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Bad Wörishofen: "Kommunikationsstörung": Neue Attacke auf Bad Wörishofens Bürgermeister

Bad Wörishofen

"Kommunikationsstörung": Neue Attacke auf Bad Wörishofens Bürgermeister

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    Links Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) mit seinen Stellvertretern Michaela Bahle-Schmid (CSU) und Daniel Pflügl (Grüne). Bei einem Treffen im Kurhaus strahlten noch alle um die Wette - inzwischen scheint das Tischtuch zerschnitten.
    Links Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) mit seinen Stellvertretern Michaela Bahle-Schmid (CSU) und Daniel Pflügl (Grüne). Bei einem Treffen im Kurhaus strahlten noch alle um die Wette - inzwischen scheint das Tischtuch zerschnitten. Foto: Mz Archiv

    Die Auseinandersetzung im Bad Wörishofer Rathaus hat eine neue Eskalationsstufe erreicht: Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) attackiert Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) frontal und wirft dem Rathauschef nicht mehr nur gravierende Fehler im Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Rathaus vor. Auch beim jetzt bekannt gewordenen Verkauf des Sebastianeums durch die Barmherzigen Brüder an Bauunternehmer Dieter Glass (Pflügl: "Eine Tragödie") habe Welzel Fehler gemacht, weil er weder den Stadtrat noch seine Stellvertreter rechtzeitig über die laufenden und letztlich gescheiterten Verhandlungen informiert habe. 

    Pflügls Frontalangriff auf Bürgermeister Welzel gipfelt in den Vorwurf, ein "Kommunikationsproblem" mit seinen beiden Stellvertretern im Amt und darüber hinaus eine "ausgeprägte Kommunikationsstörung" zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu haben. Eine weitere "Sondersitzung" sei angesichts der Tragweite des Sebastianeum-Verkaufs laut Pflügl "wahrscheinlich". Ob und wie er sich als Stellvertreter Welzels eine weitere Zusammenarbeit mit dem Ersten Bürgermeister vorstellen kann, lässt der Zweite Bürgermeister offen. 

    FW-Fraktion forderte Rücktritt von Bad Wörishofens Bürgermeister Welzel

    Vor einer Woche hatte der Bad Wörishofer Stadtrat hinter verschlossenen Türen über den massiven Personalwechsel im Rathaus getagt und mit den dort getroffenen Beschlüssen die Befugnisse des amtierenden Bürgermeisters Stefan Welzel von der CSU drastisch zusammengestrichen. Welzel darf jetzt nur noch in Abstimmung mit der Personalreferentin relevante Personalentscheidungen treffen. Hintergrund für diese Krisensitzung, die auch als "Misstrauensvotum" gegen Welzel eingeordnet wurde, waren die ungewöhnlich vielen Personalwechsel seit der Amtsübernahme Welzels im Jahr 2020: Seither haben 50 von 60 Beschäftigten im Bad Wörishofer Rathaus das Weite gesucht – aber längst nicht alle freiwillig: Ein öffentlich eskalierter Streit zwischen Welzel und seinem CSU-Parteifreund Tim Hentrich eskalierte immer mehr, dabei ging es auch um Mobbingvorwürfe. 

    Als zwischenzeitlichen Höhepunkt hatte Welzel dem Kämmerer, Wirtschaftsförderer und zeitweise auch noch Geschäftsleiter den Zutritt ins Rathaus verboten. Viele sehen Welzels Umgang mit den Beschäftigten als Hauptgrund für die massenhafte Personalflucht im Bad Wörishofer Rathaus. Die Freie-Wähler-Fraktion hatte Welzel nach der Sondersitzung zum Rücktritt aufgefordert.

    Grüne

    geht auf Bad Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) los

    Kaum war diese Sondersitzung überstanden, brach eine weitere Hiobsbotschaft über die Kneippstadt Bad Wörishofen herein: Wie unsere Redaktion am Donnerstag exklusiv berichtete, haben die Barmherzigen Brüder das geschichtsträchtige und aufs Engste mit Sebastian Kneipp verbundene Sebastianeum an Bauunternehmer Dieter Glass verkauft. Am Donnerstagnachmittag wurden die Beschäftigten von Verwaltungsdirektor Ansgar Dieckhoff über die Schließung zum 31. Oktober informiert. 

