilt werden sollten. Ohne diese siebte Klasse hätte es dann im folgenden Schuljahr in Ettringen auch keine achte Klasse geben können. Eine neunte Klasse wird schon seit Jahren nicht mehr in Ettringen angeboten, die Schüler müssen ihren Hauptschulabschluss dann in einer der benachbarten Schulen machen. Diese „Kröte“ hatte Ettringens Bürgermeister Robert Sturm schon vor Jahren schlucken müssen, um den Fortbestand „seiner“ Schule in Ettringen überhaupt sichern zu können. 

    Das Verhältnis und die Zusammenarbeit im Schulverband beschrieb Markt Walds Bürgermeister Christian Demmler (CSU) als „manchmal etwas schwierig“, weil es „jedes Jahr wieder etwas Gegrummel“ gebe. Gemeinderat Hermann Glas (FW), der ebenfalls im Schulverband sitzt und seit Jahren für die bestmögliche Lösung für die Schüler aus Markt Wald kämpft, verglich die Situation im Schulverband mit „eheähnlichen Verhältnissen“, oder: „Man reibt sich da halt immer ein bisschen aneinander …“

    „In Ettringen stehen Klassenzimmer leer, und in Bad Wörishofen Container“

    So wohl auch bei der jüngsten Sitzung, wie Bürgermeister Christian Demmler dem Markt Walder Gemeinderat jetzt schilderte. Erneut sei gefordert worden, dass die Schülerinnen und Schüler der bisherigen siebten Klasse auf die Mittelschulen nach Türkheim und Bad Wörishofen verteilt werden sollten. Für die Bürgermeister aus Ettringen und Markt Wald ein Unding, und auch Schulverbandsvertreter Hermann Glas versteht das nicht: „In Ettringen stehen die Klassenzimmer leer, und in Bad Wörishofen müssen Container aufgestellt werden, um die Schüler unterbringen zu können.“ Ziel müsse aus seiner Sicht doch sein, dass die Mittelschüler möglichst gleichmäßig verteilt und damit alle drei Standorte gesichert werden können. Kurze Schulwege und die gewachsene Klassengemeinschaft seien gute Gründe, um dies auch in Zukunft so zu machen, findet nicht nur Glas. 

    Einige Vertreter im Schulverband waren da offenbar anderer Meinung – geplant war, die siebte Klasse aus Ettringen nach Türkheim und Bad Wörishofen aufzuteilen. Doch da stemmten sich die Bürgermeister Sturm und Demmler mit all ihrer kommunalpolitischen Erfahrung und Macht dagegen – und als ihre Argumente offenbar nicht gehört werden sollten, wählten die beiden Rathauschefs einen seltenen Schritt: Nachdem bei der Sitzung kein „Konsens“ gefunden werden konnte, wurde die Sitzung kurzerhand für beendet erklärt.

    Am Ende sollte sich zeigen, dass dies offenbar den Nerv der Verantwortlichen im Schulamt durchaus getroffen hatte: Wenige Tage später bekam die Ettringer Schulleiterin Dolores Kowalski tatsächlich die erhoffte Nachricht, dass die derzeit 13 Schülerinnen und Schüler aus Ettringen und Markt Wald auch weiterhin an der Ettringer Albert-Schweizer-Schule in der siebten Klasse verbleiben können und sieben Kinder aus Türkheim oder Bad Wörishofen dann in Ettringen unterrichtet werden.

    Ende gut, alles gut? Vermutlich nicht, so die Einschätzung von FW-Gemeinderat Hermann Glas: Er rechnet, wie Rathauschef Demmler, damit, dass spätestens bei der nächsten Schulverbandssitzung erneut über dieses Thema gestritten wird. Aber wenn am Ende – wie in jeder guten Ehe – ein für beide Partner akzeptables Ergebnis und ein gängiger Kompromiss gefunden werden kann, dann wird sich auch dieser „Ehestreit“ beilegen lassen …

    UPDATE zu diesem Artikel vom 16. Juli 2024:

    „Mittelschule Ettringen war und wird nicht gefährdet“

    Von einem deutlichen Signal war jüngst zu lesen, als es um die künftige Aufteilung der Schülerinnen und Schüler auf die Mittelschulen in Ettringen, Türkheim und Bad Wörishofen ging. Die Bürgermeister Robert Sturm (Ettringen) und Christian Demmler (Markt Wald) hätten demonstrativ die Sitzung beendet und den Raum verlassen, hieß es. Diese Darstellung zweifelt Barbara Engel an. Sie ist Verbundkoordinatorin des Schulverbundes Wertachtal und Schulleiterin der Mittelschule Türkheim. Demmler dagegen bekräftigt, man habe ein Signal senden wollen.

