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Breitenbrunn: Wie eine Top-Managerin im idyllischen Unterallgäu Kraft tankt

Breitenbrunn

Wie eine Top-Managerin im idyllischen Unterallgäu Kraft tankt

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    Die Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes, Dr. Elke Frank, und BRK-Kreisgeschäftsführer Wilhelm Lehner waren auf dem Frundsbergfest im Einsatz.
    Die Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes, Dr. Elke Frank, und BRK-Kreisgeschäftsführer Wilhelm Lehner waren auf dem Frundsbergfest im Einsatz. Foto: Sohrab Taheri-Sohi

    Abgelegener geht kaum im Unterallgäu. Fürbuch liegt im Windschatten von Bedernau und Breitenbrunn. Das sind ein paar Häuser auf einem Hügel im Norden des Landkreises. Wer Natur, Idylle und Ruhe liebt, ist hier genau richtig. Für Dr. Elke Frank und ihren Mann ist Fürbuch die Vorstufe zum Paradies, wenn sie aus dem Küchenfenster beobachten können, wie ein Reh den Bärlauch wegfrisst. Genau deshalb haben sie sich vor fünf Jahren für den kleinen Ort entschieden. „Wir haben längere Zeit nach einem alten Bauernhof Ausschau gehalten“, erzählt Elke Frank, aber nie das für sie Passende gefunden. Dann haben sie im Internet gesehen, dass dieses besondere Haus zum Verkauf steht und sich sofort darin verliebt. 

    „Fenster schleifen hat etwas Meditatives“

    Von 1908 bis 1973 wurden hier Kinder unterrichtet. Dann verlor Fürbuch seine eigene kleine Schule. Fünf Jahre lang stand das Gebäude leer, danach wurde es zum Wohnhaus, das heute von Grund auf saniert werden muss. Elke Frank gefällt gerade das. Etwas Handwerkliches als Ausgleich zu ihrem fordernden Job kommt ihr gerade recht. „Fenster schleifen hat etwas Meditatives“, sagt die 55-Jährige und lacht dazu. Diese Art Meditation wird ihr noch ein Weilchen erhalten bleiben.

    Beruflich ist Dr. Elke Frank in ganz Bayern gefordert. Manches kann sie am Computer von daheim aus erledigen. Oft muss sie aber ins Auto steigen. Seit Jahresbeginn ist Elke Frank Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes. Am Tag, als sie sich für das Gespräch mit unserer Redaktion etwas Zeit nehmen kann, muss sie noch nach München in die Landesgeschäftsstelle und später weiter nach Traunstein, wo eine Veranstaltung mit dem Rettungshubschrauber Christoph 14 auf dem Programm stand. Bisweilen muss sie aber bis Hof oder Lichtenfels fahren. Umso wichtiger ist ihr da ein schönes Zuhause und Ruhe in der wenigen Freizeit. 

    Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes Dr. Elke Frank.
    Landesgeschäftsführerin des Bayerischen Roten Kreuzes Dr. Elke Frank. Foto: Johann Stoll

    Um eine Vorstellung zu bekommen, was das für ein Job ist, ein paar Zahlen: Das Rote Kreuz in Bayern hat 73 Kreisverbände. 31.000 Hauptamtliche arbeiten beim BRK und 1000 junge Menschen beginnen hier jährlich ihre Ausbildung. Im Ehrenamt engagieren sich mehr als 200.000 Menschen in der Bergwacht, Wasserwacht, den Bereitschaften, im Jugendrotkreuz oder in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Rund 400 Kindertageseinrichtungen und mehrere hundert Pflegeeinrichtungen betreibt der Verband. 1,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet die Körperschaft. Unzählige Ehrenamtliche machen die Seele des Roten Kreuzes aus. Sie alle müssen bei Laune gehalten werden. Entsprechend fordernd, aber auch erfüllend ist die Arbeit.

