Wer sich dieser Tage auf den 16. Krippenweg der Kneippstadt begibt, entdeckt Erstaunliches. Von einer Krippe unter Palmen über die Darstellung der „Heiligen Nacht“ in einer Streichholzschachtel bis hin zum Playmobil-Christkind ist alles geboten. Maria Nägele ist seit sechs Jahren Krippenführerin und freut sich besonders über zwei einzigartige Neuheiten des einheimischen Künstlers Heinrich Wolf.
Ein besonderes Bild hat Heinrich Wolf mit dem Kugelschreiber gemalt
Maria Nägele steht fasziniert vor einer außergewöhnlichen Krippendarstellung des Wörishofer Bildhauermeisters, die im Fenster der Stadt- und Pfarrbücherei St. Justina ausgestellt ist. Ein zartes Kindergesicht in Pastelltechnik bildet den Mittelpunkt des Kunstwerkes mit dem Titel „Uns ist ein Kind geboren“. Ein sanftes Kreuz mit kalligraphisch zu Papier gebrachten biblischen Texten aus dem Alten und Neuen Testament umgibt das Kind. „Es beeindruckt mich, wie der Künstler Geburt und Tod miteinander verbindet“, sagt Nägele. Wenige Meter daneben hängt die zweite beeindruckende Neuheit: Heinrich Wolfs Trilogie „Herbergssuche – Geburt im Stall – Mutter mit Kind“. Das Außergewöhnliche an der Darstellung ist auch, dass es Kugelschreiber-Zeichnungen sind. Der Künstler habe sich durch Internet-Tutorials inspirieren lassen und an das ungewöhnliche Werkzeug herangewagt. Das Ergebnis ist herausragend. Kugelschreiber gehören eigentlich nicht zum Künstlerbedarf, erklärt Maria Nägele, ein Vorteil sei der Preis: Für alle drei Bilder seien Kosten in Höhe von gerade mal drei Euro entstanden.
In der Barockkrippe haben die Figuren prächtige Gewänder an
Und noch eine Augenweide erblickt der Betrachter im Fenster der Pfarrbücherei: Eine im Stil des Barock gefertigte Krippe von Antonie Immerz. „Frau Immerz hat die Krippe über viele Jahre hinweg geschaffen“, erzählt Maria Nägele, „unendliche Arbeitsstunden stecken in den Figuren, die sie prachtvoll in der Tradition der Klosterarbeiten angezogen hat“. Perlen, Brokat, Spitzen, Gold- und Silberdraht seien als Schmuckelemente verwendet worden, die Köpfe aus Wachs geformt. „Die Krippe ist kein reines Kunstobjekt“, betont Maria Nägele, „Menschen verehren seit Jahrhunderten mit der Krippe das Weihnachtsfest, deshalb steckt so viel Liebe im Detail“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Hintergründe zur Geschichte Darstellungen nahezubringen, mache ihr viel Freude.
Die vom Kur- und Tourismusbetrieb Bad Wörishofen angebotenen Führungen finden auf einem Teilstück entlang des Krippenweges statt, Klassiker wie die imposante Tripi-Krippe mit Palast-Ruine, Heiliger Familie und Königszug im Rathaus dürfen da natürlich nicht fehlen. Ein besonderer Hingucker gerade für Kinder ist die Playmobil-Krippe im Feuerwehrhaus, die in diesem Jahr „(Schnee-)Chaos und (Weihnachts-)Frieden“ miteinander vereint und als neue Szene die Entfernung der Schneelast vom Dach der Eis-Arena aufgenommen hat. Ebenfalls neu sind die Krippen-Impressionen in der Vitrine der Gästeinformation im Kurhaus. Wer sich bei Dämmerung auf den Weg in die Kernstadt macht, wird mit besonders stimmungsvollen Krippen-Beleuchtungen belohnt. Lohnenswert ist auch ein Ausflug zu den Krippen in Schlingen, Stockheim, Kirchdorf, Dorschhausen und der Gartenstadt. In der Stadtpfarrkirche St. Ulrich sorgt eine Orientalische Krippe mit großen Palmen für leuchtende Augen. In der Schlingener Kirche St. Martin ist eine imposante Gips-Krippe zu bestaunen, die zwischen den 1920er und 1930er Jahren entstand und so viele liebevolle Details enthält, dass man Zeit mitbringen sollte, um das besondere Kunstwerk zu genießen.
Noch bis zum 6. Januar können Interessierte den Krippenweg besuchen und die insgesamt 59 Darstellungen der „Heiligen Nacht“ entdecken. Gelbe Schweifsterne weisen den Besuchern den Weg.
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