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Bad Wörishofen: So retteten die Kellers das Landhaus Alfons in Bad Wörishofen

Bad Wörishofen

So retteten die Kellers das Landhaus Alfons in Bad Wörishofen

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    Silvia und Claus Keller haben mit immensem Aufwand ein besonderes Gebäude gerettet. Die Treppe ist noch original und stammt aus dem Jahr 1897.
    Silvia und Claus Keller haben mit immensem Aufwand ein besonderes Gebäude gerettet. Die Treppe ist noch original und stammt aus dem Jahr 1897. Foto: Donath

    Es gehört schon mehr als reine Begeisterung für alte Häuser dazu, um den gewaltigen Kraftakt zu stemmen, den sich Claus Keller und seine Frau Silvia in Bad Wörishofen vorgenommen hatten. Am Ende stand die Rettung eines bemerkenswerten Gebäudes der Bad Wörishofer Stadtgeschichte – und die Erfüllung eines Wohntraums.

    Die Kellers haben sich in das alte Landhaus Alfons verliebt, das vielen Bürgern und Gästen sicher noch als Gaststätte bekannt ist und als Stammtisch-Treff einiger bekannter Wörishofer. Das Gebäude liegt mitten in der Stadt, direkt am Bahnhof, gegenüber des Rathauses. Von Anfang an stand für die Kellers fest: Die ursprüngliche Fassade aus dem Historismus, einer Vorstufe des Jugendstils, muss erhalten bleiben. „Eigentlich herrschte zum Zeitpunkt des Baus schon der Jugendstil vor“, erklärt Claus Keller. „Aber auf dem Land war man etwas langsamer als in der Stadt und so wurden hier noch einige Gebäude im Stil des Historismus erbaut.“ Baustart für die Wiederbelebung des „Alfons“ war im Oktober 2018 und von da an kamen mehr oder weniger wöchentlich Probleme auf das Ehepaar zu, mit denen sie vorher nicht gerechnet hatten.

    Während der Sanierung des Landhaus Alfons bestand sogar einmal die Gefahr, dass das Nachbarhaus abrutschen könnte

    So waren die Fundamente unter den Eingangssäulen völlig marode. Weil die Kellers eine Tiefgarage bauen wollten, musste das komplette Haus unterfangen werden, also gegen Abrutschen oder Setzen abgesichert werden. Als ob es damit nicht genug wäre, bestand die Gefahr, dass sogar das Nachbarhaus abrutschen könnte. Als Folge ließen die Kellers auch dieses Gebäude unterfangen: „Zum Glück haben wir sehr tolerante Nachbarn, die nicht nur diese Beeinträchtigung mitgetragen, sondern uns auch sonst keine Steine in den Weg gelegt haben.“ Dieser ganze Aufwand nur für die Tiefgarage? Hat sich das gelohnt? Von Keller kommt ein ganz klares „ja“. „Wir haben das Problem endlos diskutiert; Stellplätze vor dem Haus hätten den Blick auf das Ensemble zu sehr beeinträchtigt. Letztlich war das die beste Lösung, die jetzt ausreichend Platz bietet.“

    Das Landhaus Alfons glänzt im Sommer nicht nur mit seiner bemerkenswerten Fassade, sondern auch mit einem sehenswerten Garten.
    Das Landhaus Alfons glänzt im Sommer nicht nur mit seiner bemerkenswerten Fassade, sondern auch mit einem sehenswerten Garten. Foto: Donath

    Die nächsten ungeplanten Überraschungen waren die Erneuerung von Teilen des Dachstuhls und das Entfernen der Fehlböden. „Letztere hätten das optimale Ergebnis der Fußbodenheizung beeinträchtigt – also mussten alle Decken zwischen Keller und erstem Stock entfernt werden.“ Der Vorteil ist nun, dass es im Erdgeschoss keinen Sturz gibt, und der große Wohn- und Essbereich dadurch sehr gewonnen hat. „Wir mussten immer entscheiden –nehmen wir die Toplösung oder bauen wir möglichst günstig und fangen in einigen Jahren wieder an nachzubessern“, schildert Keller. Nachdem das Haus für die beiden immer schon ein Liebhaber- und nie ein Renditeobjekt war, fiel die Entscheidung leicht. Auch wenn die Baukosten am Ende fast doppelt so hoch waren wie geplant.

