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Bad Wörishofen: Wörishofer Spezialeinheit unterstützt Feuerwehren bei Großbränden

Bad Wörishofen

Wörishofer Spezialeinheit unterstützt Feuerwehren bei Großbränden

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    Mittendrin, wenn es richtig ernst wird: Die Satellitenschüssel auf dem Dach sorgt dafür, dass Bad Wörishofens Unterstützungsgruppe für Einsatzleiter immer kommunizieren kann, auch wenn Mobilfunk- und Datennetze überlastet sind.
    Mittendrin, wenn es richtig ernst wird: Die Satellitenschüssel auf dem Dach sorgt dafür, dass Bad Wörishofens Unterstützungsgruppe für Einsatzleiter immer kommunizieren kann, auch wenn Mobilfunk- und Datennetze überlastet sind. Foto: Kurt Kraus

    Es brennt in einem Hochhaus oder auf einem landwirtschaftlichen Anwesen. Dutzende Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte sind vor Ort. Auf den Einsatzfahrzeugen blinken unzählige Blaulichter, die insbesondere nachts weithin sichtbar sind. Mittendrin aber steht ein Fahrzeug der Feuerwehr mit einer roten Rundumleuchte am Antennenmast. Für alle Einsatzkräfte ist damit klar: Die UG-ÖEL ist vor Ort.

    Die „Unterstützungsgruppe Örtlicher Einsatzleiter“, so lautet die offizielle Bezeichnung, gibt es in jedem bayerischen Landkreis normalerweise nur einmal. Im Unterallgäu aber sind aufgrund der großen Fläche und der Struktur des Landkreises gleich drei derartige Einheiten stationiert: in Bad Wörishofen, Klosterbeuren und in Benningen. Als kreisfreie Stadt hält auch Memmingens Feuerwehr eine solche Gruppe vor. Die Gruppen rücken regelmäßig aus, wenn es zu einem „koordinierungsbedürftigen Ereignis“ kommt, also beispielsweise im Falle eines größeren Brandes oder Verkehrsunfalles oder aber bei Hochwasserlage. Wie der Name sagt, unterstützt die Besatzung den Einsatzleiter am Ereignisort.

    In Bad Wörishofen ist die Unterstützungsgruppe aktuell mit 19 Einsatzkräften organisiert. Geleitet wird sie von Martin Mayer. Zuletzt war die Unterstützungsgruppe bei dem großen Kellerbrand in einem Rohbau an der Hahnenfeldstraße in Bad Wörishofen im Einsatz. „Aufgabe der UG-ÖEL am Einsatzort ist grundsätzlich, dem Einsatzleiter den Rücken freizuhalten“, erläutert Matthias Eichler von der Feuerwehr Bad Wörishofen.

    So ist die Gruppe aufgestellt, die Einsatzleitern den Rücken frei halten soll

    Das in der Regel mit mindestens vier Einsatzkräften besetzte Fahrzeug hält bei größeren Schadenslagen den direkten Funkverkehr zur Leitstelle aufrecht, führt eine Lagekarte, registriert alle eingesetzten Fahrzeuge samt Mannschaften und fordert bei Bedarf weitere Einsatzkräfte nach. Auch die Organisation der Einsatzstelle ist ein Schwerpunkt. „Oftmals ist es wenig hilfreich, wenn alle alarmierten Einsatzkräfte den direkten Schadensort anfahren“, sagt Eichler. Hier legt die UG-ÖEL in Absprache mit dem Einsatzleiter Bereitstellungsräume fest, in denen sich dann die nachrückenden Einsatzfahrzeuge aufstellen. „Gerade bei Einsatzstellen, die nur einen sehr kleinen Platzbedarf hergeben, machen diese ausgelagerten Bereitstellungsräume Sinn“, so Eichler.

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    In Bad Wörishofen rückt die UG-ÖEL aber auch schon bei Einsätzen aus, die „eigentlich unter der UG-ÖEL-Schwelle liegen“, berichtet Eichler. Die Gruppe war zum Beispiel jüngst bei schweren Verkehrsunfällen, bei einem Küchenbrand an der Kirchdorfer Straße von Bad Wörishofen oder einem Zimmerbrand im Hagenmahd vor Ort. Die Unterstützungseinheit nutze diese kleineren Einsätze, um „Abläufe zu trainieren und Routine für die nächste große Schadenslage zu bekommen“, berichtet Eichler. Das sei besonders wichtig, weil in der Corona-Krise der Übungs- und Ausbildungsbetrieb der Feuerwehr Bad Wörishofen „kurzzeitig komplett zum Stillstand kam“, so Eichler.

    Wann die UG-ÖEL aus Bad Wörishofen zum Einsatz kommt

    Die Unterstützungseinheit hilft bei großen Einsätzen dann in den umliegenden Gemeinden wie Mindelheim, Türkheim, Ettringen, Rammingen oder Dirlewang. Das Einsatzfahrzeug, mit dem die UG-ÖEL von Bad Wörishofen derzeit noch unterwegs ist, kommt an die Leistungsgrenze, auch das macht Eichler deutlich. Damals wurde es als reines Mehrzweckfahrzeug beschafft und nicht auf die Bedürfnisse und Anforderungen einer UG-ÖEL ausgelegt. Zwar haben die Feuerwehrleute durch zahlreiche Umbauten dafür gesorgt, dass der Wagen den Anforderungen besser entspricht. „Dennoch ist gerade das Platzangebot und auch die im Fahrzeug verbaute Funk- und Kommunikationstechnik nicht mehr dem heutigen Stand entsprechend“, sagt Eichler. Die Feuerwehr hofft auf ein neues Fahrzeug in den nächsten zwei Jahren.

    Gut ausgestattet ist die Gruppe, die in Benningen von Christian Rieß, 48, geleitet wird. Um die Kommunikation der Rettungskräfte sicherzustellen, auch wenn das Mobil- oder Digitalfunknetz überlastet ist, verfügt das Einsatzfahrzeug über eine eigene Satellitenschüssel, wie auch das Wörishofer Einsatzfahrzeug. Auch die Bilder einer Drohne können so direkt in den Wagen übertragen werden.

    Kommunikation via Satellit und Fotos direkt von einer Drohne ins Einsatzfahrzeug

    „Wir missbrauchen die UG-ÖEL bei jedem größeren Feuerwehrgeschehen“, sagt Kreisbrandrat Alexander Möbus. Denn schließlich gäbe es keine bessere Übung als einen Echteinsatz. Und jeder Einsatzleiter sei froh, „wenn es jemanden gibt, der ihm den Rücken freihält“.

    „Bei einem großen Ereignis kann der Einsatzleiter nicht mehr alles überschauen“, macht Möbus klar. Außerdem könnten in dem Fahrzeug regelmäßige Lagebesprechungen stattfinden, zum Beispiel mit dem Rettungsdienst oder einem für das betroffene Objekt zuständigen Energieversorger. Und letztlich ist die Besatzung des ELW 1 direkter Ansprechpartner der Integrierten Leitstelle (ILS) in Krumbach.

    Laut Möbus hänge an der UG-ÖEL zusätzliche Arbeit und Ausbildung. Man habe deshalb wohl geschaut, welche Feuerwehr geeignet und bereit gewesen sei, eine solche Gruppe zu bilden.

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