Die Corona-Krise hatte Bad Wörishofen hart getroffen, die Lockdowns ließen die Übernachtungszahlen einbrechen. Nun hat sich die Stadt wieder ein bisschen erholt. Darauf deuten die Zahlen von Kurdirektorin Cathrin Herd hin. Mit der Zukunft der Kurorte wird sich in wenigen Tagen der Bayerische Heilbädertag befassen, der in Bad Wörishofen stattfindet. Erstmals wird Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die Festrede halten. Eine weitere Neuigkeit kommt aus Berlin. Dort hat die renommierte Charité gemeinsam mit anderen Universitäten die Kneippkur unter die Lupe genommen.
Rund 120 Vertreterinnen und Vertreter aus 47 Heilbädern und Kurorten kommen am 20. und 21. November zum 77. Bayerischen Bayerischen Heilbädertag nach Bad Wörishofen. Die zweitägige Veranstaltung kann mit einer Premiere aufwarten: Festrednerin bei der Eröffnung ist erstmals Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Sie ist nach der neuen Aufgabenverteilung nach der Landtagswahl auch für den Tourismus zuständig.
In Bad Wörishofen wird es um den Klimawandel gehen
"Weiteres zentrales Thema der Tagung ist der Klimawandel und die Frage, welchen Herausforderungen sich die Heilbäder und Kurorte stellen müssen", teilen die Organisatoren mit. „Wir wollen erfahren, wie wir uns strategisch aufstellen müssen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unsere Infrastruktur haben kann, und welche neuen Angebote und Programme wir entwickeln sollten“, sagt der Vorsitzende des Verbandes, der Landrat Peter Berek. Antworten darauf soll in Bad Wörishofen Dr. Michael Bischof liefern. Er forscht am Institut für Ökomedizin an der Paracelsus Privatuniversität Salzburg. Am zweiten Tag folgt die Mitgliederversammlung des Verbandes, die allerdings nichtöffentlich sein wird.
Kurz vor dem Heilbädertag legte Bad Wörishofens Kurdirektorin Cathrin Herd Zahlen zum Verlauf des Tourismusjahres in Bad Wörishofen vor. Demnach wurden von Januar bis September 102.869 Ankünfte von Übernachtungsgästen verzeichnet. Damit nähert sich Bad Wörishofen wieder den Werten aus der Zeit vor der Corona-Pandemie an. Im Jahr 2019 hatten im gleichen Zeitraum 114.169 Gäste in Bad Wörishofen übernachtet. In der Corona-Krise brach diese Zahl dann um die Hälfte ein. Die Kurve aus dem Jahr 2019 gibt noch ein bisschen Hoffnung auf den Jahresendspurt, denn damals war der mit Abstand stärkste Monat der Oktober. Bei der Zahl der Übernachtungen geht es ebenfalls wieder bergauf, allerdings liegt hier der Wert aus dem Jahr 2019 noch weiter entfernt. Zwischen Januar und September wurden in Bad Wörishofen 450.280 Übernachtungen gezählt. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 waren es 499.984. Auch hier brachen die Werte in der Corona-Krise ein, auf 256.641 im Jahr 2021. Im Jahr 2022 gab es im gleichen Zeitraum wieder 403.937 Übernachtungen.
Das haben Forschende zur Wirksamkeit von Kneipps Wasserkur herausgefunden
Vielleicht kann Bad Wörishofen hier noch mit den neuesten Erkenntnissen der renommierten Forschungseinrichtung Charité Berlin punkten. Sie erforschte mit weiteren hochrangigen Wissenschaftlern anderer medizinischer Universitäten und in Kooperation mit dem Kneipp-Bund aus Bad Wörishofen die klinischen Effekte der Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp. "Die Ergebnisse einer kürzlich im Fachjournal BMJ Open publizierten systematischen Übersichtsarbeit sprechen für eine Wirksamkeit bei chronischer Veneninsuffizienz, Wechseljahrsbeschwerden und Fieber bei Kindern", berichtet der
"Die Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp ist im Alltag vieler Menschen präsent – oft ganz unbewusst. Denn sie ist weit mehr als das weithin bekannte Wassertreten", betont Kneipp-Bund-Sprecherin Thurid Leinich. Vom kurzen kalten Abduschen nach der morgendlichen Dusche bis hin zum Wadenwickel bei Fieber; das alles sei Teil der Kneippschen Hydrotherapie, die das Reiz-Reaktionsprinzip von Temperaturunterschieden durch Wasser auf den Körper nutzt. Insgesamt gibt es etwa 120 Wasseranwendungen nach Sebastian Kneipp, wobei kaltes Wasser das maßgebliche Heilmittel der Wahl ist, warmes Wasser meist nur im Wechsel mit kaltem zum Einsatz kommt. "Wir merken bei vielen dieser Anwendungen, dass sie uns helfen", so Leinich. Aber lässt sich die Wirksamkeit auch in klinischen Studien nachvollziehen?
Forschende fordern genauere Untersuchungen von Kneipps Therpapie
Dieser Frage gingen nun Wissenschaftler nach, der Charité, der Universität Duisburg-Essen, der TU München und der Eberhard Karls Universität Tübingen. Es war die erste wissenschaftliche Untersuchung, die sich der Wirksamkeit der Hydrotherapie nach Sebastian Kneipp ausschließlich anhand von randomisierten kontrollierten Studien widmete. Es ging also um höchste Beweiskraft. Dr. Miriam Ortiz, Prof. Dr. Benno Brinkhaus und Prof. Dr. Holger Cramer fanden dabei mit ihrem Team deutliche Hinweise auf die Wirksamkeit von Kneipps Wassertherapie bei chronischer Veneninsuffizienz, Wechseljahrsbeschwerden und Fieber bei Kindern. „Angesichts der hohen Inanspruchnahme von Naturheilverfahren sollten diese Hinweise auf die Wirksamkeit der Hydrotherapie unbedingt genauer untersucht werden“, fasst Ortiz zusammen. Nach wie vor fehle es an qualitativ hochwertigen klinischen Studien. Bei der Wassertherpaie ist das aber auch schwieriger. Placebo-Kontrollen beispielsweise sind da nicht möglich.