Zuletzt war es etwas ruhig geworden um die traditionelle Immobilie des Café Matzberger an Bad Wörishofens Denkmalplatz. Im Jahre 1900 erbaut, hat sie die ganze Entwicklung der Stadt im letzten Jahrhundert erlebt und manch stürmische Zeiten mitgemacht. Nun soll das Ensemble für einen hohen Millionenbetrag verkauft werden.
Die Vergangenheit des Matzberger-Gebäudes ist bewegt. Gedacht sei nur an den Zweiten Weltkrieg, als sich die Bomberpiloten des Flugplatzes von Bad Wörishofen am Abend dort trafen, wobei es zuweilen sehr stürmisch zugegangen sein soll. Danach war es der zentrale Ort am Denkmalplatz neben der Kneippbüste, wo man sich zum Kaffeetrinken oder auch zum Tanz traf. Vor einigen Jahren nun verkaufte es die Familie Ecoffey, die Nachfahren der Matzbergers, die in der Schweiz wohnen.
Das Matzberger in Bad Wörishofen hat zwischenzeitlich etliche Pächter gesehen und war oft geschlossen
Das Café, das zwischenzeitlich etliche Pächter gesehen hatte und oft geschlossen war, öffnete mit einem neuen Pächter und neuer Konzeption wieder die Pforten. In der Kneippstadt war dies mit Hoffnungen verbunden, denn das Traditionshaus liegt vor allem den älteren Wörishofern und den treuesten Gästen doch sehr am Herzen. Es stellt ein gutes Stück aus der goldenen Zeit der Kneippkur dar und war beliebter Treffpunkt. Deshalb wurde die Entwicklung stets aufmerksam verfolgt. Jetzt aber steht die Immobilie zum Verkauf. Als Verhandlungsbasis ist ein Preis von 6,5 Millionen Euro ausgelobt. Für rund 1,4 Millionen sei das Objekt zuletzt saniert und unter anderem mit einem neuen Dach versehen worden. Neben dem Café enthält das Gebäude 28 Zimmer. Dem Vernehmen nach soll es als Ganzes verkauft werden, sodass auch das beliebte Café erhalten bliebe, wenn es denn einen neuen Käufer und Pächter gäbe. Der bisherige hat es inzwischen schon wieder geräumt.
Das Matzberger erinnert an die goldene Zeit der Kneippkur in Bad Wörishofen
Betroffen davon ist auch die im Matzbergerhaus daneben eingezogene Gabi Esser mit ihrem Gummibärchenladen. Esser hat einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen, genau zu dem Zeitpunkt, als die Corona-Krise auftrat und ihr das Geschäft vermieste.
Zwar sei ihr der Vermieter in geringem Maße, wie sie berichtete, entgegengekommen, doch haben sich bei der Höhe der Pacht ihre Probleme keineswegs erledigt. Vor allem die Zeit von August bis September 2020, kurz nachdem sie gerade eröffnet hatte, verschwand ihr Laden gleich hinter einem großen Gerüst. Dies habe ihr sehr geschadet. Jetzt müsse sie sehen, wie es irgendwie weitergeht. Das frühere Modegeschäft Muzjak, das viele Jahre daneben untergebracht war, steht leer, der Betrieb ist umgezogen. Nun darf man gespannt sein, wie es mit diesem „ersten Haus am Platz“ weitergehen wird.
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