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Bad Wörishofen: Vereine beklagen "horrende Gebühren" in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

Vereine beklagen "horrende Gebühren" in Bad Wörishofen

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    Das Freibad in Bad Wörishofen soll saniert werden.
    Das Freibad in Bad Wörishofen soll saniert werden. Foto: Tobias Hartmann

    Bad Wörishofens Freibad muss saniert, das Problem am Bahnübergang Eishalle gelöst werden. Das sind nur einige der kostspieligen Themen, um die es bei der Bürgerversammlung für die Kernstadt im Kursaal ging. Bei den Vereinen herrscht zudem Unzufriedenheit über die Höhe von Saal- und Standmieten, man wünscht sich endlich eine Entlastung. Sprudelnde Steuereinnahmen verschaffen der Stadt nun etwas Luft. Vor allem bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer geht es steil bergauf, wie nun bekannt wurde.

    In Bad Wörishofens Kernstadt leben laut Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) mittlerweile 10.112 Menschen. Insgesamt hat Bad Wörishofen die Marke von 18.000 Einwohnern längst überschritten, bleibt größte Stadt des Landkreises Unterallgäu. Die Unternehmen halten der Kurstadt offenbar die Treue - und machen wieder gute Geschäfte. Patrick Marxer von der Kämmerei berichtete, dass statt der erhofften zehn Millionen Euro bereits 12,4 Millionen Euro der Gewerbesteuer erwartet werden, dieser Wert könne auch noch steigen. Man habe in den vergangenen Jahren aktiv Gewerbe angesiedelt, dabei darauf geachtet, dass große Steuerzahler kommen. "Sonst wären wir heute nicht da, wo wir sind", sagte Marxer. Der niedrige Gewerbesteuersatz von 240 Prozent, den Kritiker immer wieder anprangern, sei dabei oft mitentscheidend gewesen. 

    Trend bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer geht in Bad Wörishofen "steil nach oben"

    Der Trend bei den Gewerbesteuereinnahmen gehe "steil nach oben", berichtete Marxer. Allerdings: Nur zehn Unternehmen lieferten in Bad Wörishofen 50 bis 60 Prozent des Gewerbesteueraufkommens. "Da braucht es Verlässlichkeit", betonte Marxer mit Blick auf die immer wieder aufflammende Debatte um den Steuersatz. 

    6,8 Millionen Euro an Krediten dürfte die Verwaltung heuer aufnehmen. Marxer glaubt aber, man werde mit zwei Millionen Euro auskommen. Das zeige sich aber erst noch. Derzeit sei Bad Wörishofen mit 20,6 Millionen Euro verschuldet. Die neuen Kredite kämen dann noch obendrauf. "Die Finanzen schauen im Großen und Ganzen gut aus", befand Marxer. Er sprach sich deshalb dagegen aus, nach Strukturhilfen des Landes zu greifen. Die Regierung von Schwaben habe ihm erklärt, was Bad Wörishofen dafür tun müsste. Unter anderem müssten alle freiwilligen Leistungen auf den Prüfstand, von denen es in Bad Wörishofen eine Menge gibt. Dazu zählen auch Freibad, Eishalle und sogar der verlustreiche Kurbetrieb. Marxer nahm damit Bezug auf eine Bürgeranfrage, die vorab ans Rathaus gestellt wurde. 

    Paul Oswald ist sauer, weil er seine Fragen in der Bürgerversammlung nicht vortragen durfte

    Am Ende der Bürgerversammlung meldete sich Paul Oswald, der Urheber der Anfrage. Er hatte noch zahlreiche weitere Fragen an Welzel, der diese aber nicht mehr zuließ. Der Bürgermeister verwies auf Marxers Vortrag und sagte zudem, man müsse die anderen Fragen erst in der Verwaltung prüfen. Entsprechend sauer war Oswald nach der Versammlung. Füssen habe erfolgreiche Anträge für Stabilisierungshilfen gestellt und Millionen erhalten, sagte Oswald unserer Redaktion. Füssen ist ebenfalls Kneippkurort. Oswald will außerdem wissen, welche jährlichen Ausgaben durch den Kurbetrieb entstehen und welcher Anteil davon auf die Kurverwaltung entfällt. Oswald will unter anderem außerdem wissen, wann und wo es eine Ausschreibung für die Verpachtung der Kurhausgastronomie gab. Zudem kritisiert er den aktuellen Bad Wörishofer Katalog, mit dem Gäste geworben werden sollen. 

    Das sagen Bürgermeister und Kurdirektorin zu den Klagen aus dem Kreis der Vereine Bad Wörishofens

    Von Vereinsvertretern hagelte es zudem Kritik an den Saalmieten und den Standmieten, etwa beim Stadtfest oder dem Weihnachtsmarkt. "Kaum einer will hier mehr etwas machen", kritisierte eine Rednerin. Die Vereine müssten von "den horrenden Gebühren" entlastet werden, forderte ein Redner. 

