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Ettringen: Ettringen, der kleine Ort mit dem großen Nachtumzug

Ettringen

Ettringen, der kleine Ort mit dem großen Nachtumzug

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    Der Plan steht – Umzugsleiter Georg Böck hält den Gesamtplan in den Händen, auf dem Umzugsstrecke, Buden-Standorte, Erste-Hilfe-Stellen, Parkplätze und mehr eingezeichnet sind - ein Rastersystem dient der schnellen Orientierung.
    Der Plan steht – Umzugsleiter Georg Böck hält den Gesamtplan in den Händen, auf dem Umzugsstrecke, Buden-Standorte, Erste-Hilfe-Stellen, Parkplätze und mehr eingezeichnet sind - ein Rastersystem dient der schnellen Orientierung. Foto: Kathrin Elsner

    „Wir helfen jeden Tag nach Feierabend beim Aufbau mit“, sagt ein kleines Helfer-Team mit leuchtenden Augen, das an diesem Tag für die Installation der Umzugs-Straßenbeleuchtung zuständig ist. Das ist für die Ettringer ganz selbstverständlich, das ganze Dorf hilft mit und ist voller Vorfreude „auf die vielen Leute“. Umzugsleiter Georg Böck ist begeistert von der motivierten Jugend.

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    Sie feiern die ganze Nacht: In Ettringen kamen 15.000 Narren zum Nachtumzug zusammen. Hier sind die Bilder von der Party.

    So schön war der Nachtumzug in Ettringen im Jahr 2020

    Ein Faschingswochenende der Superlative wirft seine Schatten voraus, das am Freitag mit der großen Malle-Party beginnt, dicht gefolgt vom Jubiläumshofball am Sonntag und dem legendären Nachtumzug am Rosenmontag, zu dem bis zu 15.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet werden. Um im rund 3300 Einwohner zählenden Ettringen solche Großveranstaltungen stemmen zu können, ist jede helfende Hand gefragt, und danach muss man hier nicht lange suchen. Obwohl ein Kernteam von rund 100 Aktiven der Ettrinarria jede freie Minute in die Vorbereitungen des kommenden Großveranstaltungs-Wochenendes investiert, weiß Georg Böck: „Ohne das Dorf und ohne die Vereine geht gar nichts, wir könnten das selber nie stemmen“. 

    Für den Nachtumzug packt ganz Ettringen mit an

    Ob Kartenvorverkauf, Aufbau oder die 24 Buden, die es entlang der Umzugsstrecke zu bewirten gilt, die Ettringer Vereine engagieren sich ganz selbstverständlich und hochmotiviert. Auch die Anwohner ziehen mit. Die Gemeinde, Polizei, Rettungsdienste und und mehrere Feuerwehren aus dem Umkreis leisten ebenfalls unglaublich viel. „Das ist ganz wichtig“, betont der Umzugsleiter, „ohne all die Leute wären wir hoffnungslos verloren“. Allein die Feuerwehren leisten mit der Verkehrsregelung und Parkplatzeinweisung Unvorstelllbares, findet er, 150 Kräfte seien zudem entlang des Umzugs platziert, „damit die Besucher nicht zu weit in die Straße drücken“. Rund 300 Sicherheitskräfte werden den kompletten Abend begleiten.

    Ein eingeschworenes Helfer-Team, das seit Tagen in jeder freien Minute beim Aufbau hilft. Von links: Martin Senner, Lukas Kögel, Christoph Leidescher und Sebastian Duscher.
    Ein eingeschworenes Helfer-Team, das seit Tagen in jeder freien Minute beim Aufbau hilft. Von links: Martin Senner, Lukas Kögel, Christoph Leidescher und Sebastian Duscher. Foto: Kathrin Elsner
    Der Übergang vom großen Zelt in die Turnhalle ist schon fast fertig aufgebaut, die letzten handwerklichen Tätigkeiten gehen im Team leicht von der Hand.
    Der Übergang vom großen Zelt in die Turnhalle ist schon fast fertig aufgebaut, die letzten handwerklichen Tätigkeiten gehen im Team leicht von der Hand. Foto: Kathrin Elsner

