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Bad Wörishofen: Pendler in Bad Wörishofen sind vom erneuten Streik der Lokführer genervt

Bad Wörishofen

Pendler in Bad Wörishofen sind vom erneuten Streik der Lokführer genervt

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    Heribert Förster pendelt seit 26 Jahren von Bad Wörishofen zu seiner Arbeitsstelle nach Augsburg und blickt dem erneuten Streik - wie viele andere - genervt entgegen. 
    Heribert Förster pendelt seit 26 Jahren von Bad Wörishofen zu seiner Arbeitsstelle nach Augsburg und blickt dem erneuten Streik - wie viele andere - genervt entgegen.  Foto: Kathrin Elsner

    "GDL-Streik: Bahnverkehr massiv beeinträchtigt" ist schon am Montagabend als Laufschrift auf der Anzeigetafel des Bahnhofs von Bad Wörishofen zu lesen. Die Lokführergewerkschaft hat ab Mittwoch zum sechstägigen Streik im Personenverkehr aufgerufen. Heribert Förster pendelt seit 26 Jahren von der Kneippstadt nach Augsburg. Der erneute Streik stoße auf nicht viel Verständnis unter den Fahrgästen, sagt er: "Es nervt eigentlich alle". 

    Bei nasskaltem Winterwetter fährt der Regional-Express aus Augsburg in Bad Wörishofen ein. Aufgrund des Sackbahnhofs muss der Lokführer in den Führerstand am anderen Ende des Zugs wechseln. "Ich sollte schon wieder weiterfahren", sagt er sichtlich gestresst. Als wir ihn nach einem Kommentar zum erneuten Streik fragen, winkt er ab und geht. Der Zugbegleiter ist entspannter. "Man hätte schon früher etwas machen sollen", ist er überzeugt. "Die Jugend heute stellt einfach andere Forderungen, zu den bestehenden Bedingungen will da niemand mehr arbeiten". Fahrgast Heribert Förster ist aus dem Zug gestiegen und setzt sich noch kurz in den Warteraum des Wörishofer Bahnhofs. "Dass ab Mittwoch wieder gestreikt wird, tut weh", sagt der langjährige Pendler. "Da bleibt mir nichts anderes übrig, als mit dem Auto zu fahren, das ist nicht umweltbewusst und nachhaltig, aber was will ich denn machen." Aus dem Homeoffice könne er nur begrenzt arbeiten, erzählt er. 

    Die Stimmung unter den Fahrgästen sei "bedingt gut". Man habe ein gewisses Verständnis, aber da innerhalb so kurzer Zeit wieder gestreikt wird und die Deutsche Bahn der GDL bereits ein Angebot gemacht habe, halte sich das Verständnis mittlerweile in Grenzen. Andere Fahrgäste in Bad Wörishofen äußerten sich ähnlich. Die Bahn ist in Bad Wörishofer weiter wichtig. Sie befördert nicht nur Pendler, auch viele Kurgäste und Urlauber nutzen weiterhin die Bahn, um nach Bad Wörishofen zu gelangen. 

    In der Schweiz funktioniere der Bahnverkehr "unheimlich gut", hat Pendler Heribert Förster aus Bad Wörishofen festgestellt

    Wie ist es überhaupt, jeden Tag so weit pendeln zu müssen? "Wenn alles pünktlich abläuft, ist es für mich kein Problem", sagt Förster, meistens nutze er die Zeit zum Lesen. Von der Haus- bis zur Bürotür brauche er rund 90 Minuten. Von der Bahn allgemein würde er sich mehr Pünktlichkeit und bei Zugausfall mehr Informationen wünschen. "Ich bin vor zwei Jahren in der Schweiz Zug gefahren, es ist unheimlich, wie gut es dort klappt", sagt er mit einem Augenzwinkern. 

    Als Gründe für die Unpünktlichkeit der Bahn sieht er unter anderem die Vernachlässigung des Bahnnetzes und die dadurch entstandenen vielen Baustellen. Doch es gibt aus seiner Sicht noch eine andere Schwierigkeit: "Mit dem 49-Euro-Ticket kippt die Politik mehr oder weniger das Problem in die Bahn rein, die Kapazität hat die Bahn nicht." Die Zugbegleiter täten ihm oft leid, gibt er zu bedenken, aufgrund der jahrzehntelangen Fahrten habe er auch viel Verständnis für ihre Situation entwickelt. 

    Am Bad Wörishofer Bahnhof gibt es noch ein anderes Problem, wird schnell deutlich

    Die freundliche Mitarbeiterin eines der Geschäfte im Bahnhof bekommt von den Streik-genervten Pendlern nicht viel mit, benennt jedoch ein anderes Problem am Wörishofer Bahnhof. "Zu uns kommen viele verzweifelte Senioren, die es nicht schaffen, sich ein Ticket zu kaufen", berichtet sie. Die Handhabung des Video-Reisezentrums, das zudem nur beschränkte Öffnungszeiten habe, und des Fahrkartenautomaten sei für viele ältere Menschen offenbar schwierig. Eine für einen Kurort wie Bad Wörishofen eigentlich untragbare Situation, findet sie, da es keine alternative Möglichkeit mehr gibt, in einem Reisebüro eine Fahrkarte zu kaufen. 

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