Was für ein traumhafter Start in das Festwochenende beim Kirchheimer Marktfest: Nach der feierlichen Eröffnung im Schlosshof am Freitagabend mit Ansprachen, Musik und Tanz strömten die Besucherinnen und Besucher zu den Ständen und in die Lager, wo es Speis und Trank gab und allerhand Vergnügungen wie frech-fröhliche historische Stücke, vom Theaterverein auf die Bühne gebracht, Tanz und Musik. Dabei war schon bald stellenweise kein Durchkommen mehr, so dicht war das Gedränge bereits am ersten Abend des drei Tage dauernden Festes.
Beeindruckend der Gewölbekeller, in dem es Wein und deftige Brotzeitteller beim Musikverein gab, und wo die Musiker, als Mönche gewandet („die Patres von der Kapuzinerklause“), zusammen mit ein paar Helferinnen die Gäste bewirteten. Viele Stufen führen tief hinunter unter das Gebäude, wo von der anderen Seite der Zugang zum Fuggerschen Elektrizitätswerk ist. Sonst ist der Keller öffentlich nicht zugänglich. Er bot, neben dem Schlosshof und den geräumigen Innenhöfen an der Fuggerstraße, eine herrliche Kulisse für so ein historisches Fest.
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Mit viel Aufwand haben die Kirchheimer ihr Marktfest vorbereitet
Unglaublich der Aufwand, mit dem die vielen Holzhäuschen und Stände entlang der Straßen gefertigt worden waren. Für Kinder gab es als Highlights ein hölzernes Riesenrad, extra für diesen Anlass entworfen und gebaut, und eine hohe, breite Rutsche, um die ein Holzhäuschen mit Treppe gebaut worden war. Hier standen die Kleinen Schlange, um mit einem alten Sack hinunterzurutschen, und auch ein paar Väter genossen dieses Vergnügen. Sebastian Konrad, der bei der Firma Holzheu arbeitet und somit vom Fach ist, hatte den Entwurf für das Riesenrad gezeichnet, sein Kollege Martin Kastner hatte es zusammengebaut. Drei Tage dauerte allein das Zusammenbauen der Teile, wie sie erzählten.
Kirchheims Bürgermeisterin Susanne Fischer zeigte sich beeindruckt: „Was die Leute hier gestemmt haben und mit welchem Enthusiasmus – wirklich toll! Da hat sich gezeigt, wozu sie fähig sind, wenn sie Lust auf etwas haben, und so schön zu sehen, wie abends alle nach der Arbeit noch zusammengestanden sind und geredet haben.“
Peter Wachler und Christine Vogginger wurden von der Marktwache verhaftet
Fischers Stellvertreterin, die Zweite Bürgermeisterin Christine Vogginger, erlebte dagegen ein ganz anderes Abenteuer: Am Eröffnungsabend wurde sie zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Peter Wachler von der Marktwache gefangen genommen, verhöhnt vom Volke zum Gefängnisturm geführt, wo beide eingesperrt wurden. „Solle Lumpa sperrad mir ei“, ertönte es in Richtung der beiden CSU-Politiker. Peter Wachler wurde vorgeworfen, dass er, der als Bürgermeister von Markt Wald schon ein „Großer“ gewesen wäre, davon nicht genug gehabt hätte. Er habe Geld gestohlen, um sich in München ein großes Haus zu kaufen, wo er jetzt residiere. Christine Vogginger, die auch eine „Schwarze“ wäre, hätte sich mit ihm zusammengetan und dafür Kirchheims Kassen geräumt.
![CSU-Landtagsabgeordneter Peter Wachler wurde festgenommen und musste zusammen mit Zweiter Bürgermeisterin Christine Vogginger im Gefängnisturm hocken. CSU-Landtagsabgeordneter Peter Wachler wurde festgenommen und musste zusammen mit Zweiter Bürgermeisterin Christine Vogginger im Gefängnisturm hocken.](https://images.mgpd.de/img/102896309/crop/c1_1-w100/549136717/959148620/00000128380.jpg)
Beide beteuerten ihre Unschuld, doch mussten sie trotzdem in den kleinen Gefängnisholzturm an der Schlossmauer. Die Haftbedingungen waren allerdings gut, es gab Getränke und belegte Brote und Gäste lugten durch die Holzbretter hinein zu den Gefangenen. Nachdem sie entlassen wurden, freigekauft durch den Erlös des Auftritts von Voggingers Musikgruppe, kamen weitere Halunken in den Turm, denen Vergehen wie unerlaubtes Fischen vorgeworfen wurde oder deren ausgebüxte Kühe angeblich den Salat beim Nachbarn gefressen hatten.
Beim Festumzug am Samstag gab es in Kirchheim viel zu sehen
Ein weiterer Höhepunkt im Fest war der große Umzug am Samstag. Es war eine echte Augenweide, wie Schulklassen, Kindergartenkinder, Musikgruppen, Handwerker und Bauern, manche mit ihren Viechern, durch die Straßen zogen … und erst all die schönen Gewänder, Mädchen mit Blütenkränzen im Haar, schneidige Landsknechte, Ritter und Adelige!
Ritter Hans von Hürnheim (Ernst Striebel), seine Gemahlin Ursula und Sohn Walther (seine Frau Jessica und sein Sohn Sebastian) waren vielerorts auf dem Marktfest anzutreffen, beim Tanzen, Musizieren oder vor der Alten Sölde, beim Bewirten der Gäste in ihrem Lager. Zu entdecken und bestaunen gab es beim Marktfest überall etwas: Handwerkerinnen und Handwerker, die schnitzten und Holz bearbeiteten, Papier herstellten oder mauerten wie anno dazumal, oder jene, die textile Handarbeiten wie Klöppeln oder Weben präsentierten. Und natürlich war auch tierisch etwas los: Esel, Schweine, Hühner und noch viel mehr waren nicht nur für die kleinen Besucherinnen und Besucher eine große Attraktion.
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