    „Die Schulverbundsitzung haben weder Herr Demmler noch Herr Sturm beendet oder vor Beendigung durch den Koordinator verlassen“, schreibt Engel in einer Richtigstellung an unsere Redaktion. Im Artikel war irrtümlich die Rede vom Schulverband, der aber ein anderes Gremium ist. „Die Mittelschulen Bad Wörishofen, Ettringen und Türkheim bilden, wie im Kooperationsvertrag festgehalten, den Schulverbund Wertachtal“, schreibt Engel. Die Klassenbildung liege in den Händen des Verbundkoordinators. „Ziel des Vertrages ist die Erhaltung der Standorte“, betont Engel. „Das Staatliche Schulamt ist für die Klassenbildung vor Ort nicht verantwortlich, sondern mit der Aufgabe der Zuweisung von Lehrerstunden betraut.“

    Im Artikel war zu lesen, die Zukunft der Mittelschule Ettringen stehe seit Jahren auf der Kippe. „Im Verbundvertrag haben sich die Vertragsparteien die Erhaltung der Standorte zugesagt“, betont Engel. „Aufgrund der Schülerzahlen ist es notwendig, festzulegen, wie viele Klassen gebildet werden. Jedem Schulverbund steht ein begrenztes Stundenbudget zur Verfügung, das sich an der Gesamtschülerzahl des Verbundes orientiert.“ Deswegen sei es notwendig, die Zahlen an jedem Standort genau anzuschauen und möglichst verträgliche Lösungen für die Klassenbildung zu finden. „Der Standort der Mittelschule Ettringen war und wird nicht gefährdet“, schreibt Engel. „In allen Jahren tragen die Schulen Bad Wörishofen und Türkheim dazu bei, die Mittelschule Ettringen zu unterstützen.“ Das funktioniert laut Engel so: „Schüler von Bad Wörishofen und Türkheim werden der Mittelschule Ettringen zugewiesen. Auf die Einrichtung von Klassen in Türkheim und Bad Wörishofen wird zugunsten der Mittelschule Türkheim verzichtet. Durch die Bildung großer Klassen an den Standorten Bad Wörishofen und Türkheim wird die Existenz der kleineren Klassen an der Mittelschule Ettringen ermöglicht. Wenn die Anzahl der Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 in Ettringen die Mindestzahl nicht erreicht, erfolgt die Zuweisung an einen anderen Standort, so wie im Vertrag vereinbart.“

    Ettringens Bürgermeister Robert Sturm sagte unserer Redaktion, es stimme, dass er die Sitzung nicht verlassen habe. Allerdings habe es „bestimmte Entscheidungen gegeben, mit denen ich nicht einverstanden war, und die nicht dem Bestand unserer Schule dienen.“ Aus diesem Grund gebe es „immer wieder Dissenzen“, berichtet er. Als „höchst unglücklich“ bezeichnet es Sturm zudem, dass „die Koordinatorenstelle nicht mit jemandem von außen besetzt wird“. Das aber sei ein strukturelles Problem, für das niemand in der Runde etwas könne. „Ich beharre auf dem Kooperationsvertrag“, betont Sturm. Markt Walds Bürgermeister Christian Demmler sagte unserer Redaktion, er sei grundsätzlich mit der Schilderung der Sitzung einverstanden. „Wir wollten ein Signal senden“, berichtet er. „Wir wollten signalisieren, dass es keinen Konsens gibt und man es deshalb in dem Moment auch lassen könne.“ Daraufhin sei die Sitzung auch beendet worden.

    Im Artikel war auch irrtümlich die Rede davon, dass schon seit Jahren keine neunte Klasse mehr in Ettringen angeboten werde, die Schülerinnen und Schüler ihren Hauptschulabschluss dann in einer der benachbarten Schulen machen müssten. Hauptschulabschluss heißt das allerdings natürlich offiziell längst nicht mehr. Schulamtsdirektor Bertram Hörtensteiner betont außerdem, dass „sich dort soeben mehr als 20 Jugendliche nach erfolgreichem Schulbesuch dem qualifizierenden Abschluss unterziehen“. (mz)

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