Fast elf Wochen ist es her, dass das Hochwasser Teile des Unterallgäus überschwemmt hat. Die extremen Niederschläge am ersten Juniwochenende trafen auch Kläranlagen und Wasserversorger, sodass das Landratsamt zunächst für viele Orte Abkochanordnungen und -empfehlungen veröffentlichte, die nach und nach wieder aufgehoben werden konnten. In und um Breitenbrunn müssen die Menschen allerdings bis heute ihr Trinkwasser abkochen: So wurde es vom Landratsamt verordnet, nachdem im Wasser coliforme Keime gefunden worden waren. Rund 1000 Haushalte in Breitenbrunn, Bedernau, Loppenhausen sowie Schöneberg und Weilbach sind betroffen. Doch nun besteht Hoffnung, dass die Abkochanordnung bald aufgehoben werden könnte.
Seit dem Hochwasser wurde das Trinkwasser regelmäßig beprobt. Wie Stefan Drexel, der organisatorische Leiter des Gesundheitsamts, auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt, seien zuletzt zwei Wasserproben genommen worden, deren Testergebnis gut ausgefallen sei. Eine dritte Probe werde derzeit ausgewertet. Ist das Wasser darin ebenfalls keimfrei, könne das Landratsamt die Abkochanordnung aufheben. „Es besteht Hoffnung“, so Drexel. Er rechnet mit einem Ergebnis im Lauf der kommenden Woche.
Der Inhaber einer Wasserversorgungsanlage – in diesem Fall der Wasserzweckverband – muss die Wasserqualität regelmäßig überprüfen und die Ergebnisse dem Gesundheitsamt melden. Sind Grenzwerte überschritten, entscheidet das Gesundheitsamt unverzüglich, ob Maßnahmen wie eine Abkochanordnung ergriffen werden müssen. Erst, wenn die Werte des Trinkwassers wieder über einen gewissen Zeitraum in Ordnung sind, hebt das Gesundheitsamt eine solche Abkochanordnung wieder auf. Für die Ursachenforschung und -behebung oder auch für andere Maßnahmen, wie den Einbau einer UV- oder Chlor-Anlage, ist der Wasserversorger zuständig.
In Breitenbrunn soll eine UV-Anlage eingebaut werden
Anders als in Türkheim, wo vor einigen Jahren das Keim-Problem im Leitungsnetz auftrat, was die Suche deutlich erschwerte, sei in Breitenbrunn die Verkeimung im Bereich der Trinkwassergewinnung passiert, also im Wasserschutzgebiet, erläutert Stefan Drexel. Deshalb sei eine UV-Anlage, die der Wasserzweckverband Breitenbrunn in Absprache mit dem Gesundheitsamt vermutlich im September einbauen will, wirksam. Sie kann das Wasser desinfizieren und gibt auch künftig eine Sicherheit, erklärt Drexel. „Das ist langfristig eine gute Lösung für die Zukunft.“ Mit Investitionskosten im mittleren fünfstelligen Bereich für eine solche Anlage müsse man rechnen. Umgelegt auf die 1000 Haushalte und mehrere Jahre, halte sich der Beitrag für jeden einzelnen Wasser-Bezieher aber in Grenzen.
Warum überhaupt Keime in das Wassernetz gelangt waren, habe mit den extremen Niederschlägen und dem hohen Grundwasserpegel zu tun, erklärt Drexel. Im Unterallgäu beziehe man das Trinkwasser aus nicht ganz so tiefen Bodenschichten. Was normalerweise ein Vorteil ist, weil keine so tiefen Brunnen gebaut werden müssen, um ans Wasser zu kommen, wurde nach dem Hochwasser zum Nachteil: Durch die enormen Regenmengen wurden Stoffe wie die coliformen Keime ins Wasser eingetragen. Noch immer sei der Grundwasserspiegel sehr hoch, so Drexel, er falle nur sehr langsam.
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