Fünf Jahre, nachdem die Flüchtlingskrise das Unterallgäu erreichte, ist es still geworden um ein Gebäude, um das damals lautstark gestritten wurde: die Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in Bad Wörishofen. Es gibt sie noch – wenngleich im Stand-by-Betrieb, wie die Regierung von Schwaben sagt. „Bezahlt werden für die Immobilie laufend Miete, Nebenkosten sowie die Kosten für die Bestreifung durch einen Sicherheitsdienst“, erläutert Regierungssprecher Karl-Heinz Meyer. Genutzt wird das Gebäude ebenfalls – allerdings ganz anders als einst gedacht. Neues gibt es in Sachen Unterkünfte für Asylbewerber auch von anderen Gebäuden in der Stadt.
Rückblende: Als feststand, dass in der Kurstadt Bad Wörishofen eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge entstehen soll, schlug das hohe Wellen. Der Stadtrat lehnte es damals mit 12:8 Stimmen ab, dass aus einem ehemaligen Möbelhaus im Gewerbegebiet von Bad Wörishofen eine große Auffangunterkunft der Regierung von Schwaben entstehen sollte. Auch Landratsamt und die Regierung bekamen den Ärger aus Bad Wörishofen zu spüren. Dort fühlte man sich in wichtigen Fragen übergangen und im Landkreis benachteiligt. Sogar eine Klage stand damals im Raum. Diesen Schritt wollte der damalige Rat aber mehrheitlich dann doch nicht gehen. Für eine Klage stimmten nur der damalige Bürgermeister Paul Gruschka (FW) und eine zahlenmäßig dezimierte Fraktion der Freien Wähler.
Rund 400 Flüchtlinge sollten in einem umgebauten Möbelhaus in Bad Wörishofen Platz finden
Im Dezember 2015 sollte die Aufnahmeeinrichtung für 400 Flüchtlinge in Betrieb gehen. Der Start verzögerte sich allerdings bis nach Weihnachten. Erst im Januar traf der erste Bus mit Flüchtlingen ein, begleitet von der Polizei. Von Erding aus ging es in die Kneippstadt. Damals kamen nach Regierungsangaben täglich rund 3000 Flüchtlinge in Bayern an. Trotzdem wurde die Aufnahmeeinrichtung in Bad Wörishofen nie voll. Auch, weil etwa ein Drittel der dort untergebrachten Personen schnell untertauchte. Das sagte die Regierung von Schwaben damals unserer Zeitung. Maximal 198 Menschen waren gleichzeitig in der Einrichtung.
Ein zwischenzeitlich verhängter An- und Abreisestopp führte Ende Februar 2016 zu der kuriosen Situation, dass etwa 40 Asylbewerber ihre Abreise selbst organisieren wollten, per Bahn. Angesichts der Menschenmenge rief die Bundespolizei am Bahnhof die Polizei Bad Wörishofen zur Unterstützung herbei. Die Lage sei aber unproblematisch gewesen, hieß es damals, alle Flüchtlinge kehrten nach Gesprächen wieder in die Einrichtung zurück. Seit Mai 2016 ist die Erstaufnahme-Einrichtung unbewohnt. Der Stand-by-Betrieb, der dann ab Januar 2017 angestrebt wurde, sollte nach der damaligen Auskunft der Regierung von Schwaben rund 600.000 Euro pro Jahr kosten. Aktuelle Zahlen sind nicht bekannt, Regierungssprecher Meyer nannte auf Nachfrage keine Details mehr. Der Mietvertrag, so hieß es damals, laufe noch bis 2022. Die Johanniter, die sich um die Einrichtung gekümmert hatte, zogen Ende 2016 aus.
Der Landkreis hat die Mietverträge für manche Asylbewerberunterkünfte in Bad Wörishofen verlängert
„Die Einrichtung ist derzeit im Stand-by-Betrieb und wird vom Personal anderer Unterkünfte der Regierung mit betreut“, sagt Meyer. „Bei einem unerwartet starken Zustrom von Asylbewerbern kann das Objekt schnell reaktiviert werden.“ Aktuell diene das Gebäude als Lager für Möbel und Vorrat für andere Unterkünfte.
Auch der Landkreis Unterallgäu unterhält in Bad Wörishofen weiterhin Unterkünfte für Asylbewerber. Allerdings hat das Landratsamt die Zahl der Mietverträge mit den Jahren stark reduziert.
Aktuell habe man noch drei Unterkünfte in Dorschhausen und Kirchdorf zur Verfügung, sagt Eva Büchele, die Sprecherin des Landratsamtes. Diese Mietverträge habe man auch verlängert, bis 2022.
Insgesamt wohnen derzeit 22 Asylbewerber in diesen Räumlichkeiten. In der Kernstadt von Bad Wörishofen unterhalte man überhaupt keine Unterkünfte mehr, sagt Büchele.
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