    Die beiden Stellvertreter des Bürgermeisters erfuhren schon am Sonntag davor vom anstehenden Verkauf, wie jetzt aus dem Schreiben von Daniel Pflügl hervorgeht: „Von einer drohenden Schließung und einem geplanten Verkauf hat uns Bürgermeister Welzel erst vorletzten Sonntag berichtet“, kritisiert Pflügl, denn: „Wie wir zwischenzeitlich erfuhren, waren zu diesem Zeitpunkt bereits wochenlang erfolglos Verhandlungen mit den Barmherzigen Brüdern geführt worden und das Schicksal des letzten Kneipp-Traditionshauses längst besiegelt. Das hätte nicht passieren dürfen“, stellt Pflügl unmissverständlich klar. 

    Für Pflügl ist es „unerklärlich, weshalb Stefan Welzel bei solch gravierenden Angelegenheiten weder sein Bürgermeisterteam einbindet noch auf die Expertise im Stadtrat zurückgreift oder wenigstens informiert.“ Auch bleibe „im Dunkeln, wer genau bei den Verhandlungen mit den Barmherzigen Brüdern beteiligt war, welche Rolle hierbei die Rathausspitze eingenommen hat und welche Forderungen, bzw. Argumente ausgetauscht wurden. Vor allem bleibt unklar, an welchem Punkt die Verhandlungen scheiterten“, wettert Pflügl. 

    Zudem finde sich die Schließung des Flaggschiffs der Kneipptherapie nicht einmal auf der Tagesordnung des am Mittwoch tagenden Bauausschusses. Pflügl ist entsetzt: „Bei einem solch weitreichenden Ereignis sehen wir uns, den Stadtrat, in der Pflicht, zu erörtern, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte, ob noch etwas zu retten ist und wie man mit dem Käufer einen Weg finden kann, der dem Erbe Kneipps so gut wie möglich gerecht wird – wahrscheinlich im Rahmen einer weiteren Sondersitzung.“

    Pflügl fordert eine weitere Krisensitzung zum Sebastianeum-Verkauf

    Für Pflügl besteht „ein Kommunikationsproblem auch zwischen dem Ersten Bürgermeister und seinen beiden Vertretern.“ Er und die Dritte Bürgermeisterin Michaela Bahle-Schmid (CSU) hätten „regelmäßig“ feststellen müssen, dass „wir von wichtigen Sachverhalten nicht oder erst viel zu spät erfahren und bei weitreichenden Entscheidungen weder gefragt noch eingebunden werden. Dies gilt für die Causa Hentrich genauso wie für das bittere Ende des Sebastianeums“, schreibt Pflügl weiter. 

    Pflügl attackiert Welzel und beschreibt den Konflikt, in dem er sich sieht: „Der Erste Bürgermeister ist Teil der Verwaltung, der Stadtrat das Aufsichtsorgan der Verwaltung. Als ehrenamtlicher Zweiter und Dritter Bürgermeister nimmt man eine Doppelrolle ein.“ Das sei „im Regelfall unproblematisch“, könne „allerdings schwierig werden, sobald es zu kritischen Sachverhalten kommt.“ Laut Pflügl hatten er und Dritte Bürgermeisterin Bahle-Schmid „folgerichtig“ in der Vergangenheit „zunächst immer versucht, festgestellte Probleme lösungsorientiert intern anzusprechen.“ Doch das war offenbar nicht möglich, so Pflügl: „Nachdem sich dieser Weg mehr und mehr als ineffektiv erwiesen hatte, war der Umgang mit dem Personal unweigerlich im Stadtrat zu besprechen.“ Resümierend sei laut Pflügl „festzustellen, dass zwischen Rathausleitung und den Mitarbeitenden eine ausgeprägte Kommunikationsstörung besteht, welche zu teils überzogenen und vorschnell getroffenen Konsequenzen führte.“

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