Rund drei Monate ist das verheerende Juni-Hochwasser her, das auch die Marktgemeinde Dirlewang schwer getroffen hat. Bei einigen sind die Aufräum- und Sanierungsarbeiten schon beendet, doch viele haben immer noch an den Folgen zu kämpfen. So auch Julia Wiest und Dominik Kuhn, die es besonders schlimm getroffen hat.
Die junge Familie ist derzeit in einer Wohnung bei Freunden untergebracht und sie stecken ihre ganze Freizeit in den Wiederaufbau ihres Hauses. Der komplette Keller war geflutet und auch das Erdgeschoss blieb nicht verschont: Wohnzimmer, Gäste-WC, Büro und Küche standen unter Wasser. Fast das gesamte Inventar wurde dadurch so stark beschädigt, dass nichts gerettet werden konnte. Nur der Esstisch, Stühle, Wandbilder, Dunstabzug und die Lampen haben überlebt. „Auch die Sachen, von denen wir zuerst gedacht haben, dass wir sie behalten können, haben innerhalb weniger Tage Schimmelflecken bekommen“, erzählt Julia Wiest.
Das Haus in Dirlewang ist erst sechs Jahre alt
Viele Wochen haben sie mit mehreren Bautrocknern versucht, das Haus und die Wände trocken zu bekommen, doch leider ohne großartigen Erfolg. „Die Trocknungsfirma hat uns geraten, den Estrich im Labor untersuchen zu lassen und dabei fanden sich eine Vielzahl an Bakterienstämmen, Fäkalkeime, Schimmelsporen und Heizölrückstände.“ Aus diesem Grund haben sie mit mehreren Freunden den kompletten Estrich samt Fußbodenheizung herausgerissen. Über zehn Freunde waren einen Tag lang beschäftigt und halfen tatkräftig mit, das Haus bis zur Bodenplatte freizulegen. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir die Bodenplatte jemals wieder zu Gesicht bekommen“, schmunzelt Julia, die mit der Familie vor sechs Jahren ins neu gebaute Haus gezogen war.
Ihr Lebensgefährte Dominik hat die letzten Wochen damit verbracht, eine Strategie zur Hochwasserisolierung zu entwickeln. Mehrere Male hat er dazu den Kellerschacht mit Wasser volllaufen lassen, um die richtige Taktik zu finden - und er hat sie gefunden. Mit Schienen an allen Fenstern und Türen, die mit speziellem Schaumstoff ausgekleidet sind, sowie angepassten Holzbrettern, schafft er es in ungefähr einer Stunde, das Haus komplett abzudichten. „Wir hoffen, dass da kein Tropfen Wasser mehr reinkommt.“ Auch neue Sandsäcke sind jetzt in ihrem Besitz.
Nur mit viel Unterstützung von Familie und Freunden haben sie bisher so viel geschafft. „Unser Ziel ist es, an Weihnachten wieder im Haus zu sein“, hoffen sie und danken jedem Einzelnen, der bisher tatkräftig geholfen oder sie finanziell unterstützt haben. Seelisch hat die Familie das Ereignis noch nicht ganz verdaut. Als erst kürzlich die Feuerwehrsirene lief, ist Julia panisch geworden. „Du meinst zwar, dass du alles so weit verarbeitet hast, aber wenn es regnet und die Sirene läuft, kommt alles wieder hoch.“ Auch ihre beiden Kinder, die sechs und drei Jahre alt sind, reden und fragen immer wieder etwas über das Hochwasser. „Es ist noch ein weiter Weg, aber wir lassen uns nicht unterkriegen.“
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