    01.10.2023, Klassikfestival Bad Wörishofen 01.10.2023, Internationales Klassikfestival: Festival der Nationen 2023, im Kurhaus Bad Wörishofen im Unterallgäu, Abschlussempfang im Hotel Tanneck nach dem Abschluss-Konzert der Amerikanischen Violonistin Hilary Hahn (re) mit Omer Meir Wellber (li), Dirigent der Kammerphilharmonie Bremen. beim traditionellen Anzapfen des Oktoberfestbier-Fasses.
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    Das Festival der Nationen in Bad Wörishofen bietet viel - auch am Rande der großen Konzerte. Hier findet ihr Fotos vom Blick hinter die Kulissen.

    Auch die Kosten der Stadt für das Festival der Nationen kamen in diesem Zusammenhang zur Sprache. Kurdirektorin Cathrin Herd sagte, die Vereine erhielten ja einen Rabatt auf die Mieten. Bürgermeister Welzel berichtete außerdem, man sei beim Festival "kostenbewusst unterwegs" und habe die Beiträge bereits in der Vergangenheit reduziert. Zahlen wurden auf Nachfrage nicht genannt. Man wolle aber auch ein "schönes und großes Event" erhalten, welches Jahr für Jahr Unternehmer und Persönlichkeiten nach Bad Wörishofen bringe, die sonst vielleicht nicht kämen und die Stadt kennenlernen. 

    Sebastian Seemüller übt scharfe Kritik an den ständigen Ausnahmen vom Sommerbauverbot in Bad Wörishofen

    Sebastian Seemüller kritisierte in scharfen Worten die ständigen Ausnahmen vom Sommerbauverbot, konkret für den Neubau auf dem Kreuzer-Areal. "Ziemlicher Krach, murrende Gäste, regelmäßige Störungen der Kurkonzerte", fasste Seemüller zusammen. Dass die damaligen Eigner des benachbarten Sebastianeums nicht dagegen waren, sei nun klar. "Die hatten schon das Ende ihrer Einrichtung im Hinterkopf, das kann sich heute jeder Trottel zusammenreimen", stellte Seemüller fest. Alle großen Projekte bis hin zum Kurhaus seien in den Wintermonaten entstanden. "Gleiches Recht für alle", forderte Seemüller unter Applaus. Alwin Götzfried hielt dagegen, dass Bad Wörishofen zuletzt genau in den Wintermonaten starke Gästezahlen habe, im Sommer dagegen Einbußen. Das dürfe Seemüller nicht vergessen. Bürgermeister Welzel gab außerdem zu Bedenken, dass die Baustelle ohne Ausnahmegenehmigung bis 2027 dauern würde. 

    Die Bahn wird 2024 in Bad Wörishofen den Bahnsteig anheben

    Zur geplanten Freibad-Sanierung sagte Welzel, man strebe an, das, "was wir haben, auf einen neuen Stand zu bringen". Man könne so ein Projekt auch in Bauabschnitte aufteilen. Derzeit würden Beratungsleistungen eingeholt. Nichts Neues gab es zum Bahnübergang an der Eishalle. Kurzfristig schließen und Umfahrungen schaffen oder eine große Lösung mit jahrelanger Wartezeit seien weiterhin die Optionen. "Damit müssen wir uns nochmals befassen", sagte Welzel. Sicher sei aber, dass die Bahn 2024 das Gleisbett in Bad Wörishofen erneuern und dabei auch den Bahnsteig anheben werde. Damit werde der Einstieg in die Züge leichter, so Welzel. Ob es am Bahnsteig dann auch schöner werde, müsse man erst sehen. 

    Weitere Fragen aus der Bürgerversammlung:

    Wie geht es auf dem Löwenbräu-Areal weiter? "Gernaue Details kennen wir nicht", sagte Bürgermeister Welzel. Man habe mehrfach nachgefragt und wolle nun Gespräche führen. 

    Was wird aus dem Sebastianeum? "Erste Gespräche stehen im November an", sagte Bürgermeister Welzel

    Wo schafft Bad Wörishofen Wohnraum? "Wir schaffen Wohnraum auf dem Kreuzer-Areal, am Ende des Gärtnerwegs durch die Wohnungsgenossenschaft und in Dorschhausen mit dem Baugebiet Kreuzbreiten. Die Bauarbeiten werden demnächst vergeben", sagte Stadtbaumeister Roland Klier. 

    Die großen Busse fahren zu oft fast leer, warum beschafft man nicht kleinere? "Wir befördern jährlich etwa 200.000 Menschen im Linienverkehr, der ÖPNV wird hier ganz gut angenommen", sagte Stadtwerke-Chef Peter Humboldt. Von stets leeren Bussen könne keine Rede sein. Man werde das aber in eine Studie untersuchen. 

    Beim Wochenmarkt am Freitag auf dem Kroneparkplatz herrsche immer Verkehrschaos, berichtete ein Anwohner. Alles um den Platz werde zugeparkt. Teils komme man nicht mehr aufs eigene Grundstück. Die Stadt müsse handeln. Einen Lösungsvorschlag gab es in der Sitzung aber nicht. 

    Wird die Stadt die Namensrechte an Sebastianeum und Kneippianum übernehmen? "Die Namensrechte gehören den Barmherzigen Brüdern", berichtete Bürgermeister Welzel. Er habe eine Anfrage gestellt. "Es bestehe kein Handlungsbedarf, die behalten sie derzeit für sich", berichtete Welzel über die Antwort. 

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