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Beetgeschichten: Das späte Glück des Rasen-Fetischisten

Beetgeschichten

Das späte Glück des Rasen-Fetischisten

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    Alf Geiger legt Wert auf einen perfekt gepflegten Rasen - wenn es sein muss, kommt auch die Nagelscherer zum Einsatz.
    Alf Geiger legt Wert auf einen perfekt gepflegten Rasen - wenn es sein muss, kommt auch die Nagelscherer zum Einsatz. Foto: Geiger

    So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich sind auch ihre Gärten: Vier MZ-Redakteurinnen und -Redakteure berichten in unserer neuen Serie über das, was sie rund ums Gartenjahr bewegt – und was sich in ihren Gärten bewegt. Heute geht es um die das Unglück des Rasen-Reporters.

    Ach ja, was war das wieder für ein Jahr, für meinen Rasen und mich. Was habe ich nicht alles versucht, um das Grün so grün wie möglich zu bekommen. Mähen, düngen, vertikutieren – alles weitgehend für die Katz. Und das kann getrost wörtlich genommen werden, denn die flauschigen Stubentiger meiner gesamten Nachbarschaft fühlen sich auf meinem Rasen pudelwohl und erleichtern sich dort, wann immer sie müssen. (Also immer dann, wenn ich sie nicht sehe = meistens. Entdecke ich jedoch eine dieser Schmusekätzchen doch mal auf frischer Tat, dann nehmen sie blitzschnell alle vier Beine in die Samtpfoten und suchen das Weite. Besser ist das …)

    Plötzlich sind sie da, die braunen Flecken im Rasen

    Die braunen Flecken, die sich an den unterschiedlichsten Stellen in meinem Gras zeigen, führe ich aber gar nicht auf die Verdauung meiner Nachbarskatzen zurück. Was auch immer die Ursache ist – plötzlich sind sie da, das Gras ist innerhalb von wenigen Tagen abgestorben und zurück bleibt eine unschöne, tote Stelle im Rasen. Auch Gespräche mit wirklichen Rasen-Experten (also nicht selbst ernannten wie ich!) brachten nur unbefriedigende Erkenntnisse: Vielleicht Rasen-Filz, meine einer? Wie man dagegen vorgeht? Oje, das sei schwierig. Sehr schwierig, meinte er dann, vielsagend mit dem Kopf schüttelnd. Oder Ungeziefer? Vielleicht Käfer oder Ameisen oder sonst was, das könne natürlich auch sein, meinte er dann noch. Was denn „sonst was“ sein könnte, erfuhr ich bislang leider nicht …

    Also habe ich es – fast – aufgegeben. Hab nicht mehr gedüngt, nicht mehr vertikutiert (das war ja sowieso eine einzige Katastrophe!), nicht mehr gezupft und kein Unkraut mehr vernichtet. Nur noch ab und zu gießen, wenn es allzu heiß war. Jaja, natürlich immer nur mit eigens dafür aufgefangenem Wasser aus der Regentonne. Gemäht habe ich häufig und regelmäßig, weil ich das einfach gerne mache (Auch wenn der Groll über den fleckigen Rasen anschließend immer noch etwas gewachsen war.) .

    Jetzt darf mein geliebter Rasen ein paar Monate lang durchatmen

    So zog der Sommer ins Land und machte Platz für den Herbst, den ich eigentlich gar nicht leiden kann. Aber jetzt – was soll ich sagen: So schön, so gleichmäßig, so grün (und wenn ich schreibe grün, dann meine ich sattgrün, dunkelgrün, herrlichgrün!) wie jetzt war mein Rasen noch nie! Über die wenigen braunen Flecken sehe ich mit der Gelassenheit eines Greenkeepers hinweg und freue mich stattdessen an den 98,9 Prozent Zierrasen, wie er in aller Schönheit vor mir liegt. So kann das Rasenjahr gerne enden – die Vorfreude auf den Frühling wächst mit jedem Halm. Und dann wird wieder gemäht, gegossen, gedüngt, vielleicht sogar vorsichtig vertikutiert, dass es nur so eine Freude ist. Bis dahin lass’ ich ihn jetzt in Ruhe und lasse ihn ein paar Monate durchatmen, den gepflegten, herrlich grünen Rasen in meinem Garten.

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