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Bad Wörishofen: Rosenkranzbruderschaft Bad Wörishofen steht vor bedeutendem Jubiläum

Bad Wörishofen

Rosenkranzbruderschaft Bad Wörishofen steht vor bedeutendem Jubiläum

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    Horst Waibel hält im Bad Wörishofer Kloster die Erinnerung an die Rosenkranzbruderschaft aufrecht. Hier hält er einen der 15 Bruderschaftsstäbe mit Mäntelchen.  
    Horst Waibel hält im Bad Wörishofer Kloster die Erinnerung an die Rosenkranzbruderschaft aufrecht. Hier hält er einen der 15 Bruderschaftsstäbe mit Mäntelchen.   Foto: Helmut Bader

    Dass es in Bad Wörishofen eine Rosenkranzbruderschaft gibt, ist sicher nicht mehr vielen bekannt. Die Bruderschaft führt auch ein ziemlich zurückgezogenes Leben, meist innerhalb der Klostermauern und der Klosterkirche. Aus der Geschichte Bad Wörishofens ist sie aber kaum wegzudenken. Die

    Horst Waibel ist es zu verdanken, dass diese Gemeinschaft, die auf eine etwa vier Jahrhunderte alte Tradition verweisen kann, nicht ganz in Vergessenheit gerät. Heute gehören ihr immerhin noch etwa 30 Mitglieder, nicht nur aus Bad Wörishofen, an. Die Bruderschaft bereitet sich auf ein wichtiges Jubiläum in wenigen Wochen vor. Im Jahr 2024 jährt es sich zum 300. Mal, dass die Bruderschaft, die vormals in der Pfarrgemeinde von St. Justina aktiv war, in das Kloster von Bad Wörishofen umzog. Deshalb ist das auch heute noch ein bemerkenswertes Bindeglied zwischen der Gemeinde und dem Kloster der Dominikanerinnen. 

    Ein Blick in die Entstehung und Historie lohnt sich auf alle Fälle, zumal das Jubiläum im nächsten Jahr durchaus begangen werden soll. Auch Sebastian Kneipp spielt dabei, wie bei so vielem in Wörishofen, eine entscheidende Rolle. 

    Bruderschaften besaßen in der Geschichte der Katholischen Kirche einst eine große Bedeutung. Sie gehen ursprünglich zurück bis in Mitte des 17. Jahrhunderts. Als Gründungsjahr in Kirchdorf zum Beispiel gilt das Jahr 1626.

    In Bad Wörishofens Bruderschaften waren einst mehr Menschen versammelt, als der Ort Einwohner hatte

    Ihre Blütezeit erlebten sie im Zusammenhang mit der Gegenreformation, als es im 17. und 18. Jahrhundert eine echte Gründungswelle gab. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Rosenkranzbruderschaft von Bad Wörishofen. Daneben gab es in Wörishofen über lange Zeit auch noch eine Sakramentsbruderschaft in der Pfarrei St. Justina. Beide arbeiteten eng zusammen und beteiligten sich gemeinsam an den jeweiligen Feiern zu Fronleichnam, an Monats-Prozessionen oder Marienfeiertagen. Welche Bedeutung sie hatten, zeigt eine Statistik aus den Jahren von 1780 bis 1885 in der 3000 Neuaufnahmen und 3500 Verstorbene verzeichnet sind. In diesen Zeiten waren es stets etwa 1000 Mitglieder, also mehr als die Einwohnerzahl, denn Mitglieder waren auch viele auswärtige Personen.

    Die Gemeinschaften war klar strukturiert mit Vorsitzendem (Präfekt), zwei Stellvertretern, Sekretär und zwölf Ratgebern, sowie einer absoluten Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Die Verhaltensweisen waren durchaus anspruchsvoll. Die Mitglieder waren verpflichtet, in der Woche drei Rosenkränze mit 15 Ave Maria und zehn Vaterunser zu beten und einen „erbaulichen Lebenswandel mit steter Nachahmung der Tugenden Mariens“ zu führen. Äußere Kennzeichen waren Fahnen, jeweils 15 Bruderschaftsstäbe mit Mäntelchen und verzierte Schild mit Kerzenhalter. 

    Die Utensilien der Bruderschaft lagern in einem prächtigen Schrank im Kloster von Bad Wörishofen

    Nach der Errichtung des Dominikanerinnenklosters in Wörishofen verlegte die Rosenkranzbruderschaft im Jahre 1724 ihr Domizil von der Pfarrkirche in das Kloster, wo noch heute ihre Utensilien in einem großen Schrank untergebracht sind. Umso mehr war sie nun Bindeglied zwischen den in Klausur lebenden Schwestern und der Pfarrgemeinde. 

    Einen großen Einschnitt brachte dann das Jahr 1802 mit der Säkularisation. Dem Kloster drohte zunächst die Aufhebung, doch durften noch vier Schwestern den Betrieb aufrechterhalten. Es durfte jedoch keine geistliche Betreuung der Bruderschaft mehr geben, es gab Einschränkungen beim Auftreten, und Prozessionen durften nur noch an Fronleichnam stattfinden. Dennoch existierten in Wörishofen noch im Jahre 1827 beide Bruderschaften. Das Hauptfest wurde jeweils am Rosenkranzsonntag gefeiert. Mit der Wiedereinrichtung des Klosters im Jahre 1842 erlebten auch die Bruderschaften erneut einen Aufschwung. 

    Mit Pfarrer Sebastian Kneipp erlebten die Bruderschaften in Bad Wörishofen einen erneuten Aufschwung

    Als Pfarrer Sebastian Kneipp 1855 nach Wörishofen kam, trug er sich selbst in die Listen der „Vereinigten Bruderschaften“ ein. Somit dürfte die Sakramentsbruderschaft in der Rosenkranzbruderschaft aufgegangen sein. Aber erst ab der Übernahme der Pfarrei 1881 widmete sich Kneipp verstärkt diesem Thema, organisierte eine Neueinschreibung mit ihm selbst als der Nummer 1. Mitglieder aus den Adelshäusern Europas animierte er erfolgreich dazu, der Rosenkranzbruderschaft beizutreten. Es fanden wieder Prozessionen am Rosenkranzfest im Oktober und an den Monatssonntagen in der Klosterkirche statt. Die Männer trugen die Stäbe, die Frauen die Schilde. 

    Doch mit dem 20. Jahrhundert und wohl nicht zuletzt auch wegen der beiden Weltkriege ließ die Mitgliederzahl immer mehr nach und damit auch die Bedeutung der Rosenkranzbruderschaft. Seit 1965 wurde nur noch ein Gottesdienst am Rosenkranzsonntag in der Klosterkirche, verbunden mit der Jahresmesse für die Verstorbenen gefeiert. 

    Reinhold Schwarz, der jüngst den Jahres-Gottesdienst der Bruderschaft hielt, trug sich dabei auch gleich als neues Mitglied ein. Heute erinnert noch der Seelenrosenkranz und das Rosenkranzgebet an die Tradition. 

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