Ein Tresen im Tagungsraum des Café Morizz, drei Pizzabäckerinnen stehen dahinter, sechs Kunden, die genau wissen, was sie wollen, davor. Ihre Bestellungen klingen für hiesige Ohren allerdings recht ungewöhnlich. Denn statt "Käse", "Zwiebeln" oder "Ananas" fliegen englische Worte durch das Zimmer, wie "cheese", "onions" und "pineapple".
Der eigentlich so schmackhafte Pizzabelag ist aus laminiertem Papier und die vermeintlichen Pizzabäckerinnen und Kunden entpuppen sich als Teilnehmer des Englischkurses "Tea with Sarah". Tatsächlich gebacken wird an diesem Abend also nicht, gelacht und miteinander Englisch geübt aber umso mehr.
Keine Angst vor Fehlern im Englischunterricht für Erwachsene
Seit vergangenem Jahr unterrichtet die gebürtige Londonerin Sarah Cory-Raedt Erwachsene in Buchloe, die ihr Schulenglisch wieder auffrischen oder ihre Sprachkenntnisse darüber hinaus erweitern möchten - und das "ganz ohne Zeit- und Leistungsdruck", sagt Cory-Raedt.
In den Treffen, die wöchentlich am Dienstag stattfinden, lege sie insbesondere Wert auf eine Atmosphäre, die es den Kursteilnehmern leicht macht, auf Englisch miteinander zu sprechen, "weil keiner davor Angst hat, mal einen Fehler zu machen". Darum versucht die Lehrerin stets, möglichst homogene Gruppen zu basteln. So seien alle auf einem ähnlichen Niveau, niemand fühle sich über- oder unterfordert.
Dass sie mit ihrem Konzept Erfolg hat, zeigt sich rasch: Eifrig erklären die Frauen und Männer ihrem Gegenüber, was auf den runden "Teigfladen" soll, ganz ohne Scheu. So auch Fritz Baumann aus Jengen. Rund fünf Jahrzehnte nach seiner Schulzeit wollte er es nochmals wissen, sagt er. Daher habe er sich im Sommer 2023 für den Englischkurs im Café Morizz angemeldet und ist seitdem mit Freude dabei. Nicht nur in Übersee und Großbritannien sei es wichtig, sich auf Englisch verständigen zu können, sondern auch im Urlaub in Spanien oder Italien etwa. "Selbst wenn es nur darum geht, ein Bier zu bestellen", sagt Baumann und lacht.
Englisch spielt eine wichtige Rolle im Alltag
Andrea Wagner aus Kirchheim geht es ähnlich. Das Gelernte helfe ihr in der Ferienzeit im Ausland - doch auch hierzulande sei ihr die ein oder andere Vokabel schon untergekommen. Denn egal ob Fernsehen, Internet oder beim Einkaufen in der Stadt: "Englisch spielt eine immer wichtigere Rolle in unserer Welt", sagt Wagner.
Dass sich die beiden sich für ein Seminar entschieden haben, das sich von klassischen Schulkursen unterscheidet, wird bereits eingangs deutlich. In zwei Teams - "cockerel" (Hahn) und "cow" (Kuh) - soll die Gruppe ihre Vokabel-Kenntnisse auffrischen. So will Cory-Raedt beispielsweise die Bezeichnungen für zwei rote Früchte hören. Wer die Antwort weiß, drückt auf einen roten Buzzer. "Cherry und Strawberry" (Kirsche und Erdbeere) lautet die korrekte Antwort. Das Team "cockerel" gewinnt.
Altersspanne beim Englischunterricht in Buchloe von 52 bis 81
So zwanglos wie das Seminar begonnen hat, ist es die gesamten rund eineinhalb Stunden lang. Zwischendurch sitzt man bei Apfelschorle oder Cappuccino am Tisch zusammen und lauscht den Hinweisen der Dozentin, um anschließend das Gelernte in Kleingruppen zu üben. Cory-Raedt, die am King's College London Anglistik und Germanistik studiert und ihr damaliges Auslandssemester in Aachen absolvierte hat, gibt hilfreiche Tipps und ist bei Fragen stets zur Stelle.
Damit die Frauen und Männer auch von zuhause aus üben können, fotografiert die Lehrerin ihre Aufschriebe, stellt diese digital zu Verfügung und pflegt Vokabelfragen in eine Handyprogramm ein, auf das die Teilnehmer jederzeit zugreifen können. Die Altersspanne in der Beginner-Gruppe am Dienstagabend reicht von 52 bis 81 Jahre.
Daneben bietet Cory-Raedt, die ursprünglich "der Liebe wegen" nach Deutschland und 2004 schließlich nach Buchloe gezogen ist, eine mittlere und eine Fortgeschrittenen-Gruppe mit je maximal zehn Teilnehmern an. Aktuell stehen weitere sechs Personen auf der Warteliste für eine zweite Anfängergruppe - noch wäre also Platz für Anmeldungen, sagt die staatlich geprüfte Übersetzerin.