    Auch die Logistik sei in jeglicher Form eine Herausforderung, sagt Georg Böck. Die Straßensperren gelten beispielsweise am Umzugstag ab 15 Uhr bis zum nächsten Morgen um 5 Uhr. „Wir sind sehr stolz auf unseren Bauhof“, sagt Böck voller Dankbarkeit, „unsere Gemeinde stellt die komplette Beschilderung, die Bauhof Mitarbeiter stellen die Schilder auf, bauen sie teilweise nachts um und am nächsten Morgen wieder ab“.

    Die heiße Phase der Planung beginnt alljährlich Anfang Dezember. „Die ganzen Pläne laufen bei mir über den Schreibtisch“, sagt Georg Böck, der Zeitaufwand, sich mit allen beteiligten Behörden abzustimmen, sei nicht zu unterschätzen. Die größte Herausforderung sei jedoch, genügend Narrenzünfte, Garden und Musikkapellen zu bekommen, „da hat uns Corona leider sehr stark in die Suppe gespuckt, zahlreiche Gesellschaften haben aufgehört zu existieren“, erzählt er. Doch wer früh anfängt zu planen, hat trotzdem Erfolg. Den von einem Teammitglied bereits im April versandten rund 300 Einladungen werden in diesem Jahr 93 Gruppierungen folgen, eine bunte Mischung aus Wagen, Fußgruppen und Kapellen.

    Das große Festzelt ist mit vereinten Kräften bereits aufgebaut worden, an den Übergängen zur Turnhalle wird in den letzten Zügen gebaut. Sobald die teure Technik im Zelt installiert ist, wird es eine Nachtwache geben. Ganz selbstverständlich übernimmt auch Ettrinarria Prinz Stefan eine Schicht, Adel verpflichtet. Das Ordnungsdienst- und Sicherheitskonzept sei in der Feinabstimmung, die Personaleinweisungen mit Jugendschutzunterweisung terminiert, erzählt Böck.

    Auch auf Nachhaltigkeit wird beim Nachtumzug in Ettringen geachtet

    In der alten Turnhalle stehen Kistenweise Mehrweg-Trinkbecher zur Abholung durch die Vereine bereit. Diese werden am Umzugstag gegen Pfand ausgegeben und können an allen Vereins-Buden wieder abgegeben werden. Das sei nicht nur nachhaltig, „es ist für die Besucher auch viel leichter“, sagt Gardetrainerin Saskia Götzfried, die an diesem Tag an der Becherausgabe eingeteilt ist. Jeder hilft, wo er kann, Johannes Böck, 2. Vorsitzender der Ettrinarria, ist froh, dass alles nach Plan läuft. „Wir haben so tolle, fleißige Leute hier, einfach cool“, sagt er dankbar.

    Am Rosenmontag selbst sei das Helfer-Kernteam bereits ab sieben Uhr morgens unterwegs, um beispielsweise die Bus-Schilder und die Umzugsaufstellung aufzubauen, verrät der Umzugsleiter. Ab 17 Uhr beginnt der Budenzauber auf den Straßen, das Zelt wird ab 16.30 Uhr geöffnet sein. Der Nachtumzug startet um 19 Uhr, „der letzte dürfte gegen 23 Uhr durch sein“, sagt Georg Böck. Und von wo aus schaut sich der Umzugsleiter den Nachtumzug an? „Gar nicht“, sagt er dazu lachend, er kümmere sich mit seinem Sohn Johannes darum, die entstehenden Lücken zwischen den Teilnehmenden zu schließen, „ich bekomme vom Umzug so gut wie nichts mit“. Und trotzdem leitet er diesen seit 2002 immer wieder leidenschaftlich gern. „Der Nachtumzug ist wie ein Kind von mir“, sagt er mit einem Funkeln in den Augen. 

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