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Einkaufen in Bad Wörishofens Innenstadt: der nächste Rückschlag

Bad Wörishofen

Nächstes Traditionsgeschäft in Bad Wörishofens Fußgängerzone schließt

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    Sabine Strobel schließt ihre Buchhandlung in der Fußgängerzone für immer.
    Sabine Strobel schließt ihre Buchhandlung in der Fußgängerzone für immer. Foto: Karin Donath

    Und wieder schließt ein Traditionsbetrieb in Bad Wörishofen, dessen Ursprung sogar noch auf Pfarrer Sebastian Kneipp zurückgeht. Am 31. Juli hört die Buchhandlung Thiel in der Kneippstraße auf. Die Inhaberin wird deutlich, was die Gründe für das Aus angeht.

    Im Jahr 1906 kam der Urgroßvater von Sabine Strobel, der jetzigen Inhaberin, nach Bad Wörishofen, um sein schweres Rheuma von Pfarrer Kneipp behandeln zu lassen. Nach seiner Heilung wurde er nicht nur zum überzeugten Kneippianer, sondern blieb in der Stadt und gründete die Buchhandlung und Leihbücherei Rittmeyer in der Kneippstraße. Die Buchhandlung überstand zwei Weltkriege, „um dies zu ermöglichen, arbeitete mein Uropa im Winter in der Schweiz,“ erzählt Sabine Strobel. „Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Laden auch Obst und Gemüse aus dem heimischen Garten verkauft.“

    Die Bucherstube Thiel hatte in den vielen Jahren zahlreiche prominente Gäste, zum Beispiel

    Nach dem Krieg verstärkte Georg Rittmeyer junior den Familienbetrieb und gründete ein weiteres Standbein: In der Zweigstraße eröffnete er das Tanzinstitut Rittmeyer, das „größte Erfolge speziell bei älteren Damen und Herren“ versprach, wie auf einem alten Plakat zu lesen ist. 1968 übernahm Gerda Thiel die Buchhandlung, „für eine Frau damals ein mutiger Schritt“, berichtet Strobel. „Die Frau brauchte noch die Einverständniserklärung des Mannes, um ein Geschäft zu betreiben.“ Gerda Thiel bekam von Ehemann Lothar nicht nur die Erlaubnis, sondern wurde von ihm beim Verkauf und den Umbauten tatkräftig unterstützt. Die Leihbücherei wurde aufgegeben und aus der Buchhandlung wurde die Bücherstube Thiel. 1988 stieg Tochter Sabine in den Familienbetrieb ein, den sie seit dem Tod ihrer Mutter alleine führt. Viele bekannte Schriftsteller und Künstler konnte sie seitdem im Geschäft begrüßen, darunter Lieselotte Pulver, Peter Scholl-Latour, Senta Berger und Michaela May.

    Die rückläufigen Gästezahlen und die Schließung des Sebastianeums wirken sich aus

    Doch nun zieht Sabine Strobel den Schlussstrich. Dafür nennt sie mehrere Gründe. Natürlich habe auch sie die Auswirkungen des immer stärker zunehmenden Onlinehandels gespürt, dazu kam noch die Erkrankung einer langjährigen Mitarbeiterin. „Was uns besonders trifft, sind die stark rücklaufenden Gästezahlen und die Schließung des Sebastianeums. So eine schlechte Saison wie dieses Jahr hatten wir noch nie.“ Doch einen kleinen Hoffnungsschimmer hat Strobel doch noch für den Erhalt der Bücherstube. „Vielleicht findet sich ja jemand, der engagiert und begeistert ist und das Geschäft fortführen möchte.“ Vor der Bücherstuhe Thiel hatte bereits der Schwermer-Laden in der Fußgängerzone aufgegeben, zudem hat nach über 100 Jahren auch das Modehaus Ländle die Schließung zum Ende Oktober verkündet.

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