    Silvia Keller hat das Landhaus Alfons in Bad Wörishofen liebevoll dekoriert

    Im gesamten Erdgeschoss wurde eine Akkustikdecke eingezogen, die sich optisch nicht von einer normalen Decke unterscheidet, den Schall aber erheblich dämpft, was bei einer Raumgröße von 120 Quadratmetern durchaus von Vorteil ist. Die Fensterfront im Wintergarten ist nicht nur rahmenlos, sondern auch eine Spezialanfertigung aus Frankreich. Sogenanntes Weißglas sorgt dafür, dass die Farben in den Räumen genauso aussehen wie bei Tageslicht. Eine Scheibe wiegt zwischen 500 und 600 Kilogramm und auch hier gab es Probleme – die Lieferung musste zweimal nachgebessert werden.

    Auch bei der Inneneinrichtung, die durch eine Mischung aus hochwertigen antiken Möbeln und modernen Elementen besticht, hat das Ehepaar Wert darauf gelegt, dass sich Funktionalität und Gemütlichkeit die Waage halten. Mit viel Liebe zum Detail hat Silvia Keller das Haus dekoriert und die antiken Stücke gekonnt in Szene gesetzt. Die großzügige Küche mit Küchenblock ist ein Traum für jeden Koch und mit allen technischen Raffinessen ausgestattet. Der Essbereich geht in den voll verglasten Wintergarten über, hier haben auch die beiden Hunde ihren Platz.

    Das Innere des Landhauses Alfons ist jetzt eine weitläufige Wohnfläche, die mit allerhand Raffinessen aufwartet.
    Das Innere des Landhauses Alfons ist jetzt eine weitläufige Wohnfläche, die mit allerhand Raffinessen aufwartet. Foto: Donath

    Wohlige Wärme spendet jetzt im Winter ein Bullerjahn, ein klassischer Werkstattofen, der selbst große Räume schnell aufheizt. „Ein Kachelofen hätte wie ein Raumteiler im offenen Wohnbereich gewirkt – und nachdem der Ofen wie ein Motorblock aussieht, war mein Mann sofort begeistert“, erzählt Silvia Keller augenzwinkernd. „Bevor er mir noch ein Auto ins Wohnzimmer stellt…“

    Die freitragende Treppe ist das einzige Originalteil, das noch an das alte Landhaus Alfons erinnert

    Besonderen Wert legte das Ehepaar darauf, dass die freitragende Treppe aus dem Jahr 1897 erhalten blieb – sie ist ein besonderes Schmuckstück und wurde schon von mehreren Experten begutachtet, die alle nicht genau sagen konnten, wie diese konstruiert wurde. Sie ist das einzige Originalteil, das innen noch an das alte Landhaus erinnert. Erbaut wurde das Gebäude 1897 von Leonhard Huber als Wohnhaus, im selben Jahr wurde Sohn Alfons geboren, der zum Namensgeber des Hauses wurde. Nach dem Tod von

    Hinter dem Landhaus Alfons ist eine kleine Oase der Ruhe entstanden. Auch ein Schwimmteich gehört dazu.
    Hinter dem Landhaus Alfons ist eine kleine Oase der Ruhe entstanden. Auch ein Schwimmteich gehört dazu. Foto: Donath

    Von Silvia Keller geplant wurden die Gartenanlagen, die im zur Straße liegenden Bereich im Sommer ein echter Hingucker sind. Eine Wohlfühloase haben sich die beiden im rückwärtigen Teil des Gartens geschaffen – direkt vom Wintergarten geht es auf eine Terrasse und von dort aus zu einem Schwimmteich. Eingezogen sind die beiden am letzten Tag vor dem ersten Lockdown und sind sich einig: Der immense Aufwand hat sich nicht nur deshalb gelohnt, weil ein ganz besonderes Gebäude in Bad Wörishofen erhalten werden konnte, sondern weil sich beide hier ein gemütliches Zuhause geschaffen haben, in dem sie sich zusammen mit ihren Vierbeinern rundum wohlfühlen.

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