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Egelhofen: Egelhofen versteht es, zu feiern – nicht nur bei der MZ-Landpartie

Egelhofen

Egelhofen versteht es, zu feiern – nicht nur bei der MZ-Landpartie

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    Gutes vom Grill und gute Stimmung gab‘s bei der MZ-Landpartie vor dem Egelhofener Vereinsheim.
    Gutes vom Grill und gute Stimmung gab‘s bei der MZ-Landpartie vor dem Egelhofener Vereinsheim. Foto: Melanie Lippl

    Das gab’s noch nie: Schon eine Stunde vor Beginn der MZ-Landpartie machten es sich bereits die Ersten am Vereinsheim in Egelhofen gemütlich, wo dank der Organisation von Thomas Platzer schon Tische, Bänke, Kaffee und Zwetschgendatschi bereitstanden. Dass die Egelhofener wissen, wie man gemeinsam feiert und das Leben genießt, das wurde schnell klar. Der Pfaffenhausener Ortsteil hat zwar nur 200 Einwohnerinnen und Einwohner, aber die sorgen selbst mit viel Engagement dafür, dass immer etwas geboten ist in ihrem Dorf – sei es in den Vereinen, bei regelmäßigen Treffen wie dem Freitagsstammtisch, der Montags- oder der Damen-Bar oder bei Veranstaltungen wie dem Weihnachtsmarkt, dem Kesselfleischessen, dem Klopferstag oder dem Maibaumaufstellen - oder eben jetzt der MZ-Landpartie.

    Manfred Maucher und einige andere hatten extra alte Fotos und Chroniken mitgebracht, in denen man stöbern konnte. „Ist das nicht ....?“ war ein Satz, der an diesem Abend häufig fiel. Eine Großbaustelle hat Egelhofen in den vergangenen Monaten erlebt und nun schon fast hinter sich gebracht. Die Älteren erinnerten sich auch noch gut an eine andere große Baumaßnahme, als in den Sechziger Jahren die Ortsdurchfahrt geteert wurde. Allerhand Erinnerungen wurden bei der Landpartie ausgetauscht: Vom Schwimmen in der alten Mindel, von den Feiern in der Gaststätte, bei der das Schlafzimmer zur Bar umfunktioniert wurde, aber auch vom Gauschießen, das 2010 in Egelhofen stattfand und bei dem mehr als 1000 Schützinnen und Schützen antraten. Im kommenden Jahr ist es wieder so weit, passend zum 90-jährigen Bestehen der Schützen – und eine Eicher-Ausstellung gibt‘s bei den Festtagen obendrein.

    Egelhofen: Zusammenhalt vom ältesten bis zum jüngsten Bürger

    Schließlich lebt in Egelhofen auch der „Eicher-Papst“ Max Dausch, der standesgemäß im Poloshirt der Eicher-Freunde Egelhofen gekommen war. Dausch war zudem fast drei Jahrzehnte Vorsitzender des 1935 gegründeten Schützenvereins und hat deshalb gleich mehrere Chroniken dabei, die teils aufwendig illustriert sind. Dausch ist mit seinen 84 Jahren zugleich Egelhofens ältester Bürger.

    Max Dausch ist nicht nur der "Eicher-Papst" und langjähriger Vorsitzende des Schützenvereins, sondern auch Egelhofens ältester Bürger.
    Max Dausch ist nicht nur der "Eicher-Papst" und langjähriger Vorsitzende des Schützenvereins, sondern auch Egelhofens ältester Bürger. Foto: Melanie Lippl

    Auch der jüngste Egelhofener, der sechseinhalb Wochen alte Timo Eiband, ließ sich die MZ-Landpartie nicht entgehen. Vergangenes Jahr sind seine Eltern Elisabeth und Achim Eiband nach Egelhofen gezogen, nachdem sie sieben Jahre lang das Stadtleben in Mindelheim ausprobiert haben. Elisabeth Eiband ist gebürtige Egelhofenerin, ihre Eltern und die vier Geschwister leben ebenfalls im Ort – mit dem Neugeborenen besonders praktisch. Und sie findet: „Wenn man einmal weggezogen ist, schätzt man umso mehr, was man hier hat.“ Damit meint sie vor allem die enge Gemeinschaft im Dorf. Ihr Mann Achim ist seit dem Umzug in verschiedenen Vereinen aktiv und hat sich schnell im Ort integriert.

    Egelhofens jüngster Bewohner Timo Eiband mit seinen Eltern Elisabeth und Achim Eiband.
    Egelhofens jüngster Bewohner Timo Eiband mit seinen Eltern Elisabeth und Achim Eiband. Foto: Josephine von der Haar

    Das Landleben in Egelhofen schätzt man sogar in Kanada

    Die weiteste Anreise hatten Katharina Frechette und ihre Kinder Thomas und Marie. Die gebürtige Egelhofenerin lebt heute in Montreal in Kanada und besucht ihre Heimat alle zwei Jahre, um Familie und Freunde zu treffen. Das Vereinsheim, wo sich alle treffen und kennen, die vielen Kühe, dass man Bulldog fahren, reiten und auf die Jagd gehen kann, das mögen Thomas und Marie am Leben im Unterallgäu besonders gern. Thomas hat im vergangenen Jahr sogar eine Zeit lang hier bei den Großeltern gelebt und das Maristenkolleg in Mindelheim besucht.

