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Bad Wörishofen: Staatshilfen tröpfeln nur: Jede Woche Lockdown kostet die Therme 250.000 Euro

Bad Wörishofen

Staatshilfen tröpfeln nur: Jede Woche Lockdown kostet die Therme 250.000 Euro

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    Der Therme Bad Wörishofen fehlen die Gäste. Die zweite Zwangsschließung in der Corona-Krise hat nach Aussage von Inhaber Jörg Umsatzverluste im zweistelligen Millionenbereich zur Folge.
    Der Therme Bad Wörishofen fehlen die Gäste. Die zweite Zwangsschließung in der Corona-Krise hat nach Aussage von Inhaber Jörg Umsatzverluste im zweistelligen Millionenbereich zur Folge.

    Normalerweise ist es um diese Jahreszeit in der Therme Bad Wörishofen rappelvoll. Doch in der Corona-Krise darf das Großbad nicht öffnen, nun bereits seit 200 Tagen. In diesen 200 Tagen mache die Therme normalerweise mehr als zehn Millionen Euro Umsatz, sagt Inhaber Jörg Wund. Die Einnahmen fehlen nun, ein Großteil der Betriebskosten fällt aber weiterhin an. Ein enormer Schaden droht. Wund hatte sich auf die angekündigten Staatshilfen verlassen – und sieht sich nun enttäuscht.

    Die Therme Bad Wörishofen läuft im Notbetrieb, am Sonntag, 7. Februar, waren es 200 Tage. Es ist in der Corona-Krise bereits die zweite Zwangsschließung, die Wund bewältigen muss. 102 Tage war das Bad im vergangenen Jahr bereits zu. Die Situation ist angespannt. „Die Rücklagen schwinden und die bisher erfolgten Finanzhilfen sind lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein“, schildert Wund. „Wir sitzen im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen. Das ist sehr frustrierend.“

    2019 waren 740.000 Badegäste in der Therme in Bad Wörishofen

    Wund erinnert daran, dass das Großbad in den 17 Jahren des Bestehens stets auf Hochbetrieb lief. Störungen wurden über Nacht behoben und Reparaturen in den frühen Morgenstunden ausgeführt, um den Gästen „nicht eine Schließstunde zumuten zu müssen“, sagt er. 2019 besuchten 740.000 Badegäste die Therme Bad Wörishofen. Sie ist eine der größten Freizeitattraktionen in Schwaben. Nun herrscht stattdessen Stillstand. Wund spricht von einer großen finanziellen Herausforderung. „Eine Therme kann nicht einfach abgeschaltet und die Kosten auf Null runtergefahren werden“, verdeutlicht er. „Ohne die entsprechende Wärme gehen Hunderte wertvoller Palmen ein.“

    Deshalb müssten zum Heizen und zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit auch alle Lüftungsanlagen auf 22 Grad Celsius durchlaufen. „Nur so bleiben die Südseepalmen gesund und größere Gebäudeschäden können vermieden werden“, sagt Wund. Die komplette Schwimmbadtechnik läuft ebenfalls rund um die Uhr, um die Wasserhygiene zu erhalten und teure Standschäden zu verhindern. „Auch hier kann die Temperatur nicht zu weit abgesenkt werden, da sich ansonsten – insbesondere im Außenbereich – die Beckenfliesen lösen“, sagt Wund. Obwohl keine Badegäste in die Therme dürfen, ist sie zudem nicht menschenleer. Techniker, Gärtner und die Teamleitungen sind im Einsatz. „Dementsprechend laufen 65 Prozent der Betriebskosten weiter und das ohne jegliche Einnahmen“, schildert Wund das Problem.

    Statt 75 Prozent werden derzeit 0,6 Prozent des Umsatzes bezahlt

    Die von der Bundespolitik zugesagten November- und Dezemberhilfen seien bis heute lediglich als Abschlagszahlungen in Höhe von 60.000 Euro eingegangen, berichtet Wund. Das entspreche 0,6 Prozent statt der zugesagten 75 Prozent des Umsatzes im Vorjahreszeitraum. „Die Abschlagszahlungen decken die aktuellen Betriebskosten für zwei Tage“, rechnet Wund vor. Für die weiteren 198 Schließtage habe er angesparte Rücklagen aus über zehn Jahren einsetzen müssen.

    Hier kam dem Schwaben Wund seine Sparsamkeit zugute. Durch vernünftiges Wirtschaften habe er diese Rückstellungen bilden können. Gedacht war das Geld allerdings für neue Attraktionen und Erweiterungen. „Wenn die zugesagten Hilfen nicht fließen, droht nach derzeitigem Stand ein Millionenverlust in der Bilanz“, stellt er fest.

    Wund erinnert daran, dass er seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 auch viel Geld in die Umsetzung und Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln investiert habe. „Ein Reservierungssystem wurde programmiert, Bodenmarkierungen, Trennwände, Desinfektionsmittelspender, Abstandshalterungen in den Becken zum Schutz der Gäste angebracht“, berichtet er. „Der letzte Sommer hat gezeigt, dass das Schutzkonzept funktioniert.“

    Jörg Wund
    Jörg Wund

    Thermenchef Wund: Bäder und Saunen sind gut für die Gesundheit

    Erneut betont Wund, dass es auch aus wissenschaftlicher Sicht in Bädern und Thermen kein erhöhtes Infektionsrisiko gebe. Er sieht die Thermen stattdessen als Teil eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes mit Thermalwasser und dem Effekt der Saunen.

    Jörg Wund hofft deshalb, dass die Thermen eine „individuelle Betrachtung“ erfahren, wenn es um die Frage geht, wann wieder eröffnet werden darf. Davon ist auch abhängig, wie es für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten in Erding und Bad Wörishofen weitergeht. Wund ist der Auffassung, dass die Thermen zeitgleich mit der Wiedereröffnung der Gastronomie aufmachen müssen. Zuvor geht es aber weiterhin ums Geld vom Staat. „Besonders ärgerlich“ nennt der Thermenchef dabei, dass sich seit der Beantragung der Hilfen im November und Dezember „die Antragsbedingungen mehrfach geändert“ hätten. Selbst jetzt im Februar gebe es noch kein Formular, um die Gelder zu beantragen, kritisiert Wund.

    Was der Inhaber der Therme in Bad Wörishofen und der größten Therme der Welt in Erding ebenfalls nicht nachvollziehen kann: Die Thermenwelt Erding und das Hotel Victory zusammen würden in Sachen Staatshilfe mit der Therme Bad Wörishofen als ein „verbundenes Unternehmen“ gelten. Die Folge: Die Betriebe könnten „nur einmal die weit unter dem Bedarf gedeckelten Zahlungen“ beantragen. Nach Wunds derzeitigem Informationsstand fallen die Überbrückungshilfen III, die ab Januar gelten, noch „weit geringer aus“, wie er sagt. „Zudem ist die Beantragung noch nicht möglich und der Auszahlungszeitpunkt offen.“

    Wann die Therme Bad Wörishofen wieder öffnet, bleibt unklar

    Wann für die Therme Bad Wörishofen der zweite Lockdown enden wird, sei derzeit völlig unklar. „Nach allem was wir aus der Politik hören, könnte das Jahr 2021 für uns einen noch größeren wirtschaftlichen Schaden verursachen, als das vergangene“, sagt Wund. „Umso wichtiger ist die schnelle Auszahlung der Unterstützungen, um Unternehmen nicht zu gefährden.“

    Für die Therme Bad Wörishofen bedeute jede weitere Woche im Lockdown Kosten in Höhe von über 250.000 Euro.

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