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Bad Wörishofen: Ziehen doch noch mehr Flüchtlinge in die Kneipp'sche Kinderheilstätte ein?

Bad Wörishofen

Ziehen doch noch mehr Flüchtlinge in die Kneipp'sche Kinderheilstätte ein?

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    Die Kneipp Kinderheilstätte in Bad Wörishofen: Dort sind inzwischen 50 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Das Landratsamt verhandelt, ob ein weiterer Trakt angemietet werden kann.
    Die Kneipp Kinderheilstätte in Bad Wörishofen: Dort sind inzwischen 50 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Das Landratsamt verhandelt, ob ein weiterer Trakt angemietet werden kann. Foto: Bernhard Ledermann

    Erst war von 50 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine die Rede, die im Gebäude der Kneipp'schen Kinderheilstätte untergebracht werden sollten. Das Landratsamt hatte Ende August auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, dass nun doch das Gebäude teilweise von der Bauunternehmung Glass angemietet wurde, zunächst befristet auf sechs Monate, so Pressesprecherin Eva Büchele. Inzwischen sind dort bereits Flüchtlinge aus der

    Im Landkreis Unterallgäu sind derzeit rund 2500 Flüchtlinge untergebracht

    In Bad Wörishofen kursierten am Donnerstag Gerüchte, dass in den Räumen der Kneipp'schen Kinderheilstätte gleich 160 Personen zusätzlich untergebracht werden sollen. Demnach sei inzwischen das gesamte Gebäude vom Landratsamt angemietet worden, hieß es. Doch das stimmt nicht, wie Pressesprecherin Eva Büchele auf Anfrage erklärte: "Wir stehen immer noch in Vertragsverhandlungen, um eventuell einen zweiten Trakt anzumieten. Dann könnten wir knapp 80 weitere Plätze schaffen. Hier würden wir dann weitere Personen aus der Ukraine unterbringen." 

    Momentan leben in Bad Wörishofen rund 690 Flüchtlinge in Unterkünften, also in der Notunterkunft und weiteren dezentralen Unterkünften, so Büchele. In Mindelheim leben rund 370 Flüchtlinge in Unterkünften. Insgesamt sind rund 2500 Flüchtlinge im Unterallgäu in dezentralen Unterkünften des Landkreises und in Gemeinschaftsunterkünften der Regierung untergebracht. Hauptsächlich kommen demnach derzeit Flüchtlinge aus der Ukraine, Afghanistan, Irak, Türkei und Syrien im Landkreis

    Der Ausländerbehörde sei es derzeit nicht möglich, weitere Statistiken zu erstellen und konkrete Angaben zu machen, welche Gemeinden wie viele Flüchtlinge aufgenommen haben. Büchele: "Momentan steht die Unterbringung der Flüchtlinge im Vordergrund."

    Landrat Eder bittet Bundeskanzler Scholz um Hilfe in der Flüchtlingskrise

    Die Kneipp'sche Kinderheilstätte wurde vor knapp einem Jahr vom Orden der Barmherzigen Brüder an die Bauunternehmung Glass mit Sitzen in Mindelheim und Bad Wörishofen verkauft. Noch vor einem Jahr kam eine Vermietung der Kneipp'schen Kinderheilstätte mit insgesamt rund 7000 Quadratmetern Wohnfläche an den Landkreis nicht zustande. Der Landkreis Unterallgäu muss heuer weit mehr Geflüchtete aufnehmen, als bekannt war. Darüber berichtete unsere Redaktion schon Ende Juli. Doch die Unterkünfte, allen voran jene in Bad Wörishofen, platzen aus allen Nähten. "Stand jetzt kriegen wir die Menschen nicht unter", sagte Doris Back vom Landratsamt schon damals. Noch im Juli sagte Back: In Bad Wörishofen werde es absprachegemäß keine weiteren Anmietungen geben, obwohl von dort die meisten Angebote von Unterkünften kämen. Man dürfe einzelne Gemeinden aber nicht überfordern, so Back.

    Landrat Alex Eder sagt: "Wir sind derzeit gezwungen, ausnahmslos alle Unterbringungsmöglichkeiten anzunehmen, die sich uns bieten." Der Flüchtlingszustrom beschäftigt den Unterallgäuer Landrat Alex

    Landrat Alex Eder (Archivfoto)
    Landrat Alex Eder (Archivfoto) Foto: Thomas Schwarz

    Denn die Belastungsgrenze der Kommunen sei erreicht: "Wir spüren auf kommunaler Ebene direkt und nah, wie sich Ihre bundespolitischen Entscheidungen auswirken - und sind oft nur noch reaktive Kraft ohne Entscheidungsspielräume." Eder schildert in dem sechsseitigen Brief die Lage im Landkreis Unterallgäu, kritisiert einige bundespolitische Entscheidungen und macht konkrete Vorschläge, wie das Fluchtgeschehen gesteuert werden und Integration gelingen kann. Den Brief sendete er auch an Unterallgäuer Bundestagsabgeordnete - verbunden mit der Einladung, die Erstaufnahmeeinrichtung in Bad Wörishofen zu besuchen.

    Das Landratsamt sucht weiterhin freistehende Immobilien ab einer Größe von 150 Quadratmetern, die als Flüchtlingsunterkünfte angemietet werden können. Wer eine solche Immobilie vermieten würde, kann sich an das Team Migration und Wohnraum am Landratsamt Unterallgäu wenden, per E-Mail an migration-wohnraum@lra.unterallgaeu.de oder unter der Telefonnummer 08261/9958030.

    Kneipp'sche Kinderheilstätte, Kneippianum und Sebastianeum gehören jetzt alle dem Unternehmen von Dieter Glass

    Pfarrer Sebastian Kneipp selbst hat das Kinderasyl, wie es einst hieß, gegründet. Es war seine erklärte Lieblingsstiftung. Bis vor Kurzem gehörten die drei Kneipp'schen Stiftungen dem Orden der Barmherzigen Brüder. Im September 2022 wurde bestätigt, dass der Verkauf der Kinderheilstätte erfolgt sei. Das Grundstück allein misst rund 7500 Quadratmeter. Das Gebäude selbst bietet mehr als 7000 Quadratmeter Wohnfläche. 

    Auch das Kneippianum war einst eine Stiftung Kneipps. Der gewaltige Bau direkt am Kurpark wurde ebenfalls an das Unternehmen von Dieter Glass verkauft. Dort eröffnete im November eine psychosomatische Klinik, was bei den Stadtverantwortlichen größtenteils auf Wohlwollen stieß. Bis dahin ging die Sorge um, dass das geschichtsträchtige Gebäude in Wohnungen umgewandelt werden könnte.

    Dieter Glass (Archivfoto)
    Dieter Glass (Archivfoto) Foto: Willi Unfried

    Vergangenen Donnerstag wurde der Verkauf des Sebastianeums in Bad Wörishofen an den Bauunternehmer Dieter Glass bekannt. Die Bayerische Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder hatte die Schließung des Sebastianeums in Bad Wörishofen zum 31. Oktober bekannt gegeben. 

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