    Zu Gast aus Kanada: Katharina Frechette und ihre Kinder Thomas und Marie.
    Zu Gast aus Kanada: Katharina Frechette und ihre Kinder Thomas und Marie. Foto: Melanie Lippl

    Einen dicken Ordner hat Siegfried Merk zur MZ-Landpartie mitgebracht. Er enthält die Dorfchronik, die ab 1850 geschrieben wurde. Damals lebten 44 Familien in Egelhofen. Evi Beckert hat die altdeutschen Texte entziffert, Merk hat sie dann in den Computer getippt und gestaltet. Für fast jedes Jahr ist zu lesen, wie das Wetter und die Bedingungen für die Landwirtschaft waren. Kriegsteilnehmer sind ebenso aufgezählt wie diejenigen, die zum Beispiel für die neue Kirchenglocke gespendet haben. Es geht um Ereignisse in Egelhofen, etwa den Bau der Käsküche 1903, aber auch um den tragischen Tod von König Ludwig oder dass 1920 die Preise „von Woche zu Woche“ stiegen. Auch der Klosterhof von Egelhofen taucht in der Chronik auf: Eine Klausel beim Verkauf sorgte dafür, dass bis heute in dem Dorf mehr Messen gelesen werden als anderswo, regelmäßig kommen auch Pater von Baumgärtle hierher.

    Johanna Schwägle und ihr Sohn Johann hatten viel Spaß bei der MZ-Landpartie.
    Johanna Schwägle und ihr Sohn Johann hatten viel Spaß bei der MZ-Landpartie. Foto: Melanie Lippl

    Viele Familien leben seit Generationen in Egelhofen

    Ein Foto aus dem Jahr 1911 hatte auch Karl Freiding dabei. Es zeigt das Haus, in dem er heute noch mit seiner Frau lebt – mittlerweile in der dritten Generation. Bis 2017 hat der heute 70-Jährige als Landwirt gearbeitet, dann musste er seinen Betrieb einstellen. So ist es in den letzten Jahrzehnten vielen Höfen gegangen. Insgesamt acht Stück gibt es im Ort noch. „Das sind im Vergleich zu anderen Orten viele“, merkt Thomas Platzer an.

    Eine Fotografie aus dem Jahr 1911 zeigt das Haus von Karl Freiding.
    Eine Fotografie aus dem Jahr 1911 zeigt das Haus von Karl Freiding. Foto: Josephine von der Haar

    Andreas Huber hat extra einen großen Bilderrahmen zum Vereinsheim getragen, der die 200-jährige Geschichte seiner Familie im Ort darstellt. Sein Vorfahr Michael Huber war 1806 von Traunried gekommen, weil Egelhofen einen Schmied benötigte. Ihm und seinen Nachkommen hat es dort offensichtlich gut gefallen, denn sie sind geblieben. Und auch Andreas Huber würde nicht wegziehen wollen aus Egelhofen. Er schätzt, „dass wir eine gute Gemeinschaft haben, dass gut zusammengeholfen wird und wir ein gemütliches Dorf sind“.

    Andreas Huber hatte die Geschichte seiner Vorfahren mitgebracht.
    Andreas Huber hatte die Geschichte seiner Vorfahren mitgebracht. Foto: Melanie Lippl

    Ein Dorf, in dem nach einer „Flaute“ binnen kurzer Zeit 30 Kinder auf die Welt kamen. „Für die wollen wir unser neues Vereinsheim bauen“, sagt Huber. Das bisherige, die ehemalige Käsküche, wird zwar noch rege genutzt, aber müsste für viel Geld saniert werden. Hier darf jeder mal „Wirt“ sein und eine Woche lang die Gäste verpflegen. Seit 1990 gibt es dieses System, an dem rund 30 Personen beteiligt sind, und es hat laut Huber bislang noch nie Probleme damit gegeben.

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    Die MZ-Landpartie machte Station in Egelhofen. Mehr als ein Viertel der rund 200 Einwohner kamen, um gemeinsam ihr Dorf zu feiern und in Erinnerungen zu schwelgen.

    Die Gemeinschaft ist ein wichtiger Faktor im Ort

    Den Zusammenhalt im Ort schätzt auch der 21-jährige Tobias Hörtnagel. Er bringt sich selbst im Vereinsleben und für die Dorfgemeinschaft ein. Nicht nur ist er im Vorstand der Stockschützen, sondern er trainiert dort als Jugendtrainer auch die Zehn- bis Vierzehnjährigen. Zum anstehenden 90-jährigen Bestehen der Schützen hat er außerdem einen Instagram-Kanal ins Leben gerufen. Dort informiert er zusammen mit drei anderen Personen über das rege Vereinsleben in Egelhofen. Auch die MZ-Landpartie war dort natürlich Thema.

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