Musik lag in der Bad Wörishofen in der Luft. Auf dem Denkmalplatz gastierten im Rahmen des Festivals der Nationen sechs Blaskapellen aus der Region. Mit von der Partie war bei diesem musikalischen Highlight auch der Spielmannszug des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM). Mit der Sonne und den etwa 300 Musikantinnen und Musikanten strahlten angesichts des wider Erwarten schönen Herbstwetters auch mehrere hundert Blasmusik-Fans um die Wette.
Als der heftige Beifall der Zaungäste auch das letzte Wölkchen vertrieben hatte, gerieten Bürgermeister Stefan Welzel und ASM-Präsident Franz Pschierer bei ihren Grußadressen regelrecht ins Schwärmen. „Was kann schöner sein als weiß-blaue Tradition“, bemerkte der Rathauschef und wies auf die verbindende und inspirierende Kraft der Musik hin. Nicht weniger enthusiastisch äußerte sich ASM-Präsident Pschierer, der Wörishofen zur schwäbischen Musikhauptstadt erhob und bemerkte: „Hier spielt man nicht nur Brahms, Beethoven und Mozart, sondern auch Märsche und Polkas.“
Auf ein Zeichen des ASM-Präsidenten grüßten die Musikanten mit ihren Instrumenten in die Menge und sorgten damit für einen stimmungsvollen Auftakt des Festivals. Klangvoll ging es dann beim Gemeinschaftschor weiter mit den Märschen „Laridah“, „Washington Post“, „Scotland the Brave“ und dem von Winfried Roch komponierten „Wörishofer Festmarsch“. „Bozener Bergsteigermarsch“ und „Bayernhymne“ setzten bei dem Konzert einen klingenden Schlusspunkt.
Doch damit nicht genug der Glanzlichter beim traditionellen Musikfest. Im weiteren Verlauf des Programms drehte sich im Kurtheater alles um den Komponisten Georg Friedrich Händel, dem unter anderem die „Crazy Dancers“ mit einem von Claudia Sachon einstudierten Musikprojekt der „Irmgard-Seefried-Musikschule“ und des Stamm-Kneipp-Vereins ihre Aufwartung machten.
Schlag auf Schlag ging es weiter. Von der Moderatorin Eva Schramm befragt, gab Professor Alexander Hennig Auskunft zu Leben und Werken des größten britischen Komponisten. Der Musikexperte berichtete von Kindheit und Jugend des kleinen Georg Friedrich Händel, dem Musik nicht in die Wiege gelegt worden war. Gewohnt souverän und abwechslungsreich ließ Hennig sein Publikum an seiner aufregenden Lebensgeschichte teilhaben.
Der jähzornige Händel hielt einst eine Diva aus dem Fenster
Große Bilder illustrierten auf einer Leinwand die Vita Händels von der Geburtsstadt Halle an der Saale über Hamburg und Italien nach London, wo er in den Diensten des britischen Königs wirkte und berühmt wurde. Kleine Anekdoten, wie die Geschichte vom jähzornigen Händel, der auch mal eine störrische Diva aus dem Fenster hielt, damit sie doch noch die vorgesehene Arie singe, sorgten für Gelächter im Publikum. Und wer dachte, dass Händels bekannteste Werke, das Oratorium „Messias“ oder seine Feuer- und Wassermusik sind, erfuhr am Ende, dass auch das Weihnachtslied „Tochter Zion“ wie auch die Erkennungsmelodie der Fußball Champions League aus seiner Feder stammen.
Viele spaßige Seiten gewann schließlich auch das Ensemble „Blechschaden“ der Musik Händels ab. Bei ihrem Auftritt machten die weltweit bekannten Spitzenmusiker und Blechbläser der Münchner Philharmoniker deutlich, dass jede Art von Musik, egal ob Pop, Rock-Oper, Musical, oder klassische Sinfonie zum Vergnügen werden kann, wenn man sie unkonventionell darbietet. Besonders viel Beifall und Lachsalven gab es bei dem Konzert der „Spaßfraktion“ für die witzigen Eskapaden von Bob Ross, des Dirigenten und Bandleaders, der mit seiner witzigen Moderation dem musikalischen Kontrastprogramm die Krone aufsetzte.
Dem Schalk im Nacken verriet Ross dem Publikum, dass er in 40 Jahren die ganze Welt bereist, aber nie für ein Hotelzimmer bezahlt habe. Er wisse alles über Händel, auch das was nicht stimmt, scherzte der Dirigent und outete sich als „Taktstock schwingender Diktator“ und „Teamplayer“. Schnell hatte der die Lacher auf seiner Seite, als er die Zuhörer befragte, warum „Blechschaden“ so schön spiele und gleich die Antwort parat hatte, „weil keine Streicher mitspielen“. So empfahl sich „Blechschaden“ als einziges Kammerorchester, bei dem die Instrumentalisten vor lauter Lachen mitunter nicht mehr musizieren können.
Während die Besucher während des Musikfestes dem Spiel der Blaskapellen und dem Konzert von „Blechschaden“ lauschten, machte die Musikpädagogin Petra Mengeringhausen bei einem Workshop im „Guggerhaus“ Kinder mit den Werken des Komponisten Händel bekannt. Die angehenden Musiker merkten sehr schnell, dass das Spiel von Orgel, Klavier, Geige, Cello, Gitarre, Harfe und Trommel kein Kinderspiel ist.
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