    Wenn es darauf ankommt, sind alle Helfer beim Roten Kreuz zur Stelle

    Rotkreuzler erwarten von ihrer Landesgeschäftsführerin, dass sie immer da und zur Stelle ist. "Bayern ist aber groß, die Aufgaben sind vielfältig. Da sind leider auch Enttäuschungen vorprogrammiert", räumt Frank ein. Wenn es aber darauf ankommt, „sind alle da“, betont sie. Zum Beispiel nach der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal oder jüngst infolge des Wintereinbruchs im südbayerischen Raum. Da war das Rote Kreuz mit vielen Ehrenamtlichen ganz schnell zur Stelle. 

    Vor zwei Jahren ist die Familie Frank aus dem Raum Ulm nach Fürbuch gezogen. Die drei Söhne sind schon erwachsen und schauen nur noch gelegentlich vorbei. Ziemlich zeitgleich war Elke Frank zur stellvertretenden Landesgeschäftsführerin des BRK aufgerückt und seit Jahresbeginn ist sie ganz oben angekommen. Ihr Vorgänger Leonhard Stärk war vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Das Präsidium hatte sie gebeten, die Aufgabe zu übernehmen. 

    16 Jahre lang war Elke Frank Krankenschwester. Dann wechselte sie in die Pflege, wurde Stationsleiterin und Pflegevorstand. Organisieren liegt ihr. Deshalb hat sie an der SRH Fernhochschule Riedlingen Betriebswirtschaft studiert und anschließend an der medizinischen Fakultät Ulm promoviert. Weitere Stationen waren die Leitung der Rhön-Klinik in Pforzheim, ein Abstecher nach Bad Kissingen, die Leitung des Klinikverbunds Süd-West in Sindelfingen. Danach wurde sie an die Universität Mainz berufen. Von dort ging es an das Klinikum Rechts der Isar in München als kaufmännischer Vorstand. Und nun das Rote Kreuz.

    Beim Frundsbergfest hat Frank als Sanitäterin mitgearbeitet

    Dauerthema ist die Pflege, aber auch Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas fehlen. Frank stört, dass es in der Pflege zu wenig Aufstiegschancen gibt. Das sei in der Medizin anders. Wenig förderlich findet sie es auch, dass in Sonntagsreden gerne gesagt wird, wie wichtig die Arbeit in der Pflege sei, dann aber hinzugefügt werde, „ich könnte das nicht.“

    In ihrem ersten Jahr als BRK-Chefin hat sie viele schöne Momente erlebt. Gerne erinnert sie sich an den Starttag in Fürth, der landesweiten Begrüßungsveranstaltung für mehr als 1000 neue Auszubildende im Bayerischen Roten Kreuz. Auch beim Frundsbergfest war Frank im Sanitätsdienst im Einsatz. Gefreut hat sie sich, dass in Bad Tölz das Zentrum für alpine Sicherheit für die Bergwacht ausgebaut werden konnte. Dort können Hilfskräfte schwierige Einsätze üben. Auch das Bayerische Zentrum für schwierige Einsatzlagen in Windischeschenbach konnte an den Start gehen. Nach dem Amoklauf am Münchner Olympiazentrum hat das Innenministerium erkannt, wie wichtig es ist, dass Rotes Kreuz, Malteser, Johanniter, Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, THW, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr gemeinsam für solche Extremeinsätze üben können. Für die nähere Zukunft will sich Frank um mehr Nachhaltigkeit beim Roten Kreuz kümmern. Das Gebäudemanagement soll 2024 angepackt werden. 

    Für das neue Jahr hat die BRK-Chefin aber noch ein paar Wünsche: mehr Miteinander, weniger Unzufriedenheit und Neid. Die "Vollkaskomentalität" ist ihr auch ein Graus in einem Land, in dem die meisten mehr als genug haben. Vielleicht sollte jeder öfter einfach aus dem Fenster schauen und sich an der Natur erfreuen. Es muss ja nicht gleich ein Reh beim Bärlauchäsen sein.

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