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Bad Wörishofen: Rätschen in Bad Wörishofen: Klappern für das Evangelium

Bad Wörishofen

Rätschen in Bad Wörishofen: Klappern für das Evangelium

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    Sie haben für ihren Einsatz am Karfreitag und am Karsamstag schon geübt: Lisa Vögele, Kathrin Holzleitner, Flavia Paul, Paula Scholz, Judith Holzleitner und Johanna Vögele von den Ministrantinnen und Ministranten der Pfarrei Sankt Justina.
    Sie haben für ihren Einsatz am Karfreitag und am Karsamstag schon geübt: Lisa Vögele, Kathrin Holzleitner, Flavia Paul, Paula Scholz, Judith Holzleitner und Johanna Vögele von den Ministrantinnen und Ministranten der Pfarrei Sankt Justina. Foto: Bernhard Ledermann

    Nicht überall sind sie wohlgelitten. Manche schütteln den Kopf oder halten sich die Ohren zu, wenn die Ministrantinnen und Ministranten mit Rätschen durch die Bad Wörishofer Innenstadt ziehen. Andere freuen sich über den besonderen Lärm und denken an die eigene Kindheit zurück, als sie selbst beim Rätschen dabei waren.

    Manch einer zückt das Smartphone, um das Rätschen zu filmen. Kleine Holzhämmer schlagen beim Drehen einer Kurbel gegen einen Holzkörper. In der schnellen Abfolge entsteht ein lautstarkes, krachendes Geräusch. Dass das Klappern und Schlagen der Holzrätschen alles andere als ein Wohlklang ist, bestreiten die Ministrantinnen und Ministranten gar nicht. Der nüchterne Schall ersetzt bewusst den Wohlklang der Glocken. „Sie läuten an den Kartagen nicht“, weiß Paula Scholz.

    Das Schweigen der Glocken ist ein Zeichen der Trauer über den Tod Jesu. Die Glocken verstummen nach dem Glorialied der Messe zum letzten Abendmahl Jesu am Gründonnerstag. Dass die Glocken dann nach Rom fliegen, sagt der Volksmund. Erst zum feierlichen Glorialied in der Osternacht würden sie von ihrer Reise zurückkehren, wird in der Volkslegende fantasiert. Unbestritten ist, dass das Geläut aussetzt und die Rätschen als Ersatz verwendet werden.

    Zu diesen Zeiten ziehen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Rätschen durch Bad Wörishofen

    „Die Rätschen sind ein Hinweis darauf, dass es Karfreitag oder Karsamstag ist“, erklärt Diakon Filip Bäder, der die Ministrantinnen und Ministranten an den beiden Kartagen von elf bis zwölf Uhr beim Zug mit den Rätschen begleiten wird. Der Diakon der Pfarreiengemeinschaft Bad Wörishofen betrachtet die Rätschaktion als ein christliches Zeugnis. Die Kinder würden der Öffentlichkeit zeigen, dass die Christen in der Karwoche bis hin zum Osterfest den Weg Jesu „mitgehen“.

    Für die kirchlich engagierten Kinder und Jugendlichen ist das Rätschen eine lieb gewonnene Tradition. „Es gehört zu Ostern einfach dazu“, meint Johanna Vögele. Ihre Schwester Lisa schätzt das Beieinandersein. In Gemeinschaft begehen die Ministrantinnen und Ministranten die Kar- und Ostertage. „Es ist der Höhepunkt des Ministrantenjahres“, betont Johanna Vögele. In diesem Jahr sammeln die Kinder und Jugendlichen bei ihrem Zug durch die Innenstadt Spenden für die Ukraine. Die Sankt-Justina-Ministranten schließen sich der diözesanen Rätschaktion an. Die Einnahmen aus der Aktion kommen der Ordensgemeinschaft der „Sisters of the Holy Family“ in Lemberg im Westen der

    Der Krieg in der Ukraine berührt auch die Jugendlichen in Bad Wörishofen

    „Ich finde es gut, wenn die Kirche sich in schwierigen Situationen mit der Welt solidarisch zeigt“, meint Kathrin Holzleitner, die die Nachrichten aus der Ukraine ähnlich wie die anderen Ministrantinnen als bedrückend empfindet. „Am Anfang haben wir den Krieg viel in den sozialen Netzwerken verfolgt“, berichtet Judith Holzleitner und Lisa Vögele ergänzt, dass auf dem Internetkanal Tiktok zuletzt viele Kriegsvideos zu sehen gewesen seien. „Aber auch viele Fakes“, also Fälschungen, berichten andere Ministrantinnen. Eine lebhafte Diskussion entspinnt sich bei der Vorbereitung der Rätschaktion. An den Krieg in Europa hätten sich viele inzwischen fast schon gewöhnt, meint

    Das Klappern der Rätschen soll diesmal auch an die vielen Toten des Krieges in der Ukraine erinnern

    „Darüber reden hilft“, sagt Kathrin Holzleitner. Aber auch die Beteiligung an Hilfsaktionen tut den Kindern gut. „Wir planen einen Spendenlauf“, erzählt Lisa Vögele. Paul Scholz hat mit ihrer Klasse einen Kuchenverkauf durchgeführt und die Einnahmen an die Ukraine-Hilfe weitergeleitet. Mit dem Rätschen wollen die Ministrantinnen und Ministranten in diesem Jahr ein doppeltes Hoffnungszeichen setzen: einerseits, indem sie Spenden sammeln und weiterleiten. Andererseits mit dem Verweis auf ihren Glauben. Die Ministrantinnen und Ministranten verstehen das Klappern der Rätschen in diesem Jahr auch als Erinnerung an die vielen Kriegstoten. Doch dem Karfreitag folgt der Ostersonntag. „Ostern bedeutet Hoffnung und Neuanfang“, sagt Kathrin Holzleitner. „Die Hoffnung auf Frieden“, ergänzt ihre Schwester Judith. Johanna Vögele stellt fest: „Durch die Auferstehung Jesu können die Menschen in der Ukraine hoffen. Es gibt ja doch noch etwas, woran wir glauben können.“

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