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Bedernau: Gemeinschaftsprojekt: In Bedernau entsteht eine Obstsorten-Arche

Bedernau

Gemeinschaftsprojekt: In Bedernau entsteht eine Obstsorten-Arche

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    Wer gemeinsam Steine klaubt, ist schneller fertig - in Bedernau haben alle zusammengeholfen.
    Wer gemeinsam Steine klaubt, ist schneller fertig - in Bedernau haben alle zusammengeholfen. Foto: Sportverein Bedernau

    Zwei Vereine, ein Ziel: alte Obstsorten zu retten. Dafür haben der Sportverein und die Ortsgruppe Bedernau des Obst- und Gartenbauvereins Breitenbrunn gemeinsame Sache gemacht und eine „Obstsorten-Arche“ ins Leben gerufen. Neben dem Bedernauer Sportplatz sollen alte Apfel- und Birnensorten vor dem Verschwinden gerettet werden. Unterstützung für das Projekt kommt vom Landschaftspflegeverband (LPV) Unterallgäu und dem Amt für Ländliche Entwicklung in Krumbach.  

    „Die Sicherung von noch in der Gemeinde vorhandenen regional typischen oder seltenen historischen Sorten ist eines der Hauptziele der Arche“, erklärt Projektleiter Jens Franke vom LPV Unterallgäu. Dieser individuelle genetische Schatz soll nicht nur für nachfolgende Generationen erhalten bleiben, sondern ist auch ein Genpool für künftige Forschung und züchterische Entwicklung. Aktionen und Veranstaltungen sollen das Projekt die nächsten Jahre begleiten, um die Menschen im Dorf wieder für Obstbäume und ihre vielen Vorzüge zu begeistern. Nicht zuletzt gewinnt die dörfliche Unterallgäuer Kulturlandschaft mit der Anlage jeder neuen Streuobstwiese dazu.

    Der Boden der Fläche musste für die Obstbäume erst verbessert werden

    Seit vergangenem Jahr hat man einiges getan, um den Boden zu verbessern. Bevor auf der über 3000 Quadratmeter großen und teilweise stark verdichteten Fläche 2023 eine einjährige Mischung mit verschiedenen Kleesorten und anderen tiefwurzelnden Pflanzen ausgesät werden konnte, waren erst mal Steineklauben und Schwitzen angesagt. Trotz Hitze waren viele kleine und große Mitglieder der beiden Vereine dem Aufruf gefolgt und kamen mit Kübeln und Karren, um die großen Steine einzusammeln. Diese bilden nun den Unterbau für eine künftige „Eidechsen- und Wildbienen-Burg“ am Geländerand. Diesen Sommer wurde der Boden nun noch zusätzlich maschinell tiefengelockert und mit einer Fräse bearbeitet. Mit all diesen Maßnahmen soll verhindert werden, dass sich Staunässe bildet, auf die insbesondere Apfelbäume sehr empfindlich reagieren. Mitte Oktober konnte dann schließlich mit regionalem „Vielfalts-Saatgut“ eingesät werden, welches Jens Franke vom LPV nach Bedernau brachte.

    Mit "Vielfaltssaatgut" wurde bei der Obstarche eingestreut.
    Mit "Vielfaltssaatgut" wurde bei der Obstarche eingestreut. Foto: Thea Zedelmaier

    Bereits im Frühjahr wurden Besitzerinnen und Besitzer von alten Obstbäumen aufgerufen, sich zu melden - mit großer Resonanz. Aus allen Gemeindeteilen meldeten sich Gartenbesitzerinnen und -besitzer. Sie wurden in den folgenden Wochen besucht, damit ihre Bäume in einer ersten Dokumentation erfasst werden konnten. Nach dem Motto „Zukunft braucht Ursprung“ legten die Initiatoren zudem großen Wert darauf, die oft über Generationen reichenden und sehr spannenden Geschichten der Bäume zu erfahren, damit sie nicht vergessen werden, sondern weitererzählt werden können.

    Apfel-Experte Anton Klaus kam für das Arche-Projekt nach Bedernau

    Leider war in den allermeisten Fällen das Wissen um die jeweilige Sorte verloren gegangen. „Dr Vatr haut’s no gwisst ...“ war ganz oft die Antwort. Deshalb war es ein großer Glücksfall, dass der weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Pomologe Anton Klaus aus Oberneufnach zur Sortenbestimmung zurate gezogen werden konnte. „Wirkliche Schätze und Raritäten habt Ihr da in eurer Gemeinde“, kam er zum Beispiel bei „Weigelt’s Zinszahler“ ins Schwärmen, wohl weit und breit der einzige Apfelbaum dieser Sorte.

    Ende Oktober konnten die „Stammbildner“ gepflanzt werden. Unter der fachkundigen Anleitung von Peter Frey, dem Inhaber der örtlichen Baumschule, wurden Jungbäume gepflanzt, auf die im kommenden Frühjahr die Reiser der für die Arche ausgewählten Sorten veredelt werden. Bis dahin wird über den Winter eine ausführliche Dokumentation erstellt, und die Standorte der jeweiligen Bäume sollen in einer schwabenweiten Datenbank erfasst werden. (mz)

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