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Bad Wörishofen: Sturm, Schnee, Fäule: In Bad Wörishofen müssen 105 Bäume gefällt werden

Bad Wörishofen

Sturm, Schnee, Fäule: In Bad Wörishofen müssen 105 Bäume gefällt werden

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    Für die Fällung eines 2,80 Meter Umfang messenden Silberahorns braucht man ein starkes Team. Auf dem Foto von links: Andreas Honner, Daniel Sauter, Benedikt Leichtle, Georg Sauter und Florian Mößmer. 
    Für die Fällung eines 2,80 Meter Umfang messenden Silberahorns braucht man ein starkes Team. Auf dem Foto von links: Andreas Honner, Daniel Sauter, Benedikt Leichtle, Georg Sauter und Florian Mößmer.  Foto: Kathrin Elsner

    Bad Wörishofens Stadtgärtnermeister Andreas Honner blickt auf eine schöne Hainbuche, die durch einen Sturm einen Kronenbruch erlitten hat, da bleibt nur die Fällung. "Es hat zugenommen, wir merken die Auswirkungen des Klimawandels", sagt er nachdenklich. In Bad Wörishofen müssen bis zum 29. Februar 105 Bäume gefällt werden. Auch Gartenbesitzer sollten auf der Hut sein und ihre Bäume genau im Blick behalten.

    Ein stattlicher 2,80 Meter Umfang messender Silberahorn liegt frisch gefällt im Verkehrsgarten an der Kaufbeurer Straße. Bei Betrachtung der Schnittfläche könnte ein Laie denken, ein gesunder Baum sei gefällt worden. Die Wahrheit kommt erst einige Meter weiter oben ans Licht: Fäulnis im Inneren des Stammes, an einer Verzweigung sogar so stark, dass Stadtgärtnermeister Andreas Honner locker einen verfaulten Schwamm entnehmen kann und ein Hohlraum entsteht. Die Entscheidung, den Baum zu fällen, also goldrichtig, um die auf dem Spielplatz und im Verkehrsgarten aktiven Kinder vor Gefahr zu bewahren.

    "Es ist meistens so, dass der Baum unten gut ist und der Defekt weiter oben liegt", erklärt der Baumexperte. Das führe in der Kommunikation mit der Bevölkerung oft zu Missverständnissen. Aufgrund des meist gesund scheinenden Wurzelstocks seien Beschwerden und unfreundlich geäußerte Kritik gegenüber den Mitarbeitern leider nicht selten. 

    Ein Blitz schlägt in den Kirchturm von St. Justina in Bad Wörishofen ein.
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    Ein Unwetter am späten Dienstagabend hat auch im Unterallgäu Schäden angerichtet. Im Kurpark von Bad Wörishofen beispielsweise stürzten große Bäume um.

    Für die Experten heißt es, die äußerlich sichtbaren Anzeichen, die auf eine mögliche Gefahr hinweisen, richtig zu deuten. Im Falle des Silberahorns war dies beispielsweise ein Wachstumsdefizit, das wie eine Einbuchtung aussieht. Immer wieder werden zusätzliche Verfahren bemüht, um die Schäden beurteilen zu können, erklärt Honner, beispielsweise eine feine Bohrung, durch die eine Widerstandsmessung im Baum durchgeführt werden kann. "Es ist immer eine Abwägung, aber die Sicherheit des Menschen ist ein sehr hohes Gut." Um dieses zu wahren, werden zusätzlich zu den zweimal jährlich vorgeschriebenen Regelkontrollen nach Stürmen ab Windstärke acht und nach Schneebruchereignissen in Bad Wörishofen Sonderkontrollen durchgeführt. Es ist eine Mammutaufgabe, denn es gibt etwa 10.000 öffentliche Bäume in Bad Wörishofen. 

    Stadtgärtnermeister Andreas Honner zeigt den Grund der notwendigen Fällung: Fäulnis im Inneren des Baumes. 
    Stadtgärtnermeister Andreas Honner zeigt den Grund der notwendigen Fällung: Fäulnis im Inneren des Baumes.  Foto: Kathrin Elsner

    Auch Gartenbesitzer sollten ihre Bäume unter die Lupe nehmen, rät Experte Andreas Honner

    Auch Gartenbesitzer sollten genau darauf achten, ob sich Risse in der Baumkrone aufgetan haben, Äste abgebrochen sind und vielleicht noch in der Krone hängen und auch, ob sich im Wurzelbereich etwas verändert hat, sich beispielsweise Risse im Boden aufgetan haben oder sich ein Wurzelteil angehoben hat, rät Honner. 

    Besonders im Auge behalten sollte man Bäume, deren Stamm sich weiter oben in zwei Stämmlinge aufgliedert. Wenn sich unter der Gabelung sogenannte "Ohren", also beidseitige Ausbuchtungen, bilden, können leicht Risse entstehen, deren Entwicklung man regelmäßig kontrollieren muss und die zu einem Kronenbruch führen können. Bei akuter Gefahr im Verzug darf ein Baum auf privatem Grund gefällt werden. Ansonsten sind Bäume in der Kernstadt, der Gartenstadt und im Gewerbegebiet der Stadt Bad Wörishofen ab einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern, in einem Meter Höhe gemessen, durch die städtische Baumschutzverordnung geschützt, erklärt Honner. Diese Bäume dürfen dann nicht einfach gefällt werden. 

    "Bei allen Bäumen, die mehr als 80 Zentimeter Umfang haben, stehen wir beratend zur Seite, welche Maßnahmen an diesem Baum gemacht werden müssen, wenn Mängel erkennbar sind". Die Bürgerinnen und Bürger können sich in solchen Fällen direkt beim Gartenbauamt unter der Telefonnummer 08247/9690600 melden. 

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    Die heftigen Schneefälle haben das Unterallgäu in ein Wintermärchenland verwandelt. Ein Spaziergang in Bildern.

    "Zur Beurteilung von Bäumen gehört viel Erfahrung, die wir mit der Zeit aufgebaut haben", sagt Andreas Honner. Bei einer Baumkontrolle müsse man stets eine Checkliste abarbeiten und den Wurzelbereich, den Stammfuß, den Stamm und die Krone mittels verschiedener Parameter mit Schulnoten bewerten. Die Bewertungen werden im digitalen Baumkataster der Stadt erfasst, so dass gefährdete Bäume jederzeit angezeigt werden können. Ab der Note vier seien Maßnahmen erforderlich, die Note fünf bedeute sofortigen Handlungsbedarf. "Wenn wir eine sechs entdecken besteht eine akute Gefahr und wir müssen so lange stehen bleiben, bis die Maßnahme durchgeführt ist." 

    Zuständig für Baumfällungen in Bad Wörishofen ist die Gartenbauabteilung

    Bäume, die keine akute Gefahr mit sich bringen und auf gärtnerisch genutzten Flächen stehen, dürfen nur zwischen dem 1. Oktober und dem 1. März gefällt werden, erklärt Honner. Zuständig für die Baumfällungen an allen öffentlichen Straßen und Grünflächen sei die Gartenbauabteilung, außerhalb der Dienstzeiten springe in Notfällen die freiwillige Feuerwehr ein. Trotz vermehrt notwendiger Fällungen werde der Baumbestand in Bad Wörishofen erhalten, denn: "Für jeden gefällten Baum pflanzen wir zwei nach". 

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