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Kann der WM-Erfolg einen Basketball-Boom im Unterallgäu auslösen?
![Sportlehrer Martin Sakals (links) und Schüler Leon Liedl hoffen, dass der WM-Erfolg der deutschen Basketballer einen Boom auslöst. Sportlehrer Martin Sakals (links) und Schüler Leon Liedl hoffen, dass der WM-Erfolg der deutschen Basketballer einen Boom auslöst.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ist Weltmeister. Reflexartig wird ein Boom dieser Sportart vermutet. Sind die Hoffnungen berechtigt?
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Leon Liedl dürfte wohl auf dem ungewöhnlichsten Weg mit dem Basketball in Berührung gekommen sein: "Ich habe früher nur Fußball gespielt", erzählt der 18-jährige Schüler aus Bad Wörishofen, der im Türkheimer Gymnasium nächstes Jahr sein Abitur machen will. "Aber dann war ich einmal mit meinen Eltern im Urlaub auf einer Kreuzfahrt."
Und auf dem Kreuzfahrtschiff wurde im Sportprogramm ein Basketball-Workshop angeboten. Leon nahm daran teil - und war fortan Feuer und Flamme für den Sport: "Das war echt cool, die Trainer waren Halbprofis und haben uns viel beigebracht." Wieder zu Hause sah sich der Schüler damals nach einem Verein um und wurde beim TSV Mindelheim fündig. "Das war aber eher ein zwangloses Treffen zum Spielen, ohne Teilnahme am Spielbetrieb", sagt er.
Es gibt nur wenige Basketball-Abteilungen in der Region
Doch genau das wollten er und seine Freunde. Zumal es auch in der Schule keine Basketball-Schulmannschaft gab. "Wir haben eine Basketball-AG für die Schüler, aber eine Schulmannschaft geht nur, wenn man auch Vereinsspieler hat. Sonst hat man gegen andere Schulen keine Chance", sagt Martin Sakals, Sportlehrer am Joseph-Bernhart-Gymnasium in Türkheim. Der 45-Jährige, der seit 2009 in Türkheim unterrichtet, wohnt in Landsberg. Dort gibt es eine Basketball-Abteilung beim TSV Landsberg, in der sein Sohn spiele.
"Aber weil es zu wenige andere Vereine in der Umgebung gibt, bedeutet das im Ligaalltag recht weite Auswärtsfahrten", sagt Sakals. Eineinhalb Stunden zu einem Spiel zu fahren, sei keine Ausnahme. "Da kann man sich schon vorstellen, dass manche Eltern nicht so begeistert sind."
Umso mehr freut es ihn, dass eine Reihe ehemaliger Schüler der JBG mittlerweile beim VfL Buchloe spielen. Auch Leon Liedl ist seit zwei Jahren in Buchloe. In der vergangenen Saison holte er mit der U20 die Meisterschaft und stieg auf. Aktuell spielt er sogar in drei Mannschaften des VfL: der U20, den Herren II und den Herren I. "Es geht hauptsächlich darum, Spaß zu haben. Aber ich wollte schon auch den Reiz, dass es um Punkte geht", erklärt er seinen Wechsel.
In Türkheim erfreut sich die Basketball-Nacht großer Beliebtheit
Dass so viele Türkheimer Schüler in Buchloe spielen, hängt auch mit einer Idee von Martin Sakals zusammen. Er hat vor über zehn Jahren am Türkheimer Gymnasium die Basketball-Nacht eingeführt. Ein Turnier im Streetball-Format, sprich: zwei gegen zwei, oder drei gegen drei, das aber in der Sporthalle des Gymnasiums stattfindet. "Wir haben es auch später mit anderen Sportarten versucht, wie Fußball oder Badminton. Aber am meisten gezogen hat doch Basketball", sagt Sakals.
Von 20 bis 24 Uhr wird dann in Turnierform gespielt, die Schüler (sofern sie älter als 15 Jahre sind) können sich im Vorfeld als Teams oder einzeln anmelden. "Wir haben mittlerweile sogar Teams mit ehemaligen Schülern dabei, die aber außer Konkurrenz mitspielen", sagt Sakals. Auch ein All-Star-Team der Lehrer ist am Start, was für die Schüler natürlich ein besonderes Kräftemessen ist. "Das macht den Reiz aus", sagt Sakals und grinst.
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Dass "seine" Basketball-Nacht den Schülern den Sport nahebringt, aber nicht zwingend dafür sorgen wird, dass sich in Türkheim ein Basketballverein gründet, ist ihm klar. Auch nach dem WM-Titel der deutschen Nationalmannschaft vor einer Woche wird der Boom seiner Meinung nach nicht so groß werden. "Ein Hype entsteht ja auch medial", sagt er. Da sei Basketball einfach noch unterrepräsentiert. "Wir versuchen hier in der Schule zwar schon, Großereignisse wie eine WM im Unterricht aufzugreifen. Ich gebe beispielsweise als Hausaufgabe auf, dass die Schüler ein Spiel anschauen sollen", sagt Sakals.
Der Vorteil des Basketballs: Man kann auch alleine spielen
Den WM-Triumph der deutschen Basketballer hätten sogar recht viele Schüler gesehen, meint er. Aber um den Sport nachhaltig ins Bewusstsein zu bringen, bräuchte es mehr. Leon Liedl setzt seine Hoffnungen dabei auf den neuen SAP-Garden, den der FC Bayern München für seine Basketballer im Olympiapark bauen lässt: "Das bringt die Bundesliga schon voran und holt sicher neue Fans."
Schwung gebe der WM-Titel womöglich, an einen Boom aber glaubt Sakals nicht so recht. "Basketball ist einfach auch ein Drill-Sport. Man müsste schauen, dass die Schüler ab der fünften Klasse jedes Jahr regelmäßig spielen, denn es sind immer die gleichen Bewegungsabläufe. Wenn das vernachlässigt wird, merkt man das schnell", sagt Sakals. "Ich bin froh, wenn die Kinder am Ende der fünften Klasse einen Korbleger mit einem sauberen Rhythmus im Ablauf hinkriegen." Einen großen Vorteil aber habe der Basketball: "Man braucht recht wenig: einen Ball und einen Korb."
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